POV Shelby
Toni und ich sitzen an einem der blauen Tische in der Cafeteria. Es gibt nichts sonderlich Spannendes. Einfach nur Kartoffeln mit etwas Fleisch und Gemüse. Dahingegen ist Toni echt spannend für mich. Ich kann nicht aufhören sie einfach nur anzustarren. Sie trägt wieder diese Boxer-Braids, die ihr echt super stehen. Über gestern haben wir nicht wirklich groß gesprochen. Nur, dass der Kuss echt gut war. Ich mache mir nur leichte Sorgen darüber was die anderen vielleicht denken könnten. Vielleicht bin ich einfach nur paranoid, aber ich hatte das Gefühl, dass die anderen Mädchen nicht gerade begeistert davon waren.
Für einen Moment schaue ich vorbei an Toni, die ihr Essen relativ schnell isst im Vergleich zu mir. Olivia, Jane, Mary und Rachel kommen gerade von der Essensausgabe. Sie scheinen mich nicht zu sehen, also richte ich mich ein wenig mehr auf und lächle sie an. Rachel schaut zu mir rüber. So richtig lächelt sie nicht zurück. Ich meine sie lächelt, aber es ist ein falsches Lächeln. Dann gehen sie an unserem Tisch vorbei und setzen sich an einen anderen Tisch. Immer noch leicht verwundert schaue ich über meine Schulter hinter mich in Richtung Olivia. Sie ignoriert mich vollkommen. Die Einzige, die reagiert, ist Jane und sie schaut mich nur böse an. Habe ich irgendwas Falsches gemacht? Vielleicht haben sie uns tatsächlich nur übersehen.
„Was ist denn mit denen falsch?", Toni schaut leicht wütend in mein Gesicht, als ich mich zurückdrehe. Ich schüttle meinen Kopf und antworte: „Keine Ahnung. Die haben uns sicher nur übersehen". Ich versuche meine Aussage, die ich selbst nicht glaube, mit einem Lächeln zu stärken, aber Toni lässt sich nicht abbringen: „Falls das irgendwas mit Gestern zu tun hat, werde ich denen meine Meinung sagen!" „Bitte nicht. Das hat doch eh keinen Sinn." Kurz lege ich meine Hand auf Tonis und ziehe sie wieder weg, sodass es niemand sieht. Toni sollte sich nicht davon stören lassen. Es sind eh nicht ihre Freunde, sondern meine. Wenn, dann sollte lieber ich mit ihnen sprechen.
Nach dem Mittag gehe ich zur Toilette, weil ich mein Make-up auffrischen muss, aber auch weil ich mal muss. Ich gehe in die Kabine. Schon beim Reingehen habe ich gesehen, dass ich nicht alleine in der Toilette bin, ich wusste aber erst nicht, wer da sonst noch ist. Mich interessiert es auch ehrlich nicht. Dann aber höre ich wie das andere Mädchen: „schlampige Lesbe" sagt. Nicht laut, aber so dass ich es hören kann. Ich erschrecke mich total, bleibe aber ruhig. Sie meint doch nicht mich, oder? Sie wird über irgendwen anderes nachgedacht haben. Zumindest hoffe ich das. Als ich die Kabine verlasse und mir die Hände wasche, sehe ich, wie Jane die andere Kabine verlässt und mich gehässig anschaut. Sie wäscht sich selbst die Hände und als sie die Toilette verlässt wirft sie mir noch diesen Bitch-Blick zu.
Verdammt. Ich muss einfach herausfinden wen sie da meinte. Schnell gehe ich ihr hinterher. Sie geht echt schnell. Ist sie Sportlerin oder so was? Als ich sie einhole, fasse ich sie am Oberarm, sodass sie stehen bleibt uns sich umdreht. „Was, Shelby.", sie weiß schon, warum ich sie anspreche. „Wen meintest du in der Kabine?" „Ich weiß nicht, wovon du redest" „Tu nicht so. Du weißt, wovon ich rede, Jane. Steh zu deinem Scheiß.", ich werde schon wütend wegen Jane. Sie geht einen Schritt zurück und rollt mit den Augen: „Erst wenn du zu deinem Scheiß stehst, Shelby! Ich meinte dich. Hättest du dir denken können." Das trifft mich härter als ich es gedacht hätte. Ich hoffe einfach nur aus diesem Alptraum aufzuwachen. „Warum nennst du mich denn so? Was stimmt nicht mit dir!" „Was stimmt nicht mit DIR! Shelby du weißt, was du getan hast. Du und Toni? Da stimmt was ganz gewaltig nicht. Verdammt sie ist 'ne dreckige Lesbe, Shelby!" Ich antworte ihr nicht. Schaue einfach auf den Boden. Ich fühle mich als wäre das gerade nicht wahr. Dieses Gespräch ist ein Alptraum. Am liebsten würde ich jetzt einfach verschwinden, aber Jane redet weiter: „Ihr seid so plötzlich so gut befreundet, als sei das normal. Das ist es aber nicht. Man muss echt blind sein, um nicht zu sehen, dass da was zwischen euch läuft... echt, fahr zur Hölle Shelby!"
Ich sage wieder nichts. Ich will was sagen, aber ich wüsste nicht was. Sie hat ja recht. Da ist etwas zwischen mir und Toni. Dann fällt mir etwas ein: „Jane, was geht dich das überhaupt an? Selbst wenn da was zwischen uns wäre, hat dich das überhaupt nicht zu stören". Sie schaut noch wütender und antwortet mir, ohne zu zögern: „Also stimmt es, dass ihr was miteinander habt? Es geht mich was an, weil ich mit niemandem in derselben Kirche beten will, der einen Packt mit dem Teufel geschlossen hat!" Darauf kann ich nichts antworten. Was sollte ich schon antworten? Sie würde sowieso nie verstehen, dass es bloß Liebe ist. Es schadet Niemanden und mit dem Teufel hat das auch nichts zu tun. Als ich mich umdrehe, um zu gehen, ruft sie noch: „Ich bete für dich Shelby". Als ob beten etwas bewirken würde, bei solchen Dingen.
Das Gespräch wiederholt sich wieder und wieder in meinem Kopf. Ich melde mich bei der Krankenschwester ab. Ich sage ihr ich hätte Kopfschmerzen, was auch irgendwie stimmt. Nach diesem Gespräch dröhnt mir der Schädel. Was soll ich nur tun? Jane wird es sicher jedem erzählen. Wenn sich das rumspricht... ich weiß nicht was ich tun würde. Ich will jetzt einfach nur bei Toni sein. Es fällt mir schwer, jetzt nicht in Tränen auszubrechen. Es sind noch 2 Stunden bevor Toni Schluss hat. In der Schule kann ich aber nicht bleiben.
Ich entscheide mich in der Zwischenzeit in den Park zu gehen. Es dauert zwar eine halbe Stunde bis dorthin, aber ich habe auch insgesamt 2 Stunden, die ich jetzt allein mit irgendwas füllen muss. Im Park setze ich mich auf eine Bank. Ich bin komplett erschöpft. Ich fühle mich als müsse ich jetzt sterben. Wenn Jane es allen weitererzählt, werden sie mich nicht mehr so sehen, wie sie es sollten. Ich bin immer noch Shelby. Nur weil ich nicht perfekt bin, muss ich in die Hölle? Völlig erschöpft vergrabe ich meinen Kopf in meine Hände und lasse die Tränen einfach laufen. Ich will nicht anders sein.
Nach einigen Minuten höre ich den Ton meines Handys. Langsam richte ich mich wieder auf und schaue auf das Display. Toni hat mir geschrieben. Ohne zu zögern, öffne ich die Nachricht: „Wo bist du? Warum bist du nicht im Unterricht?" Ich warte kurz und überlege was ich schreibe, als eine zweite Nachricht kommt: „Ist irgendwas passiert?". Ich antworte ihr: „Ja, aber mach dir keine Sorgen. Ich habe mich krankgemeldet. Ich will, dass wir uns nach dem Unterricht bei dir treffen."
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Understood - The Wilds Fanfiktion
FanfictionDiese Geschichte ist eine Fanfiktion zur Serie "The Wilds" von AmazonPrime. Nachdem die Mädchen von der Insel nach hause kommen, tritt langsam der Alltag wieder ein. Toni und Shelby kommen, wie der Zufall es will, auf die selbe Schule, auch wenn sie...