Kapitel 19 "Der Teufel III"

12 3 1
                                    

Sie traten durch das Portal. Das Gefühl von Zuckerwatte breitete sich im Kopf der Reisenden aus. Als sich das Gefühl wieder legte, hörten sie ein Hupen. Jonas sah sich verwirrt um. Ein Auto fuhr mit hoher Geschwindigkeit direkt auf sie zu. Sie waren mitten auf einer Straße aus dem Portal herausgekommen. Anna, Justine und Stefanie zogen die anderen schnell von der Straße auf den Bürgersteig. Das Auto rauschte an ihnen vorbei. Der Fahrer beschwerte sich lautstark aus dem Fenster heraus und schlug extra wütend auf die Hupe.
„Was zum Teufel war das?" fragte Jonas.
„Ein Auto." antwortete Anna.
„Wieso kommen wir mitten auf einer Straße raus?" verwirrt sah sich Justine um.
„Ich habe doch gesagt, dass Portale unberechenbar sind." entgegnete Natalie.
„Das letzte Mal seid ihr in Berlin rausgekommen?" fragte Joshua.
Stefanie nickte. „Ja, wieso?"
„Naja, weil wir jetzt in London sind."
„Was?" verwirrt sahen sich die anderen um. Tatsächlich. Sie erblickten Big Ben und das Parlament. Da war das London Eye. Natalie flippte vor Freude aus und sprang auf und ab, wie ein kleines Kind.
„Oh mein Gott! Wir sind in London! Wir sind in London!" wiederholte sie immer wieder. Sie drückte Joshuas Arm so sehr, dass er danach sicherlich blaue Flecken haben musste.
„Was machen wir jetzt?" fragte Anna besorgt.
„Die Vorräte holen." sagte Jonas ernst und ging los. Dann blieb er stehen, sah sich um und bemerkte, dass er nicht wusste, wo er hinmusste. Er passte seinen Griff an den Kisten neu an. Nervös sah er sich um.
„Alles in Ordnung?" fragte Natalie besorgt.
„Nein." erwiderte er. Seine Hände begannen zu zittern. Natalie nahm ihm die drei ineinander gestapelten Kisten aus der Hand und drückte sie Joshua in die Hände.
„Alles ist gut. Hier gibt es keine Gefahr." versuchte Natalie Jonas zu beruhigen. Dieser versuchte sich wieder zu fangen.
„Ist mit ihm alles in Ordnung?" fragte Anna Joshua.
„Das ist der Schock. Er ist das erste Mal in Mondos. Das ist normal. Bei mir war es das erste Mal auch so. Ich bin mitten auf der Straße, mitten in der Nacht, zusammengebrochen. Oder ich bin gestolpert? Jedenfalls hat mir keiner geholfen. Aber gottseidank ist er nicht allein." antwortete dieser.
„Ach so. Wir hatten keinen Schock. Wann warst du denn in Mondos?"
Joshua schien scharf nachzudenken. „Man muss nicht unbedingt einen Schock bekommen. Portalreisen kann auch andere Nebenwirkungen haben. Und ich glaube das war mit 8."
„Warum warst du allein?"
Joshua sah sie misstrauisch an. „Du stellst ganz schön viele Fragen. Ich bin von zu Hause weggelaufen, als meine Eltern ermordet wurden."
„Oh, Entschuldigung, dass ich gefragt habe." sagte Anna verlegen. Joshua lachte.
„Schon gut, das ist lange her."
Natalie wies ihre Freunde auf, ihr zu folgen, da Jonas sich, wie es schien, wieder gefangen hatte. Sie suchten einen Lebensmittelladen. Was gar nicht so einfach war, da sie in der Stadtmitte herausgekommen waren. Nach langen umherirren, fanden sie einen großen Laden, der allerlei verkaufte. Es war seltsam, dachten die Mädchen. Natalie und Joshua passten perfekt in das Bild hinein. Sie sahen aus, wie ein Pärchen, das gerade einkaufen war. Abgesehen von dem Fakt, dass Natalie bei jeder Süßigkeit in der Süßigkeitenabteilung einen halben Herzinfarkt bekam. „Das müssen wir mitnehmen! Und das! Oh, und das auch!" wiederholte sie aufgeregt, immer und immer wieder. Jonas hingegen passte gar nicht hinein. Er stand nervös und unbeholfen im Gang und sah sich verwirrt um. Es half auch nicht, dass er anstatt einer unauffälligen Jeans, eine Stoffhose aus Elysion trug, da er sich geweigert hatte, eine von Natalies Jeanshosen zu tragen.
„Ich habe das Obst gefunden!" rief Anna gerade durch den Gang. Die anderen folgten ihrer Stimme. Die Obst- und Gemüseabteilung war riesig und die Auswahl noch größer.
„Okay, schnappt euch von allem ein bisschen." wies Natalie sie an und schon machten sie sich an die Arbeit. Jonas hob verwirrt eine Drachenfrucht an und drehte sie in seinen Händen, um den Sinn dieses Dings in seiner Hand zu verstehen.
„Das ist eine Drachenfrucht.", sagte Natalie, die gerade an ihm vorbei ging, „Nimm sie mit."
„Das ist eine Drachenfrucht? Sehen die nicht anders aus?" fragte er verwirrt.
„Ja, bei uns. Aber hier haben die keine echten Schuppen und verbrennen dir die Hand, wenn du sie falsch anfasst."
Eine Frau, die ihre Sonnenbrille auf ihre Haare geschoben hatte und einen vollen Korb im Arm hatte, musterte sie komisch. Ihr Namensschild verriet, dass sie im „GHIL", dem German Historical Institute London, arbeitete und Nadalyne Witch hieß. Sie sah die Beiden eine Weile lang an, als müsste sie überlegen, ob sie sie schon einmal gesehen hatte. Natalie nahm noch eine Drachenfrucht, Jonas' Hand und zog ihn weiter, ohne die Frau weiter zu beachten. Diese sah ihnen nach.

Das verlorene Königreich - Das gebrochene HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt