31 - raus

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L

Immer noch nackt saß ich auf der Arbeitsplatte und aß die Curly Fries und Nuggets.
"Warum riechen die Nuggets so? Schmecken geil, aber... verwirrt mich."
"Sind vegan", antwortete er mir und schob sich noch eins in den Mund.
"Es macht mich so glücklich, dass du was isst."
Er lächelte.
"Da hat sich echt was geändert, so bei mir."
Ich lächelte auch.
"Ich bin stolz auf dich."
Ich umarmte ihn.
"Du bist die einzige, die mir das sagt."

Als wir fertig mit Essen waren, gingen wir wieder hoch und ich zog mir Jogginghose und Hoodie von ihm an.
"Willst du 'ne Xanny zum einschlafen?"
Ich nickte.
Ich legte mich in sein Bett und nahm die Xanax.
Er nahm eine andere Tablette, zerkleinerte sie mit einer Rasierklinge, die er von irgendwoher nahm, und zog sie als ein paar Lines.
"Was war das?"
"Seroquel."
Ich sah' ihn entgeistert an.
"Das hat meine Mutter früher geschmissen."
"Chill, ich krieg es verschrieben. Ist auch nur Quetiapin."
Ich schluckte.
"Bist du jetzt auch noch Schizophren?"
"Nein, komm runter. Nur zur Beruhigung."
Ich nickte.
"Gut."
"Wollen wir uns morgen piercen?", fragte er und gähnte.
Ich sah ihn entgeistert an.
"Selbst?"
"Ja."
Ich überlegte.
Dann nickte ich.
Was hatte ich noch zu verlieren?

"Lynn, wach auf."
Ich öffnete müde meine Augen.
Nico stand vor seinem Bett und schaute mich an.
Ich konnte Angst in seinen Augen sehen.
"Ich hab Scheiße gebaut."
"Was denn für Scheiße?"
Er sah beschämt auf den Boden.
"Ich hab das ganze Essen ausgekotzt und mich zu tief geschnitten."
"Shit."
Ich rieb mir die Augen.
"Aber komm mal runter, so schlimm kann es nicht sein."
Er setzte sich zu mir und atmete tief durch.
"Zeig mal her", gähnte ich.
Mit zitternden Fingern schob er den Ärmel seines Hoodies nach oben und gleich wieder nach unten.
"Ich kann dir das nicht zeigen."
"Sowas triggert mich nicht."
Zögerlich zeigte er mir seinen komplett aufgeschnittenen Arm.
Ich seufzte.
"Wirst du jemals damit aufhören?"
"Ich fürchte, ich sterbe davor."
Traurig sah ich zu ihm hoch.
"Du willst dich echt umbringen, hm?"
Er sah auf den Boden.
Das war anscheinend seine Antwort.
Aber er redete dann doch.
"Wenn ich bei dir bin, will ich das gar nicht mehr so richtig, aber sobald ich alleine bin, ist wieder alles scheiße."
Ich umarmte ihn.
"Dann geh' ich nicht weg."
Er schluckte.
Dann sah er mir tief in die Augen.
"Ich werde dir das Herz brechen."
"Was macht dich da so sicher?"
"Das habe ich mir jedem gemacht, der mir je nah war. Ich kann mich nicht kontrollieren."
"Ich weiß. Aber das halte ich aus."
"Das mit der Rasierklinge war nur der Anfang."
Er biss sich auf die Lippe.
"Themawechsel?"
Ich sah, dass er kurz davor war, zu weinen, also nickte ich und umarmte ihn noch mal.
Er weinte in meine Schulter.
"Es tut mir alles so leid."
"Es ist okay."
Ich streichelte über seinen Rücken und konnte seine Knochen durch den Stoff spüren.
"Willst du was essen?", fragte ich leise.
Er nickte.
Ich zog ihn nach oben und er hielt sich den Kopf.
"Fuck, ist mir schwindelig."
Besorgt sah ich ihn an.
"Geht's wieder?"
Er nickte und ging mit mir runter.
Dort holte er sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank, nahm einen Löffel und runzelte die Stirn.
Dann nahm er einen anderen Löffel und ging wieder mit mir nach oben.
Er brauchte für diesen einzelnen Joghurt irgendwie eine halbe Stunde.
Aber ich kannte das von mir selbst.
"Wollen wir vögeln?"
"Ist das ein Versuch, diesen Joghurt wieder zu verbrennen?"
Er sah weg.
"Vielleicht."
Ich zog die Augenbrauen hoch.
"Aber du siehst auch total heiß aus in meinen Sachen", grinste er und küsste mich.
Ich erwiderte den Kuss und ließ mich von ihm zurück drücken und ihn einfach machen.

nicotine (bittersüße vodkaküsse)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt