18 - losing grip

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N

Ich folgte dem Psychiater nach oben in sein Büro.
"Du willst nach vorne?"
Ich nickte mit Tränen in den Augen.
"Unter einer Bedingung."
"Und die wäre?", fragte ich leise.
"Du machst bei deinen Therapien mit, sonst geht's dir nie besser. Wenn es dir sehr schlecht geht, sagst du das deiner fallführenden Psychologin und wenn du versuchst, wegzulaufen oder dir was antust, kommst du sofort nach hinten."
"Das war jetzt aber mehr als eine Bedingung."
Ich lachte leise.
"Stimmt. Also?"
"Natürlich."
Er nickte.
"Also, heute um 15 Uhr darfst du nach vorne."
Ich zwang mir ein Lächeln auf.
"Danke."

Mein Zimmernachbar war zurückgekehrt, während ich geschlafen hatte, hatte die ganze Zeut geschwiegen und starrte mich jetzt an.
"Was ist?"
Er musterte mich.
Ich trug eine schwarze Jogginghose und einen schwarzen Hoodie.
"Bist du ein Emo?", fragte er spöttisch.
Ich verdrehte die Augen.
"Ja? Aber mehr so Punk."
"Noch schlimmer."
"Lass mich doch in Ruhe."
"Nico? Kommst du?"
Endlich.
Ich sprang regelrecht auf und folgte dem PED nach vorne.
Endlich.
Jetzt durfte ich nur keine Scheiße bauen.
Und das war leichter gesagt als getan.
"Nicoooooo!", begrüßte mich Julia.
Ich grinste.
War schön, alte Bekannte zu treffen.
Ich brachte mein Zeug in mein neues Zimmer.
Dort war auch schon mein Zimmernachbar.
Der sich in aller Seelenruhe eine Line legte.
"Fuck, du sagst aber nichts, oder?"
"Keine Sorge, ich nehm' selber Drugs."
Er grinste.
"Brauvhst du was?"
"Ohne Alkohol werd' ich fixiert."
"Shit, diggah."
Er grinste und holte eine Flasche Tequila aus seinem Kissenbezug.
Meine Augen leuchteten und mein Herz schlug schneller.
Ich riss ihm die Flasche aus der Hand und trank.
"Alles gut?", fragte er stirnrunzelnd.
Ich setzte ab und nickte.
"Sorry, bin nur süchtig."
Er nickte mir zu.
"Sieht man."
Dann zog er seine Line und grinste breit.
"Gönn dir."
Ich war jetzt schon angetrunken.
Und ich hatte noch nie ein besseres Gefühl gespürt, als nach zwei Tagen endlich wieder Alkohol zu trinken.
"Warum bist du hier?"
"Depressionen. Angeblich wegen Gras. Aber Mary Jane hat mich geheilt."
"Same. Hab' ne Angststörung, aber wenn ich zuhause bin und mich zukiffe, krieg' ich davon fast nichts mit."
"Legalize it", sagte er.
"Jaman. Wie heißt du denn?"
Ich nahm noch einen großen Schluck und gab ihm die Flasche zurück.
"Adrian. Du?"
"Nico."
"Lass mal ins Wohnzimmer."
Er nickte und stand auf.
"Whoa", grinste er.
Ich grinste auch.
Jetzt hatte ich einen Plug.
Wir ließen uns auf die Couch fallen.
"Dürfen wir Wii spielen?", fragte Adrian einen PED, der vorbei ging.
Der nickte nur und sperrte den Schrank auf.
Wir griffen nach Fernbedienungen, legten Mario Kart ein und ich machte wieder mal alle platt.
"Warum bist du so gut?", beschwerte sich Adrian.
Ich grinste.
"War schon öfter hier."
Er nickte.
"Ich will mitspielen", schmollte Julia.
"Komm doch", forderte ich sie heraus und zu dritt spielten wir Mario Kart.
In diesem Moment ging es mir so gut wie seit Monaten nicht mehr.
Ich war angetrunken, hatte zwei Leute um mich herum, die mich nicht hassten, war auf der offenen, und in fünf Tagen war meine Kontaktsperre vorbei und ich konnte endlich Lynn wiedersehen.
Hoffentlich baute sie keine Scheiße.

nicotine (bittersüße vodkaküsse)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt