Teil 9 - Das andere Mädchen

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POV Shelby

„Ja die habe ich mir gestern neu gekauft", Olivia und ein paar der anderen Mitschüler des Religionskurses unterhalten sich über neue Klamotten und Ohrringe, die sie neu gekauft haben. „Die stehen dir recht gut", sage ich zu Olivia und denke heimlich an Toni. Wenn die wüssten, was zwischen uns ist oder war, dann würde ich einer derjenigen sein, die nicht mehr wissen, an welchen Tisch in der Cafeteria sie sich hinsetzen sollten. Ich will nicht, dass sie das wissen, ich wünschte nur Toni wäre hier.

„Hey, kann ich mich zu euch setzen?", mein Wunsch wird war und Toni steht plötzlich vor mir. Olivia guckt Toni an und sagt: „Ja, na klar" und Toni setzt sich mir gegenüber an den Tisch. Die anderen erzählen weiter über ihre neuen Sachen und kichern ein wenig. Ich bin aber in Gedanken und starre ein wenig mein Essen an. Plötzlich berührt mich etwas unterm Tisch am Bein. Ich erschrecke mich ein wenig, aber bleibe ruhig, damit ich hier keine Szene mache. Dann lehne ich mich etwas nach hinten und schaue nach. Toni hält ihr Bein gegen meins und als ich ihr ins Gesicht schaue schaut sie mich nur grinsend an. Ich versuche es zu ignorieren und esse normal weiter, aber Toni versucht immer weiter mich zu ärgern. Ich neige mich etwas nach vorne, „Toni was soll das", flüstere ich ihr zu und werfe ihr einen genervten Blick zu. Es ist wirklich schön, dass sie hier bei uns mit am Tisch sitzt, aber es ist so unnötig mich zu nerven. Toni schaut mich nun nicht mehr lächelnd an und ich merke nicht mehr, wie sie mir leicht gegen den Schuh tritt.

„Shelby, du solltest wirklich mal mitkommen zum Shoppen", Olivia schaut mich lächelnd an. Dann schaut sie Toni an und sagt: „Du auch Toni, also wenn du denn möchtest". „Joa von mir aus", sagt Toni und nun schauen alle mich an. „Klar, ich komme gerne mit", Ich hoffe bloß es wird nicht komisch mit Toni und den anderen.

Die Klingel ertönt und wir müssen wieder Richtung Unterrichtsräume. Alle stehen schnell auf und ich esse noch den letzten Rest, bis ich auch aufstehen möchte. Ich nehme mein Tablett und möchte aufstehen, als Toni ihre Hand auf meine tut. Sie sieht mir kurz in die Augen, was sich für mich wie Unendlichkeit anfühlt, bis sie selbst schnell aufsteht und wie die Anderen die Cafeteria verlässt. Ich stehe auch auf, räume das Tablett weg und gehe in Richtung des Englischraums.

Herr Gardner, steht schon an der Tafel und schreibt schon irgendetwas dran. Toni ist noch nicht im Raum, was mich etwas wundert, da sie eher losgegangen ist. Ich setze mich an meinen Platz als auch Toni reinkommt und sich genau neben mich setzt. Sie sagt und macht nichts. Trotzdem habe ich leichte Panik in mir. Ich liebe sie. Ich liebe sie wirklich, aber was ist, wenn die anderen das mit mir und ihr herausfinden?

Mitten im Unterricht schiebt mir Toni einen kleinen Zettel zu. Wieder einer dieser roten kleinen Notizzettel aus ihrem Mäppchen. Shelby, du musst dich akzeptieren, du bist wie du bist und das ist auch gut so. Versteht sie es doch nicht? Ich dachte sie kann verstehen, dass ich nicht so sein will. Mich nervt das irgendwie, also schreibe ich zurück: Ich dachte du verstehst mich... Ich schiebe ihr den Zettel rüber und warte darauf, dass sie ihn zurückschiebt. Herr Gardner steht vorne und erzählt irgendwas über irgendeine Zeitform, die wir neu lernen sollen. Toni schiebt den Zettel zurück: Gibt es denn wirklich niemanden, dem du es erzählen könntest... ich meine Olivia und so sind doch recht nett... Wenn sie wüsste. Die sind doch alle religiös und wenn sie es wüssten, würden sie glauben, dass ich in der Hölle lande. Ich schreibe zurück: Mein Vater ist auch nett, aber ich habe schonmal ein Mädchen geküsst und er hat es mitbekommen... Toni liest den Zettel und schaut mich etwas verwirrt an.

Wieder klingelt es und alle räumen ihre Sachen ein. Diesmal beeile ich mich auch. Ich versuche schnell den Raum zu verlassen, aber Toni geht genauso schnell direkt hinter mir. „Was war denn? Was hat er gemacht?", Toni versucht jetzt wirklich so leise zu sein, dass es niemand außer mir hören kann. Ich gehe immer noch recht schnell, nehme sie am Handgelenk und sage: „Komm mit". Ein paar Meter weiter verschwinden wir in dem Abstellraum in der Nähe der Haupttreppe der Schule. „Sie hieß Becca und sie war meine beste Freundin. Mindestens genauso religiös wie Ich, Olivia und die anderen. Dann habe ich mich in sie verliebt und als sie bei mir war, habe ich sie geküsst." Toni hört mir gespannt zu, während sie sich am Regal des Abstellraums anlehnt. „Genau dann kam mein Vater rein und später habe ich dann gesagt, dass Becca versucht hatte mich zu küssen, was nicht stimmte... Sie musste sich viel anhören und es wurde viel über sie geredet. Irgendwann wurde es zu viel und dann... hat sie sich das Leben genommen", ich bleibe ruhig, aber mir schießen die Tränen in die Augen und eine läuft über meine Wange. Toni umarmt mich ganz fest und es fühlt sich alles ein wenig weniger schlimm an. Es fühlt sich so richtig an, mit ihr fühle ich mich nicht mehr allein. „Das ist krass", sagt sie in der Umarmung, „das tut mir so leid. Das muss schrecklich gewesen sein" „Ja das war es", Ich genieße ihre Umarmung und spüre aufs Neue, wie sehr ich Toni liebe.

Dann löst sie sich wieder und schaut mich direkt an. Ich tupfe mir noch meine Tränen mit einem Taschentuch weg und als ich es in meine Tasche packe und an den Türgriff fasse, um wieder in den Gang zu gehen, unterbricht mich Toni und küsst mich. Ihre Lippen fühlen sich unfassbar gut an. Und sie riecht so gut. Dann hört sie auf und sagt: „Ich warte ein wenig". Und ich verlasse schnell den Raum.

Understood - The Wilds FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt