POV Shelby
Zum Glück hat Toni mir ihr Fahrrad geliehen, sonst wäre ich ziemlich lang zu Fuß unterwegs gewesen. Irgendwie stört es mich jetzt aber auch, dass ich so schnell unterwegs bin. Ich weiß zwar nicht, wie schnell oder ob Jane dieses Gerücht von Toni und mir weitererzählt, aber mir ist ganz mulmig bei dem Gedanken, dass ich gleich meinem Vater in die Augen schauen muss. Ich will ihn einfach nicht enttäuschen, das hat er nicht verdient...
Mein Körper fühlt sich fast wie gelähmt an, als ich langsam unsere Haustür öffne. „Wieso bist du so spät zu Hause Shelby?", mein Vater steht sofort vor mir und hat seine Fäuste auf seine Hüfte gestemmt. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Am liebsten würde ich jetzt einfach ganz schnell wegrennen. Dann antworte ich doch: „Ich war noch bei Olivia. Wir haben zusammen Hausaufgaben gemacht." „Shelby... Komm mal mit ins Esszimmer. Ich möchte mit dir über etwas reden.", Er wirkt ganz anders als sonst. Gott, lass es bloß nicht das Thema sein, an das ich denke. Bitte lass uns nicht über das reden, was Jane vielleicht behauptet oder was ich getan oder nicht getan habe. Er geht, ohne zu zögern, in das Esszimmer und setzt sich an den Esstisch. Ich folge ihm und setze mich ebenfalls hin.
Für eine mir ewig lang vorkommende Minute sitzen wir nur still da und meine Befürchtungen fühlen sich immer realer an. Dann spricht er: „Jane hat angerufen..." NEIN. Innerlich fühle ich mich als würde ich gleich in Tränen ausbrechen, aber ich befinde mich irgendwie in Schockstarre. „Was... Was hat sie denn... erzählt?", frage ich schüchtern. „Stimmt es was sie mir erzählt hat Shelby?", jetzt zu antworten würde es nur schlimmer machen. Ich bleibe also einfach still und warte, als wüsste ich nicht, was er meint. „Shelby, Ich kann so eine Lebensweise nicht akzeptieren. Das ist eine Sünde! Verstehst du das denn nicht?", er fasst sich mit seiner Hand erst über den Mund und hält dann beide Hände vor seine Augen, als würde er es selbst nicht wirklich glauben wollen. Ich will nicht, dass er sich so fühlt. „Es tut mir Leid.", sage ich still und mir läuft eine Träne über die Wange. Länger kann ich es einfach nicht zurückhalten. „Also stimmt es...", er schaut mich an und wartet darauf, dass ich sage, dass Jane Schwachsinn erzählt hätte oder dass das alles nur ein übler Scherz war, aber ich kann ihn nicht länger belügen. Ganz leise, aber so dass er es hören kann antworte ich: „Ja", aber breche sofort in Tränen aus. Ich habe einfach nur Angst vor dem, was er tun wird.
Darauf sagt er aber erstmal nichts und wir sitzen nur da, ohne uns in die Augen zu schauen. Dann redet er aber doch noch: „Shelby. Entweder du kümmerst dich darum, dich zu ändern und dich bei Gott zu entschuldigen, oder du musst ausziehen..." Immer noch still antworte ich ihm: „Aber sowas lässt sich nicht ändern..." und wieder läuft mir eine Träne über die Wange. „Dann musst du gehen Shelby. Gott wird dich für diese Entscheidung bestrafen. Wenn du dich änderst, komm gerne zurück, aber wenn nicht... dann bleib bitte einfach weg. Dann kann ich dir nicht mehr helfen.", mit diesen Worten lässt er mich allein im Esszimmer und geht.
Ich sitze völlig allein da und lasse all diese Gefühle raus. Obwohl ich mich schrecklich fühle und stärker weine, als ich es gewollt habe, fühlt sich das ganze irgendwie erleichternd an. Aber wo soll ich hin, wenn ich ausziehen muss? Wie soll das nur klappen? Mein Kopf rattert ohne Pause und ich gehe in mein Zimmer, um Toni anzurufen.
Erst piept das Smartphone einige Male, aber dann geht sie ran. „Hey Toni... steht die Möglichkeit mit dem Übernachten noch?", meine Stimme klingt total verheult.
„Was ist denn passiert? Klar steht die Möglichkeit noch"
„Jane hat meinen Vater angerufen und es ihm erzählt. Toni, ich habe ihm die Wahrheit gesagt."
„Scheiße Shelby... Das tut mir so leid... Wie hat dein Vater denn reagiert?"
„Er meinte ich soll mich ändern oder ausziehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich mich nicht ändern möchte und dass man das nicht ändern kann."
„So etwas zu verlangen ist absurd. Komm einfach vorbei, Ich bin da für dich."
„Okay", sage ich noch recht still und lege auf. Es fühlt sich gut an, ihre Stimme zu hören, aber gleichzeitig muss ich dadurch noch mehr daran denken, dass mein Vater mich nicht mehr in seinem Haus haben möchte. Ich will wegen sowas nicht den Kontakt zu meiner Mutter und meinem Bruder verlieren. Aber anders wird es wohl nicht gehen. Ich fühle mich als müsste ich zusammenbrechen. Warum muss das mir passieren? Warum hast du mich so geschaffen Gott?
Ich packe ein paar meiner wichtigsten Sachen in zwei Taschen, die ich zu Toni mitnehmen möchte. Den Rest muss ich mir ein anderes Mal holen, wenn ich weiß, wo ich unterkomme. Ich trage meine Sachen nach unten. Ich bleibe vor der Haustür stehen und überlege, ob ich nicht noch was tun könnte. Dann gehe ich, ohne mich zu verabschieden, durch die Haustür nach draußen, befestige eine der Taschen am Gepäckträger von Tonis Fahrrad und setze mich dann mit der anderen Tasche aufs Fahrrad und fahre los. Ich schaue nochmal zurück und überlege, ob ich gerade das richtige tue, aber ich will hier gerade einfach nur weg.
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Understood - The Wilds Fanfiktion
FanfictionDiese Geschichte ist eine Fanfiktion zur Serie "The Wilds" von AmazonPrime. Nachdem die Mädchen von der Insel nach hause kommen, tritt langsam der Alltag wieder ein. Toni und Shelby kommen, wie der Zufall es will, auf die selbe Schule, auch wenn sie...