Kapitel 32

2.8K 197 9
                                    

Sie fielen anscheinend unendlich tief, denn es kam einfach kein Aufprall. Kili zog die Beine an und versuchte den Fall zu kontrollieren, dabei suchten seine Augen nach seinem Bruder. Stattdessen erkannte er Ahvril, die ebenfalls wild mit den Armen ruderte um ihr Gleichgewicht zu behalten. Er konnte nichts tun als abzuwarten. Und irgendwann prallten sie auf.

Sie landeten in einer art Auffangkorb, umgeben von Hütten und Fackeln, die die Höhle erleuchteten. Jeder einzelne Zwerg stöhnte laut auf, als sie teilweise aufeinander aufprallten. Zu allem Überfluss krachte Bombur als letzter in das Zwergen-Kneul, was ihm einige Zurufe einbrachte, die aber schnell von etwas anderem übertönt wurden.

„Achtung! Achtung!“, schrie Balin und versuchte sich aufzurappeln. Auch Ahvril befreite sich aus den Gliedmaßen um sich herum und lief leichtfüßig über die Zwerge hinweg, währenddessen griff sie hinter sich. Doch zu ihrem Entsetzen bekam sie keinen Pfeil zu fassen und auch ihr Bogen war weg. Natürlich, dachte sie, sie hatte fast all ihre Waffen zum Schlafen abgelegt! Eine Horde Goblins rannte den schmalen Weg vor ihnen auf sie zu. Sie waren klein und ihre Haut schimmerte in einem kränklichen Gelb. Sie trugen Lederriemen um den Unterleib, ansonsten waren sie nackt. Ihre kahlen Köpfe reflektierten das Licht der Fackeln und ihre verzerrten Münder klapperten unaufhörlich. Mit wilden Augen kamen sie näher und stürzten sich auf die Zwerge. Einer nach dem anderen wurde gepackt und den Weg entlanggeschoben. „Lasst mich los!“, hörte Ahvril einen der Zwerge schreien und noch mehr Rufe wurden laut. Sie wehrten sich wo es nur ging, doch die Goblins waren in der Überzahl. Bald hatte man auch Ahvril an beiden Armen und schliff sie über die Brücke. Unruhig und besorgt blickte die Celva umher und versuchte in dem Gewühl ihre Freunde nicht aus den Augen zu verlieren. „Bilbo!“, schrie sie, als sie den kleinen Hobbit in der Masse erkannte. Er wurde ebenfalls umhergestoßen, doch niemand hielt ihn fest. „Bilbo duck dich!“, rief sie und betete, dass er sie hörte. Offensichtlich hatte er verstanden, denn er ließ sich zu Boden fallen, zwischen all den Goblins fiel es nicht auf und so rannten sie einfach über ihn hinweg. Die Celva wurde weitergezogen, konnte aber noch einen letzten Blick hinter sich werfen, dabei sah sie wie Bilbo sich an einem Pfahl versteckte und ihnen nachsah. Hoffentlich würde er einen Weg finden sie hier raus zu holen, dachte Ahvril und begann sich wieder gegen den festen Grill des Goblin zu wehren, doch es nutze nichts.

Was Bilbo als nächstes erlebte, wem er begegnete und vor allem was er fand, würde die Celva erst viele Jahrzehnte später erfahren. Denn das war ein Abenteuer für sich.

Die Goblins schienen genau zu wissen wohin sie sie brachten. Sie schliffen sie quer durch die riesige Höhle, über viele schmale Wege und Brücken.

„Hört auf so zu schupsen!“, beschwerte sich Ori irgendwo weiter vorne. Auch Dwalin war zu hören, doch Ahvril konnte nicht ausmachen was er sagte. Irgendwann schienen sie ihrem Ziel näher zu kommen, denn es umgaben sie immer mehr Goblins. An den steilen Wänden der Höhle und auf Brücken über ihnen tummelten sie sich aneinander, um die Zwerge zu betrachten. In weiter Ferne erkannte die Celva nun einen kleineren Platz, auf dem ein Thron stand. Je näher sie kamen, desto mehr konnte sie ausmachen. Jemand saß darauf. Es war ein weiterer Goblin, aber dieser war gigantisch! Er war nicht nur fett, sondern auch unnatürlich groß. Dazu trug er eine Krone und hielt etwas in der Hand, das wie ein Zepter aussah. Sollte dies etwa der König dieser Kreaturen sein?

Sie hielten vor dem Thron an und wurden zusammengedrängt. Zwei Goblins kamen auf Ahvril zu und beäugten ihren Körper, ehe sie begannen sie anzufassen. Panik überkam die junge Frau und sie trat nach einem von ihnen, der mit einem Kreischen zurücktaumelte. Er hielt sich die blutende Nase. Der andere Goblin war schlauer, er hielt ihre Beine zu Boden, während andere weiterhin ihre Arme griffen. „Fass mich nicht an!“, knurrte sie wütend und starrte den Goblin herausfordernd an. „Lass sie los!“, schrie Fili von irgendwoher und auch Kilis Stimme war zu hören: „Lass ja die Finger von ihr!“ Doch trotz ihrer Proteste begann der Goblin sie nach Waffen zu untersuchen. Auch die Zwerge wurden durchsucht.

Bald lag ein Haufen voller Schwerter, Äxte und Dolche auf den Boden vor ihnen. „Wer hat es gewagt bewaffnet in mein Königreich einzudringen?“, die ganze Zeit hatte der riesige Goblin still auf seinem Thron gesessen und das Geschehen beobachtet. Nun, da alle entwaffnet waren, traute er sich das Wort zu ergreifen. Während er sprach wippte sein enormes Doppelkinn auf und ab. „Spione?“, fragte er hysterisch und die Zwerge sahen ihn nur verwirrt an, „Diebe? Ork-Gesindel?“

„Zwerge eure Bosheit!“, erwiderte einer der Goblins.

„Zwerge?!“

„Die waren in der vorderen Eingangshalle!“

„Na was steht ihr da nur so rum! Durchsucht sie!“, nun hatte seine Stimme einen gefährlichen Unterton. Wohl noch ein Volk, das die Zwerge nicht sehr schätzte. Wieder kamen die Goblins auf sie zu und begannen an Ahvrils Kleidern zu ziehen. „Geht weg!“, schrie sie und trat um sich, „lasst die Finger von mir!“

Auch die anderen um sie herum protestierten lautstark. „Von oben bis unten! Von allen Seiten!“, befahl der Goblinkönig streng. Vermutlich erhoffte er sich etwas wertvolles bei den, ach so habgierigen, Zwergen zu finden. 

Arrow Princess (Hobbit FF: Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt