11. Kapitel

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Wir tanzten bis in den Morgen.
Die Sonne ging auf und Links Augen bekamen diesen feurigen Unterton. Diese kleinen Lichtpunkte, die sich in seiner Iris wiederspiegelten. So wunderschön. Obwohl die Musik schon längst aufgehört hatte zu spielen, standen wir immer noch eng umschlungen auf der Weide. Ich hatte mich in seine Arme fallen lassen und lehnte mich gegen seine Brust. Mit jeder Minute, passte sich mein Herzschlag an seinen an und bald schon schien es, als wären wir ein Herz und eine Seele.
"Link ich...-" Aber er schob mich nur von sich weg, um mir einen Finger auf den Mund zu legen und mir tief in die Augen zu schauen. "Shh." Und dann zog er seine Hand zurück, fasste mich wieder um meine Hüften und lehnte sich zu mir vor. Er drehte den Kopf zur Seite und dabei fielen ihm die Haare ins Gesicht. Er unterbrach unseren Augenkontakt indem er sie schloss und ich tat es ihm wohlwollend gleich. Ich spürte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht. Er konnte nicht mehr weit weg sein...

"Link? Wir sollten los! Was machst du denn? LINK?!"
Ich riss die Augen auf. Ebenso wie Link. Seine Nasenspitze war nur Zentimeter von meiner entfernt und ich fühlte immer noch seine Luftzüge an meinem Hals streichen. Wir starrten uns eine gefühlte Ewigkeit an. Er sah mir suchend in die Augen, als hätte ich dort einen Schatz versteckt. Bis er dann rot wurde, sich ruckartig weg drehte und sich wieder so süß durchs Haar fuhr.
Ich spürte schon wie mir das Blut in den Kopf schoss. Unfähig mich zu bewegen stand ich immer noch auf genau der selben Stelle, während Link nervös herum ging.
Endlich durchbrach er die ätzende Stille und schrie:"Ja Navi! Hier drüben! Wir kommen gleich!"
Dann wandte er sich zu mir und stotterte:"Ich.. Ich werd noch mal schnell Epona holen und meine...ahm...meine Ocarina...ah...also...ah meine...meine Flöte..." Er lächelte verlegen und stolperte rückwerts zum Zaun zurück.
Ich setzte ein Lächeln auf, das soviel bedeuten sollte wie: 'Ja ok. Ich warte dann solange hier.'
Nach einer Weile kam er mit Epona wieder zurück und als er an mir vorbei ging, schloss ich mich ihm an und gemeinsam holten wir Navi.
Wir führten die braune Stute auf das Feld hinaus und setzten uns danach auf sie, nur um im Morgenrot über die Steppe, zu einer Wüste zu reiten.

~Link's Sicht~

Ok. Ich musste gerade irgendwie einen innerlichen Wutausbruch verhindern. In Gedanken verfluchte ich mich selbst dafür, Navi aus der Flasche geholt zu haben. Als hätte ich es nicht gewusst, dass sie stören würde! Ich ließ Epona über die Steppe zu Gerudo Valley galloppieren. Dadurch dass ich damals schon mit dem Todesberg Recht hatte, nahm ich mal an, dass auch dort eine Maid auf uns wartete.
Navi flog in Höchgeschwindigkeit neben uns her und als ich so zu ihr rüberlugte, spielte ich mit dem Gedanken, sie wieder in eine Flasche zu sperren. Wenigstens hatten die Gerudos die Brücke, die über die scheinbar bodenlose Schlucht, führte, repariert und ich musste die arme Epona nicht mit voller Geschwindigkeit darüber springen lassen. Doch als wir dort ankamen, hasste ich mich fast dafür, nicht vorher vielleicht zu den Zoras gegangen zu sein, denn diese Hitze war unerträglich! Meiner kleinen Stute schien die Hitze wohl auch nicht ganz lieb zu sein, denn sie wurde immer langsamer. Bald schon ließ ich sie nur mehr im Schritt laufen und als sie auch im Gehen die Zunge schon herausstreckte und hechelte wie ein wilder Hund stieg ich ab, half Sophie von ihr runter und wanderte mit ihnen zur nächsten Oase. Oase. Oooaaaaseeee. Das Wort kam so ungelegen und hörte sich so falsch für einen eigentlich so wunderschönen Ort an. Aber es war eben eine Wasserstelle in der Wüste. Also was sollte ich machen? Wenn ich schon mal hier war, konnte ich auch gleich die Wasserflasche auffüllen, also ging ich zu der...ähem...Wasserpfütze und hielt meinen Behälter in das, von der Sonne ganz warme Wasser, bis keine Luftbläschen mehr aufstiegen. Ich begann wieder zu meinem Pferd zurück zu laufen, welches immer noch große Schlucke trank, aber ich bekam wieder dieses Schuldgefühl. Ich konnte doch nicht von ihr verlangen, bei 30 Grad im Schatten, mich und eine weitere Person + Gepäck durch die Steppe zu tragen. Trotzdem ging ich zu ihr zurück und tätschelte sie. "Es tut mir leid. Du kannst ruhig hier bleiben. Wir gehen zu Fuß." Ich sah entschuldigend zu Sophie die, sich luftzufächernd, unter eine Palme saß. Sie zuckte nur mit den Schultern. Auf eine Art wie 'Kann man ja nicht ändern.' und klatschte mit der Handfläche auf den Boden neben sich, um mir zu deuten ich solle mich setzen. Ich schleifte mich förmlich neben sie und als ich ankam, ließ ich einfach meinen ganzen Körper auf den Boden sacken.
"Wo willst du jetzt eigentlich hin? Müssen wir durch diese Wüste?"
-"Zugegeben, es war dumm von mir zuerst hier her zu kommen, vielleicht wäre es besser gewesen, vorher in den Wald oder zu den Zoras zu gehen, aber wir müssen hier bestimmt lang. Wir sollten wahrscheinlich ein Nachtlager aufschlagen. Es wird eisigkalt, also brauchen wir irgendetwas, womit wir ein Feuer entzünden können, um nicht zu erfrieren, aber leider liegen hier niergends Stöcke herum."
Sie griff nur kurz in ihre Gürteltasche und zog eine Schachtel Zündhölzer heraus.
-"Tun's die auch?"
"Woher hast du die?"
-"Anju hat sie mir...mitgegeben."
Ich saß ein paar Minuten nur schweigend da. Dann dämmerte es mir.
"Du hast sie doch nicht gestohlen, oder?"
Sie lief rot an.
Ich fass es nicht! Eigentlich wollte ich sie jetzt ausfragen, wieso und warum, sie die Schachtel einfach mitgehen lassen hat. Aber ich war zu erschöpft. Diese Hitze raubte mir jegliche Energie. Ausserdem hatten wir somit etwas, womit wir das Feuer entfachen konnten und ganz ehrlich? Es war eine verdammte 5 cm große Pappschachtel. Da war auch wirklich fasst nichts dabei.
Als wir da so saßen, konnte ich den Tag förmlich vorübergleiten sehen. Über den hohen Sanddünen, hinter der Wasserstelle, bemühte sich die Sonne gerade, die letzten Strahlen zu uns zu senden. Wenn ich mich umdrehte war der Himmel schon pechschwarz und die Sterne machten sich auf der Himmelsdecke breit.
Die Zeit verging raßend schnell und irgendwann, als die Sonne nur noch Zentimeter über der Böhe hervorlugte, stand ich auf und suchte in Eponas Satteltasche, nach irgendetwas, das ich in Flammen aufgehen lassen könnte.
Ein Buch, das Lunchpaket von Anju, etwas zu essen für Epona, Glasflaschen, ein Brief....! Warte! Ein Brief? Ich zog den Umschlag aus der Tasche. Er war schon vergilbt und ich musste irrsinnig aufpassen ihn nicht mit meinem Griff zu zerbröseln. Wie lange lag der da schon? Sophie sah meinen verwirrten Blick und sah mich fragend an. Ich sah nur mit dem gleichen, verwirrten Blick zurück. Anschließend ging ich wieder zu ihr zurück und setzte mich wieder unter die Palme. Mit spitzen Fingern öffnete ich den Umschlag und entfaltete das ebenfalls vergilbte A4 Blatt.
Ich begann laut vorzulesen.
"Lieber Link,
wenn du das hier liest, bin ich bestimmt nicht mehr, aber ich muss dir noch etwas ganz wichtiges sagen und das würdest du erst verstehen, wenn du älter bist. (Jetzt bist du gerade 2. Ich hoffe du hast deine hellblauen Augen noch.)" Bei diesem Satz musste ich kurz schmunzeln. "Vielleicht wird dieser Brief dir nichts mehr nützen, weil du ihn erst später gefunden hast. Aber ist die minimale Chance eingetroffen, dass du ihn vor dem Allem liest, werde ich mich vor Freude im Grab umdrehen.
Link, du bist eine sehr wichtige Person. Du musst viele Aufgaben meistern. Du musst Hyrule retten. Vielleicht öfter als geplannt, aber du wirst das ganz bestimmt immer schaffen! Mir war von Anfang an klar, dass du ein großer Held werden wirst. Na ja eigentlich uns. Mir und deinem Vater. Und du darfst niemals vergessen, dass wir dich lieben! Egal was ist, wir werden immer stolz auf dich sein! Gib nicht auf und erfülle deine Bestimmung! Wir werden immer an deiner Seite sein!
In Liebe,
deine Mom und dein Dad."
Bei den letzten Worten, brach meine Stimme. "Zu spät.", flüsterte ich.
Mein Herz wurde schwer, bei dem Gedanken daran, dass ich nicht einmal die Namen meiner Eltern wusste. Die letzten Tage waren zu verwirrend. Mein ganzes Leben war zu verwirrend! Ich wusste nicht mehr was ich tun sollte, also nahm ich wieder den Umschlag in die Hand. Bei genauerem Hinsehen, fiel mir noch ein etwas kleinerer Zettel auf. Ich nahm ihn heraus. "Ach verdammt.", dachte ich. Es war ein Bild von meinen Eltern und mir. Meine Mom hielt mich schützend in ihren Armen und wir alle strahlten in die Richtung des Malers. Ich wusste nicht wer dieses Bild gemalt hatte, vor allem weil kein Monogramm zu sehen war, aber ich dankte diesem Maler gerade aus tiefstem Herzen. Zum ersten Mal sah ich meine Eltern. Ich wusste wie sie aussahen. In den letzten 10 Minuten war es mir so schwer gefallen, meine Tränen zurück zu halten, dass es dieses Gemälde zum Überlaufen brachte. Während ich weinte, musste ich lachen, weil ich eigentlich total glücklich war, etwas von meinen Eltern gehört zu haben. Aber ich hatte im Moment so viele gemischte Gefühle, ich konnte nicht mehr klar denken.
Ich wusste nur, dass Sophie mich umarmte, es eisigkalt wurde, wir eng umschlungen einschliefen und wie durch ein Wunder nicht in der Kälte der Wüste erfrohren. Als hätte sich eine unsichtbare, schützende Decke über uns gebreitet und uns warm gehalten.

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