12. Kapitel

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~Link's Sicht~

Ich war in einem scheinbar unendlichen Raum, aber es konnte auch täuschen. Mich umgab nur Dunkelheit und nichts als die Dunkelheit. Ich sah mich um, aber es war weit und breit niemand zu sehen. Geschweige denn irgendetwas zu sehen. "Hallo?" Ich erwartete zwar nicht viel, aber mann konnte es ja versuchen. Dennoch war wie vermutet doch nichts zu hören.
Ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und begab mich immer weiter in die gähnende Leere. Meine Schritte hallten vom Nichts wider und mich wunderte schon fast, warum mein Herzschlag nicht widerhallte. Obwohl nichts in meiner Nähe war, dass mir auch nur ein Haar krümmen könnte, zog ich mein Schwert. Irgendein Gefühl, tief in meiner Brust, sagte mir hier ist irgendetwas Unheilvolles.
Mein Atem war so laut, er hätte mich haushoch verraten, hätte ich mich an einen Feind herangeschlichen.
Plötzlich kam ein Wind auf. Er zerrte an mir. An meinen Haaren, meiner Mütze, meiner Kleidung. Ich bedeckte meine Augen mit meinem freien Arm, in dem ich nicht das Master Schwert hielt.
So plötzlich der Wind gekommen ist, war er auch wieder weg und ich senkte meine Hand. Einge Meter vor mir, kniete eine Person auf den Boden. Über ihr leuchtete ein Licht. Es schien nur auf sie zu scheinen, wie ein Scheinwerfer bei einer Bühnenaufführung. Sie hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und ich hörte ein Schluchzen. Ein Wimmern. Diese Person musste sich gerade die Seele aus dem Leib weinen. Ich bekam sofort Mitleid. Trotzdem wagte ich nicht auch nur ein Wort zu reden.
So leise wie nur irgendwie möglich, näherte ich mich der Person.
Sie hatte ein schlichtes, schwarzes Kleid an, dieses fast aussah wie ein Umhang und die Haare waren zu einem Zopf gebunden, aber viele Strähnen lösten sich schon. Der Mensch schluchzte, zitterte und zuckte, immer wieder wenn er Luftholte.
Als ich nur mehr einen Meter entfernt war, fielen mir die Waffen neben ihr auf dem Boden auf. Schwert, Bogen, Pfeile mit Köcher. Ich steckte mein eigenes in die Scheide und trat noch näher. Das Mädchen war mit dem Rücken zu mir gedreht. Während ich zu ihr ging, veränderte sie ihre Haltung und setzte sich hin, zog die Beine an und lehnte den Kopf an die Knie. Nur um noch mehr und noch lauter zu weinen. Sie schien mich nicht zu bemerken und ich ging um sie herum und ließ mich auf ihre Größe nieder.
Ich legte die Hand auf ihr Knie und verleitete sie damit zum Hochschauen.
Es war Sophie.
Als sie mich sah, blickte sie mit funkelnden Augen in meine Seele. Ihr Gesicht war so traurig und auch schmutzig. Voller Ruß, Dreck, oder was immer das auch sein mochte. Bei näherem Betrachten fielen mir die vielen Schürfwunden in ihrem Gesicht auf, das blaue Auge und die angeschwollene Lippe.
"Sophie...", hauchte ich hervor.
-"Link...", keuchte sie.
"Sophie...wer...wer hat dir das angetan?"
-"Wer mir...? Aber weißt du das nicht mehr?"
Ich antwortete nicht und nach einigen Minuten sagte sie: "Das warst du, Link. Du und dein Egoismus. Ich dachte du wärst etwas besonderes. Jemand anderes. Aber du bist ja doch nur wie die Anderen."
Als sie das sagte, brach mir mein Herz. Ich konnte das Knacken förmlich hören. Sie schien noch trauriger und noch mehr Tränen bedeckten ihr Gesicht.
"Ich... Das kann nicht sein...Ich....Ich würde dir nie etwas antun...Ich...Ich..."
-"Liebe dich doch? Warum hast du es mir dann nie gesagt? Warum hast du mich dann solchen Schmerzen ausgesetzt?"
Darauf wusste ich keine Antwort.
-"Weißt du... Es gibt da so eine alte Legende. Von einem Jungen, der alles dafür tat, seine Prinzessin zu retten. Er ging durch Feuer, Wasser und Sand. Er hat das Böse besiegt und seine Prinzessin aus dessen Hände befreit."
Ich musste mit den Tränen kämpfen.
Ich wollte, dass sie aufhörte. Dass sie still sei, aber sie sprach weiter.
-"Alles was ich jemals wollte, war so ein Junge. So ein Held. Aber was ich bekam warst du. Jemand der mich in meinen Untergang führte. Der nur an sich selbst dachte. Und dabei alles andere vergaß."
Ihre Stimme brach und sie sah mich an. Ich jedoch senkte den Blick.
"Nein. Ich...-" Meine Stimme versagte und ich brach in Tränen aus.
"Es tut mir so leid, Sophie. Ich wollte auf dich aufpassen. Dich in Sicherheit wissen..."
-"Warum hast du mir das dann angetan? Los! Sag es mir!" Jetzt fing sie an zu schreien. Sie versuchte wütend, gebieterisch zu klingen, aber sie hatte immernoch eine weinerliche Stimme.
"Ich...Ich weiß es nicht."
Ich hob meinen Kopf und sah Sophie an. Sie schaute auf das Schwert, das neben ihr lag. Und danach sah sie zu mir, mit funkelnden Augen und wütendem Blick. Ich bekam geradezu Angst vor ihr und ich wich ein bisschen zurück.
-"Na wenn das so ist... Dann FAHR ZUR HÖLLE!"
Blitzschnell verwandelte sie sich in eine reissende Flamme und schnellte auf mich zu. Ich bedeckte meine Augen und versuchte mich zu schützen. Vergebens. Ich spürte wie das Feuer an mir riss. Meine Kleidung in Flammen setzte und sich in meine Haut brannte.
Ich schrie vor Schmerz, wälzte mich am Boden. Aber es schien nicht aufhören zu wollen. Umgeben von Flammen. Ich würde immer wieder entflammen. Es würde nichts bringen. Gar nicht allzu lange später, hatten sich die Flammen den Weg in meinen Magen gesucht. Meinen Hals hinunter und in meinen Bauch. Ich spürte wie sie es weg brannten. Alles weg. Meine Seele weg. Hinausbefördert mit dem Rauch. Ich schrie und schrie. Schrie Sophies Namen. Meine Letzte Kraft vergoldete ich damit mich nutzlos am Boden zu wältzen und zu schreien.
Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, öffnete ein letztes Mal die Augen und sah wieder die normale Sophie vor. Immernoch mit diesen Grinsen im Gesicht und einem Mantel über dem schwarzen Kleid, aber man konnte ihn fasst nicht sehen, weil er ebenfalls schwarz war. Die Flammen waren erloschen, aber meine Schmerzen folgten immernoch.
Mein Gesicht, schmerzverzehrt und warscheinlich voller Brandblasen, brannte. Diese Schmerzen...
"Das war nur die Hälfte, der Schmerzen die du mir zugefügt hast. Ich werde dich töten, Link. Und mit in die Welt der Toten nehmen."
-"Nein. Nein. Bitte...."
Ich kniff meine Augen zusammen, um nicht sehen zu müssen, welche Qualen sie jetzt über mich ergehen lassen würde.

"LINK!" Mich rüttelte etwas. Ich schnellte hoch. Ich öffnete meine Augen, diese sofort vom Tageslicht geblendet wurden. Meine Klamotten waren durchgeschwitzt und ich ringte um Atem. Mir war so heiß. So unsagbar heiß. Meine Haut. Sie brennt. Sie brennt. Ich wollte schon wieder losheulen, aber Sophie saß vor mir und sah mich besorgt an. Ich schluckte.
"Nur ein Traum. Es war nur ein Traum.", hauchte ich, mehr zu mir selbst als zu Sophie.
Sie sagte nichts. Wenig später rappelte ich mich hoch und packte meine Sachen.
"Wir sollten aufbrechen. Jetzt ist es noch nicht so heiß."
Meine Begleiterin nickte und gemeinsam machten wir uns auf den Weg.

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