17 - i'm sorry

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L

Ich ging mit wackeligen Knien zu Nicos Haus.
Dort klingelte ich und Nicos Vater machte auf.
Er sah unfassbar traurig aus, und ich konnte nicht sagen, ob die roten Augen vom Gras kamen oder ob er geweint hatte.
"Ist Nico da?", fragte ich leise.
"Er hat's dir echt nicht erzählt?"
"Was?"
"Er ist in der Psychiatrie. Ist sogar fixiert worden gestern Abend."
Ich schluckte.
Er hatte es wohl doch ernst gemeint.
"Ich hab' was bei ihm vergessen."
"Komm rein."
Er trat beiseite und ich hatte das erste Mal die Gelegenheit, mich richtig umzusehen.
Es sah im Eingangsbereich ganz akzeptabel aus, aber ein Blick richtung Küche zeigte, was hier eigentlich los war.
Ich bezweifelte, dass Nicos Vater durchgehend auf harten Drogen war und tippte eher auf Depressionen.
Denn Nicos Zimmer sah noch schlimmer aus.
Ich ging die Treppe nach oben und öffnete die Tür.
Es roch nach Tabak, Gras und... Crack?
Ich legte mich in sein Bett und roch an der von Brandlöchern übersäten Bettdecke.
Nicht mal Gras selbst roch so intensiv nach Marihuana.
Ich griff auf den Nachttisch zu der Marlboro-Schachtel mit den "besonderen" Kippen drin, nahm mir eine raus und rauchte einfach.
Ich hatte sowieso nichts mehr zu verlieren.
Meine alten "Freunde" meldeten sich nicht und Nico war irgendwo eingesperrt und vielleicht sogar festgeschnallt.
Der Rauch war bitter in meinem Rachen und nach drei Zügen dröhnte mein Kopf bereits.
Mir wurde richtig warum und ich zog.
Es knisterte und ich musste lächeln.
Jetzt verstand ich das alles.
Aber Nico hatte halt Pech gehabt, höchstwahrscheinlich einen Horrortrip.
Oder er kam gar nicht klar drauf.
Was schade war, denn irgendwie tat das unfassbar gut.
Ich nahm die ganze Schachtel und ging nach unten.
"Tschüss", verabschiedete ich mich und ging zum Baumhaus.
Dort rauchte ich die nächste.
Dann ging ich nach Hause.
Ich hatte noch 15 Stück übrig.

"Mama?", fragte ich und sah ins Wohnzimmer.
Sie lag da und zitterte.
Mal wieder.
"Was brauchsr du denn?"
"Ice", flüsterte sie.
Ich machte ihr eine Pfeife voll mit unfassbar schlecht gestreckten Meth und gab sie ihr.
Sie rauchte gierig.
"Und du kannst nur so scheiße gestrecktes Zeug rauchen?"
"Nein, keine Sorge. Das ist noch ein Rest von Zuhause."
Ich seufzte und ging auf mein Zimmer.
Dort legte ich eine Decke unter den Türspalt und baute die Crack-Kippe auseinander.
Die Steine tat ich in den Kopf meiner Minibong und rauchte.
Dann ließ ich mich vollkommen ruhig in mein Bett fallen.
Ich grinse breit.
Dieses Gefühl hatte ich noch nie gehabt.
Ich hatte nie verstanden, warum man Crack rauchte.
Es machte nämlich agressiv und viel zu schnell süchtig.
Aber irgendwie spürte ich weder vom einen noch vom anderen was.
Ich hatte das alles im Griff.
Ich war ja nicht dumm und würde süchtig werden.
Dann nahm ich mein Tagebuch.

Heute hab ich zum ersten Mal richtig Crack geraucht und nicht nur so einmal gezogen.
Und ich liebe es.
Es fühlt sich so schön an, aber der Kick ist nur so kurz.
Am liebsten würde ich es durchgehend rauchen...
Aber ich hab noch alles im Griff.

Ich legte mich in mein Bett und schloss meine Augen.
Dann realisierte ich, was ich getan hatte.
Wie tief war ich gesunken?
Crack?
War das wirklich ich?
Ich schluckte.
Dann schlief ich ein.

nicotine (bittersüße vodkaküsse)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt