Silence

9. Kapitel

~Sophie's Sicht~

Als ich aufwachte, waren wir irgendwo auf dem Feld in Hyrule. Link stand von mir weggedreht, die Hände hinter dem Rücken gefaltet. Ich richtete mich auf und stellte mich neben ihn. Der Ausblick war wirklich toll. Man sah direkt auf den Wald, wo die Kokiri lebten, darüber färbte sich der Himmel rosa-orange und weiter hinten wurde er immer dunkler, bis er nur noch ein schwarzes, dunkles Etwas war.
"Wo werden wir jetzt hingehen?"
-"Zur Lon Lon Farm. Ich will meine Epona wieder haben."
"Nagut. Aber warum bist du dir so sicher, sie genau dort zu finden?"
-"Ich hab sie mir von dort geholt und außerdem werden alle entlaufenen Pferde zuerst dort hin gebracht."
"Also gut. Welche Richtung?"
-"Die da." Link zeigte gen Nord-Westen . Dort sah ich gar nichts. Nur das Feld und vielleicht vereinzelt ein paar Bäume.
"Na dann los."
Wir gingen los. Endlose Weiten, nur die Sonne, die immer weiter über den Himmel glitt und auf uns herab strahlte.
"Link?"
-"Mhm?"
"Warum hab ich eigentlich nichts gehört, als dass Schloss angegriffen wurde? Warum konnte ich ohne Probleme schlafen?"
-"Die Wände sind Schalldicht. Du konntest nichts hören."
Ok. Mit diesen Informationen konnte ich leben.
"Hast du noch das Lunchpaket von Anju?", fragte ich.
-"Jap. Gleich hier."
Er holte die Papiertüte mit dem Essen, aus seiner Gürteltasche, griff hinein und holte sich einen Apfel heraus. Danach gab er die Tüte zu mir weiter.
Ich nahm mir gleich eines der belegten Brote und biss hinein. Danach gab ich die Tüte wieder zurück.
Nachdem ich das ganze Brot gegessen und Link den Rest des Apfels einfach fallen gelassen hatte, fragte ich:"Findest du nicht auch, dass das Schwert um die Hüfte gebunden, ein bisschen beim Kämpfen stört?"
-"Ja, schon...."
"Vielleicht könnte man es sich um den Rücken schnallen?"
-"Wie sollte das gehen?"
"Man dreht einfach den Gürtel um. Damit das untere Ende, welches normalerweise um die Hüfte liegt, um die Schulter fällt und das obere Ende, das normalerweise um der Schulter liegt, um die Hüfte gebunden ist."
-"Sophie, du bist wirklich clever."
Wir machten sofort, wie ich es beschrieben hatte und nun vielen unsere Schwerter über unsere Rücken und bei Link hing noch das Schild darüber.
"Sag mal, ich weiß das könnte jetzt unangenehm sein, vor allem weil wir uns noch nicht so lange kennen aber...Wer hat dich eigentlich aufgezogen? Du sagtest doch, deine Eltern wären verstorben." Naja. Eigentlich hatte er es nie wirklich gesagt.
Er seufzte.
-"Versprichst du mir, nicht zu lachen?"
"Großes Ehrenwort."
Er wartete trotzdem noch ein wenig und erst nach ein paar Minuten antwortete er:"Von einem Baum."
Baum. Hmpf. Baum.
"Wie ist denn das möglich?"
-"Der-", er räusperte sich. "Dekubaum, erschuf alle Kokiri und damals, hatte er mich gefunden. Und mich zum Stamm der Kokiri geleitet, ich hatte früher aber nie eine Fee bekommen. Denn, du musst wissen, alle Kokiri hatten eine eigene Fee."
"Sehen diese Feen genau so aus, wie die, die dich geheilt hat?"
-"Ja schon. Aber sie können andere Farben haben."
"Welche zum Beispiel?"
-"Rot, blau, ich weiß nicht, aber ich denke es gibt sogar grüne und violette, aber ich bin mir nicht sicher. Willst du mal eine sehen?"
"Du hast eine dabei?"
Er antwortete nicht, sondern holte nur ein Glas aus seiner Tasche, in dieser ein kleiner, blauer Lichtpunkt schwebte.
Er öffnete den Deckel und sie flog heraus.
"Navi. Das ist Sophie. Sophie. Das ist Navi."
-"Hallo Sophie."
Die Fee hatte eine hohe Piepsstimme. Zuckersüß.
"Hallo."
Dann drehte sie sich weg und widmete sich Link zu.
"Was zum...?! Link! Warum zum Teufel hast du mich eingesperrt?! Du weißt, ich hasse das! Ausserdem möchte ich immer über alles bescheid wissen. Wer ist dieses Mädchen?! Du weißt wir haben genug um die Ohren! Und wo verdammt nochmal ist Epona?!"
-"Hjaa. Das ist Navi."
"Was soll das heißen? 'Das ist Navi'? Ich will doch nur helfen! Aber du lässt mich ja kaum!"
-"Komm runter. Es ist alles in bester Ordnung. Wir holen gerade Epona und 'dieses Mädchen' ist die Thronfolgerin und wird Hyrule retten."
"Hi.", sagte ich nochmal.
-"Oh. Das...Das wusste ich nicht...Es tur mir leid." entschuldigte sich Navi.
"Schon okay. Würde mich auch ziemlich aufregen, wenn man mich einfach so in eine Flasche stecken würde." Sie gab mir keine Antwort, aber von nun an schwebte die kleine Fee immer neben, vor oder hinter uns her.
"Was machen wir überhaupt, nachdem wir Epona geholt haben?", fragte Navi.
-"Wir gehen zur zweiten Maid.", antwortete Link.
-"Ihr sucht doch nicht etwa die 4 Flammen oder?"
"Doch, genau die."
-"Und da lässt du sie ohne einen Schild gehen?!"
"Wir werden schon noch einen finden oder kaufen oder sonst was, aber Sophie schlägt sich eigentlich so schon ganz gut." Er warf mir einen Blick von der Seite zu und lächelte mich an. "Wie hast du das eigentlich gemacht? Wie bist du in der Höhle auf den Felsvorsprung gekommen?"
-"Ich bin meinen Weg gegangen und dann waren dort solche Treppen, die bin ich rauf gegangen. Und dann war ich dort, sah dieses Vieh und hab nicht lange nachgedacht. Den Rest kennst du ja, aber jetzt meine Frage. Wie kommt es, dass du deine Waffen noch hast? Ich dachte, du hast sie einfach weggeschmissen als du mich aufgefangen hast und du bist nachher auch nicht mehr zurück gegangen, um sie zu holen..."
"Ich weiß es nicht. Als ich aufwachte lagen sie einfach neben mir. Musste Isophilia wohl mit teleportiert haben, als sie uns wieder zurück aufs Feld brachte."
Hmm. Eigentlich logisch, aber ich konnte mich sowieso nur an die vielen einzelnen kleinen Flammen, die in mein Schwert,- dieses jetzt ein bisschen länger ist -, und mich einfuhren, erinnern.
Navi war jetzt auch ganz leise. Wahrscheinlich wollte sie einfach mal herausfinden, in welcher Situation wir uns überhaupt gerade befanden. Das würde ich zumindest so machen.
Wir gingen weiter. Ich hatte eine bestimmte....nennen wir es mal 'Begabung'...die ich immer einsetzte, wenn mir langweilig war, oder niemand mit mir redete. Ich biemte mich seelisch weg. Oder besser gesagt, ich schwelgte in Erinnerungen, oder in zukünftigen Vorhaben.
Jetzt erinnerte ich mich, zu meinem Bedauern, an zu Hause. An die herrliche Brise, die mir immer das Haar ins Gesicht blies. Die immer weich über meinen Arm wehte. Und meine Mum, mit der ich mir einen kühlen Erdbeermilchshake teilte und meinem Dad, der neben uns eine Wassermelone aß. Ganz kurz kam mir eine Träne in mein Augenwinkel und zu meiner Entäuschung, - denn ich wollte nicht, dass Link mich jetzt heulen sah, - tropfte sie aus meinem Auge und direkt auf meine Wange. Ich hätte sie wegwischen sollen. Aber ich ließ sie einfach runter kullern, bis sie auf den Boden fiel. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich nach Hause musste. Ich musste ihnen wenigstens bescheid geben, wo ich war, was ich machte und - was am aller wichtigsten war -, dass es mir gut geht. Es fiel mir schwer, nicht an sie zu denken und bevor ich es verhindern konnte, brach ich schon in Tränen aus. "Scheiße! Reiß dich zusammen!", dachte ich.
Aber Link fragte nicht. Fragte nicht, warum ich jetzt aus heiterem Himmel weinte, warum ich mir die Seele aus dem Leib heulte. Er blieb einfach stehen, hielt mich an meinen Schultern, sah mir mit seinem einzigartigen, mutmachenden Lächeln in die Augen und schloss mich dann in eine Umarmung. Ich legte mein Gesicht gegen seine Schulter und atmete den, immer noch leicht bestehenden, Duft von Anjus Waschmittel ein. Mein ganzer Körper zuckte bei meinen Schluchtzern zusammen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, löste ich mich dann aus seiner Umarmung und sah ihn mit meinen, wahrscheinlich vom heulen, total roten Augen an. "Danke.", flüsterte ich. Er gab mir keine Antwort, sondern nickte nur kurz. Mit seinem Lächeln, dieses mir auf immer wieder verblüffende Art, Hoffnung machte. Und seinen Augen, die keinen Funken Verzweiflung in sich hatten.
Wir machten uns wieder auf den Weg und bald schon, färbte sich der Himmel über uns Orange und die einzelnen kleinen Wölkchen, erhielten eine Farbmischung aus: Rosa, Gelb, Orange und Grau. Die Wolken, die näher an der Sonne waren, hatten teilweise sogar eine feuerrote Färbung.
"Wir sind da.", sagte Link und blieb abrupt stehen.
Vor uns war eine, auf einen Felsen angelegte, Farm. Ich hatte die letzte halbe Stunde, meine Sicht nur auf den Himmel gerichtet, deswegen war sie mir vorher gar nicht aufgefallen, aber man konnte sie kaum übersehen. "Na dann mal los.", meinte Navi und flog voraus, bis wir sie nicht mehr sehen konnten.