epilog - helena

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N

Ich drehte die Zigarette zu und nahm einen Schluck aus dem Glas Rotwein.
Wenn mich meine Mutter so sehen würde, wäre sie bestimmt enttäuscht.
Ich blickte traurig auf den Grabstein.
Es war wirklich schade, dass ich meinen Papa nie kennengelernt hatte.
Ich hatte zwar einen, aber er lag hier in seiner Urne.
Wo er seine Ruhe hatte.
Er fände es bestimmt nicht schön, dass ich hier mit 13 saß, rauchte und trank.
Aber soviel wie meine Mutter erzählt hatte, war er nicht anders gewesen.
Ich seufzte.
Ich war schon mein halbes Leben lang in Therapie.
Und es brachte auch was.
Aber die meiste Zeit ging es mir trotzdem scheiße.
Depressionen, sagten alle.
Symptome von BPS, sagten alle.
Ich schaute in den Himmel.
Kaum Wolken zu sehen, aber dafür ein riesiger Regenbogen.
Mama hatte gesagt, bei meiner Geburt war ein Regenbogen am Himmel und dass es bedeutete, dass Papa mich umarmte.
Ich lächelte und nahm noch einen großen Schluck.
Ich wohnte gerade bei meinem Opa, weil Mama ihren dritten Entzug machte.
Das war natürlich scheiße, aber die meiste Zeit war ich sowieso bei Opa oder bei Freunden.
Ich würde nie im Leben Drogen nehmen, außer Alkhol, Nikotin und ab und an ein bisschen Gras.
Seufzend stand ich auf, füllte die Gießkanne mit Wasser aus dem Brunnen und goss die schwarzen und roten Rosen, die auf dem Grab wuchsen.
Ich lächelte traurig.
Aber wenn ich nur rumweinen würde, brächte es auch nichts.
Ich legte mich ins Gras und sah in den Himmel.
Der Regenbogen war immer noch da.
Ich lächelte.
"Ich hab' dich lieb", flüsterte ich.

nicotine (bittersüße vodkaküsse)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt