6. Kapitel

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Ich lief immer weiter in den Wald hinein. Nach geraumer Zeit konnte ich nicht mal mehr 2m weit sehen. Ich wurde langsamer und streckte meine Hände nach vorne, um nicht gegen einen Baum zu rennen.

Ich rannte schon seit Stunden. Ich fühlte mich wie am ersten Tag. Es war kalt, ich hatte hunger und ich hatte keine Ahnung wo ich war. Ich lief einfach weiter. Wohin? Keine Ahnung. Einfach gerade aus. Das war mein Plan. Es wurde mit der Zeit schon Morgen. Der Himmel färbte sich in ein morgentlich, rotes pink. Die Wolken, die in der Nacht über den ganzen Himmel verteilt waren, sind jetzt auch plötzlich weg. Dieser Ort...Diese Welt...verwirrte mich auf einem ganz neuem Level. Super! Grandios! Ich war in einem Wald, nicht wissend wie spät es war. Vielleicht 6:00 Uhr morgens, vielleicht 4:00 Uhr. Vielleicht rechnete man in dieser Welt die Zeit gar nicht so wie bei uns. Oh Mann! Meine Wut wurde in diesen Moment gerade so unendlich groß, dass ich mit geballter Faust gegen einen Baum schlug. "Aaaaah!" Gott tat das weh! Ich biss mir auf die Lippe und unterdrückte den Schmerz. Ich setzte mich an den Baumstamm und schloß die Augen. Ich konnte nicht mehr. Ich gab auf. Ich würde alle entäuschen. Wegen mir würde diese Welt fallen. Weil ich nicht durchgehalten hatte. Nach einer Weile konnte ich es nicht mehr zurück halten und schlief, an dem Baumstamm gelehnt, ein.

"Oh kuckt mal! Sie wacht auf!"
Ich öffnete meine Augen. Ich lag in einem Zimmer, dieses mir nicht bekannt war. Das Bett, auf dem ich lag, war steinhart. Es war ganz schlicht eingerichtet. Ein großer Tisch, 4 Sessel, das Bett und ein Schrank. Vor mir waren 3 Kinder und sahen mich erwartungsvoll an. Ich war zwar geschockt, aber mich brachte nichts mehr so leicht aus der Fassung. "Wo bin ich?"
-"Willkommen beim Stamm der..."
"LEUTE! Lasst das arme Mädchen in Ruhe! Raus! Raus!", schrie eine dominante Stimme.
Mit runterhängenden Köpfen verliesen die Kinder das Zimmer und ein kleines Mädchen mit grünen Haaren kam herein.
"Wie ich sehe, bist du aufgewacht."
-"Wo bin ich?"
"Beim Stamm der Kokiri. Unsere Pflicht ist es, jedem zu helfen, der unsere Hilfe braucht. Und wie es schien, hattest du diese gebraucht. Du lagst vollkommen allein an einem Baumstamm. Wir dachten du wärst gefallen oder hättest dir weh getan. Deshalb brachten wir dich hierher. Aber anscheinend bist du unverletzt."
Stamm der Kokiri? Ja! Hier musste ich hin! Danke! Danke! Danke! Danke! Ein Lächeln machte sich über meine Lippen breit. Ich versuchte mich aufzusetzen. Als das Mädchen dies sah, nahm sie mich unter dem Arm und half mir. "Eigentlich, hatte ich mich nur kurz ausgeruht, aber ich wollte sowieso zu euch..."
Sie sah mich erwartungsvoll an. "Naja. Eigentlich meinte nur Link ich sollte zu euch komme, da ich hier sicher sei. Ich weiß gar nicht, was ich hier jetzt machen sollte..."
-"Vielleicht warten wir einfach auf den Helden der Zeit und dann wird er es dir sagen." Das Mädchen lächelte mich an. Warte! Held der Zeit? Wow. Er hatte sogar einen Titel. Respekt. "Held der Zeit? Link erwähnte nie etwas davon.."
-"Vielleicht liegt es daran, dass unser Link sehr bescheiden ist."
"Was hatte er denn bitte glorreiches getan, dass er so genannt wird?"
-"Nun, er hat die Dunkelheit bezwungen und Hyrule den Frieden gebracht."
"Wie kann das sein? Mir wurde erzählt ich müsse diese Aufgabe erledigen!"
-"Das Böse schläft niemals. Vergiss das nicht."
Sie sah mich ernst an. Ich wunderte mich wie ein kleines Mädchen soviel wissen konnte. "Wie heißt du? Und warum weißt du soviel?"
-"Mein Name ist Salia und ich bin 17 Jahre, aber ein Kokiri, also altere ich nicht. Unser ganzes Dorf besteht nur aus Kindern. Aber manche sind schon ziemlich alt." Ok. Kinder, die nicht altern und trotzdem vieles wissen und schon 17 sind. Mein Gehirn verarbeitete das mal.
"Wird es nach mir noch jemanden geben, der Hyrule retten muss?"
-"Wahrscheinlich. Das Böse erhebt sich immer aus seinen Fugen. Manchmal in längeren, manchmal in kürzeren Abständen."
Von draussen kam ein lautes Poltern.
"Er ist wieder da!", hörte man von draussen jemanden schreien.
Ich sah zu Salia.
Sie lächelte und machte eine Geste zur Tür. Ich stand auf und sah mich um. Alle Menschen waren auf einem Fleck links von mir versamelt. Ich ging hin. Es war ein großer Trubel und viele Leute lachten von einem Ohr zum anderen. Ich quetschte mich durch bis ich sehen konnte, was in der Mitte des Kreises aus aufgeregten Leuten war.
Als ich dort ankam, fiel mein Lächeln zu Boden und ich fühlte mich bleischwer. Ich fiel auf meine Knie. Das in der Mitte war alles andere als erfreulich. In der Mitte lag Link auf den Bauch, mit Schürfwunden an den Armen und einer großen Platzwunde am Kopf. Mit der Zeit verstummte das freudige Gelächter der Bewohner und sie merkten, was eigentlich los war. Schlagartig war in diesem Dorf eine Stimmung eingetreten, wie nach einer Trauerfeier oder einem Begräbnis. Von hinten kam Salia durch. "Lasst mich durch!" Als sie endlich angekommen war, blieb sie vor Schreck stehen. "Könnten vielleicht mal die Männer des Stammes den Jungen in mein Zimmer bringen?! Danke!" Und dann ging sie schon wieder. Ich sah den kindlichen, aber anscheind doch sehr starken Jungen, beim Wegtragen zu und ging ihnen hinterher. Als sie in den Baum gingen, dieser offensichtlich das Zimmer von Salia war, blieb ich vor der Tür stehen.
Nach 2 Stunden kam dann Salia wieder heraus und sagte:"Er braucht sehr viel Ruhe, aber möchte mit einer Sophie sprechen. Das bist du, nicht wahr?" Ich nickte und stand auf, denn ich hatte mich gegen die Wand des Baumes gelehnt, in dem das Zimmer gebaut war. Ich ging hinein. Vor mir lag auf einem Bett, neben dem ein kleiner Tisch mit einem Glas Wasser stand, Link. Kaum zu glauben, dass ein 'Kind' ihn so verpflegen konnte. "Hey. Wie geht's dir?"
-"Mir ging es schon mal besser."
Ich sah ihn an und trat vorsichtig ein paar Schritte näher an ihn ran, als wäre er ein schreckhaftes Tier, das jeden Augenblick weg laufen würde.
Er hatte einen Verband um seinen Kopf und noch ein paar kleinere an den Händen. "Sophie, ich konnte dir noch deine Waffen und ein Kleid mitnehmen. Du wirst sie brauchen, wenn du Hyrule rettest."
-"Also muss ich es doch alleine machen?"
Für einen kleinen Moment schwieg er.
"Ich befürchte es wird so passieren."
Er sah mir nicht in die Augen. Wich meinem Blick förmlich aus. Das stimmte mich irgendwie traurig. -"Link? Warum hast du mir nie erzählt, dass du ein Held bist?"
"Es war nicht nötig. Du hast mir auch so schon vertraut. Ich prahle einfach nicht gerne damit."
-"Oh. Naja ich werde dich dann jetzt wieder alleine lassen. Du brauchst Ruhe." Ich drehte mich um und wollte gehen, aber er nahm mich an der Hand und drehte mich mit einer Bewegung wieder zu ihm um. "Nein. Du kannst jetzt nicht gehen. Bleib einfach hier, ok?" Warum sollte ich jetzt nicht gehen? Jeder andere hätte gewollt dass ich raus gehe, aber er hält mich sogar davon ab. -"Nagut. Ich werde bleiben. Aber was sollte ich hier tun?"
"Setz dich auf den Stuhl da drüben." Er zeigte auf einen Stuhl in einer dunklen Ecke, rechts von hier. Ich ging hin und stellte den Stuhl neben sein Bett. "Link, es wäre wirklich besser, wenn..."
-"Shhhht. Nein wäre es nicht. Du hast fragen. Ich die Antworten. Also los."
"Nagut. Was ist gestern Nacht passiert? Im Schloss?"
-"Die Finsternis hat zugeschlagen. Sie wollten Zelda stürzen und selbst den Thron besteigen."
"Ist Zelda etwas passiert?"
-"Sie haben sie entführt...", Links Blick wich jetzt zur Seite.
"Du musst sie retten. Ich bin nicht stark genug.", meinte Link dann.
-"Sag so etwas nicht! Du wirst wieder gesund!"
"Sophie, ich fühle mich wie das letzte Stück Dreck. Und ich hab schon viel durchgemacht. Ich weiß nicht...Ich weiß nicht, ob ich das noch durchstehe..."
-"Nein. Sag das nicht! Vielleicht fühlst du dich so, aber du weißt, dass das nicht stimmt!" Er seufzte. "Sophie. Du wirst wahrscheinlich einen Schild brauchen, um das ganze zu überstehen... Nimm meinen."
-"Was?! Nein! Ich werde nicht deinen nehmen!"
Er sah mir tief in die Augen.
"Ich würde es nicht überleben, wenn dir etwas zustößt. Also, nimm jetzt meinen verdammten Schild und mach dich auf die Suche nach den Lichtern!"
Er funkelte mich böse an. Fast als wolle er mich kontrollieren. Also wenn ich eines in dieser Dimension gelernt habe, dann dass ich mich nicht kontrollieren lasse!
"Fein! Ich suche nach den Lichtern! Aber nicht mit deinen Sachen!"
Er tat mir irgendwie leid. Er liegt hier, schwerst verletzt, will nur das beste und ich schrei ihn so an. Einige Minuten war es still, bis ich dann diese ungewollte, unangenehme Ruhe unterbrach. "Entschuldige. Ich...Ich wollte dich nicht anschreien."
-"Schon okay."
"Wo kann ich mir denn meinen eigenen Schild kaufen?"
-"Am Markt in Hyrule City."
Ich musste mir ein Lachen unterdrücken. 'Hyrule City' Wow. Welch ein Einfall.
"Du brauchst bestimmt Rubine. Hier nimm meine."
Er zeigte auf das Kästchen neben seinem Bett. Darauf lag ein kleiner Sack, zugebunden mit einer einfachen Schnur.
-"Rubine?"
"Die Währung hier."
-"Aha."
Ich nahm den Sack und setzte mich wieder hin.
"Ich werde dich nicht im Stich lassen.", meinte er ernst.
-"Was wirst du tun? Ich dachte du bist zu schwach."
Er versuchte sich aufzusetzen, scheiterte aber kläglich.
"Lass es. Du brauchst Ruhe. Wir brechen erst in ein paar Tagen auf."
-"Soviel Zeit bleibt nicht. Geh vor. Ich werde dich mit Epona schon einholen."
"Du sagtest doch, du würdest mich nicht im Stich lassen, nicht? Nun, ich werde das auch nicht tun. Komme was da wolle. Ich werde dich gesund pflegen."
-"Was solltest du tun?"
"Ich werde schon was finden. Aber was wird jetzt mit dem Schloss? Die Finsternis wird doch bestimmt Besitz über das Königreich ergreifen."
Plötzlich wurde alles noch dunkler als es schon war. Wir sahen beim Fenster raus. Ich stand auf und ging vor die Tür. Der Himmel hatte nicht mehr sein normales Blau, sondern war dunkelrot, fast schwarz und Wolken bedeckten den Himmel. Ich starrte das Naturschauspiel von Blitzen an. Als ich mich nach ein paar Minuten von den Anblick los reißen konnte, ging ich wieder zu Link. "Wie es aussieht, hat es schon Besitz ergriffen."
-"Was wird jetzt passieren?"
"Es wird gefährlich. Bleib hier. Wenn ich umbedingt mit dir gehen muss, musst du auf mich warten." Er lächelte.
Ich lächelte zurück. -"Bis zum Ende."

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