Ich hätte mir Gedanken um Maxs Reaktion machen sollen. Die Erkenntnis kam mir leider zu spät. Vielleicht wäre ich dann, besser auf das, was am nächsten Tag kam, vorbereitet gewesen.
Mein Freund nahm es nämlich nicht sonderlich gut auf, dass ich überlegte, Lukas bei mir wohnen zu lassen.
„Das kann nicht dein Ernst sein! Du willst irgendeinen anderen Typ hier einziehen lassen? In deine Wohnung? Mit ihm allein hier leben? Glaubst du wirklich, das würde ich zulassen?"
„Max, es ist doch nichts dabei. Jan hat mich darum gebeten und er hat doch recht. Sie können doch nicht zu zweit in der kleinen Einzimmerwohnung leben. Das ist doch viel zu klein für zwei Per-"
„Mir ist das ziemlich egal, wo dieser Typ wohnt! Soll er bei Jan bleiben oder sonst wo. Wo kommt der überhaupt auf einmal her?"
„Ich habe dir doch gesagt, dass er in Amerika studiert hat und -"
„Dann hätte er sich eventuell vorher überlegen sollen, wo er wohnt, wenn er hier her kommt!" Max raufte sich durch die Haare. „Mit Sicherheit zieht er nicht bei meiner Freundin ein!"
„Du kennst Lukas doch gar nicht", warf ich ein. „Vielleicht lernst du ihn erst einmal kennen. Dann wirst du feststellen, dass du dir definitiv keine Sorgen machen musst. Ich bin sowieso die meiste Zeit nicht Zuhause, sondern in der Uni, Arbeiten oder bei dir. Also würden er und ich überhaupt kaum Kontakt haben." Max lachte auf.
„Schatz, ich mache mir keine Sorgen."„Also lernst du ihn erst einmal kennen?", fragte ich erleichtert.
„Nein! Ich möchte nicht, dass er hier einzieht. Aber du wirst sowieso machen, was du möchtest – oder in diesem Fall, was dein Bruder von dir verlangt! So wie immer."
Er sah mich wütend an. „Ehrlich, Josefine. Ich habe keine Lust darüber mit dir zu diskutieren. Mach was du willst."
Er stand vom Sofa auf. „Schatz, ich we-"
„Mach, was du willst, Josefine! Habe ich doch eben gesagt! Lass diesen Kerl hier einziehen ... Wenn es das ist, was du willst!"
„Ich hab es doch noch gar nicht entschieden!"
„Für mich hört es sich aber so an!"
Ich atmete tief aus und ballte die Fäuste in meinem Schoß. „Können wir bitte vernünftig darüber reden und uns nicht anschreien?"
„Wir reden so darüber, wie ich möchte! Meine Güte, ist es so schwer für dich zu verstehen, dass ich einfach nicht möchte, dass du mit einem anderen Mann zusammen wohnst?"
Ich seufzte. „Dann zieh hier ein. Ich habe dich gefragt, als Lia ausgezogen ist."
„Ich möchte nicht bei dir einziehen, dass habe ich dir schon gesagt!"
„Dann brauche ich einen anderen Mitbewohner."
„Und das muss unbedingt ein Kerl sein?"
„Nein, aber-"
„Aha. Wieso suchst du dir dann kein Mädchen? An der Uni gibt es Tausende, die eine Wohnung suchen!"
„Ich verstehe wirklich nicht, warum du nicht hier einziehen möchtest. Damit wäre das ganze Problem geklärt"; versuchte ich es erneut, auch wenn ich wusste, dass es hoffnungslos war. Max und ich hatten schon hundert Mal darüber diskutiert.
„Mein Gott, Josefine, du verstehst es wirklich nicht, oder? Ich möchte nicht mit dir zusammen wohnen!"
Ich seufzte leise auf. „Ich habe das verstanden ... nur nicht, wieso?"
„Ich habe einfach keine Lust, jeden Tag nur mit dir zu verbringen! Sobald wir zusammen wohnen, hab ich vermutlich gar keine Zeit für mich allein!" Max lief ein paar Schritte im Wohnzimmer hin und her. „Keine Ahnung, wie ich das begreiflich machen soll!" Er schüttelte den Kopf. „Manchmal bist du wie ein Baby. Wieso kannst du mein Nein nicht einfach akzeptieren?"
Ich senkte den Blick zu Boden. Meine Unterlippe begann gefährlich zu vibrieren. „Du könntest es mir vielleicht erklären?", fragte ich mit gebrochener Stimme. „Wir sehen uns doch sowieso so selten!"
„Jetzt fang bitte nicht an zu weinen! Das bringt jetzt auch nichts. Ich möchte nicht mit dir zusammen wohnen und Ende. Ich denke nicht, dass ich das Thema schon wieder mit dir ausdiskutieren muss!"
„Ich möchte doch nur versteh-"
„Gott, du gehst mir auf die Nerven! Ständig willst du dies oder das! Und was bekomme ich dafür? Gar nichts! Nicht mal Sex willst du mit mir!"
Fassungslos sah ich zu ihm auf. Hatte er das gerade wirklich gesagt? „Was ist los mit dir? Das stimmt doch überhaupt nicht! Wieso sagst du sowas?!"
Max lachte auf. „Weil es irgendwann gesagt werden muss. Du bist langweilig. Langweilig, prüde ... Ich kann froh sein, wenn wir einmal im Monat Sex haben! Meinst du ich habe Lust mit dir zusammenzuwohnen und mir jeden Tag deine Ausreden und Ausflüchte anzuhören? Mimimi, ich hab Kopfschmerzen. Mimimi, ich hab meine Tage... Mimimi, ich fühle mich nicht so gut!" Er schnaubte. „Nein, danke! So kann ich ... es mir wenigstens noch selbst machen. Aber selbst das würdest du mir ja verbieten!"
„Ich ... Was? Max, das-" Mein Blick wurde unscharf und eilig wischte ich mir mit dem Handrücken über die Augen. Nicht jetzt. „Super, jetzt heulst du wieder und ich bin der Schuldige! Willst du direkt Emilia anrufen und sie vollheulen, wie gemein ich wieder war?"
Er lachte.
„Du bist gerade einfach nur gemein und respektlos!", rief ich entsetzt. „Wie soll ich denn deiner Meinung nach darauf reagieren?" Ich versuchte, mich zusammenzureißen, konnte das Zittern in meiner Stimme jedoch nicht verbergen.
„Weißt du was?" Max stand auf. „Komm heute Abend zu mir, wenn du dich beruhigt und abgeregt hast. Bis dahin kannst du dir auch überlegen, wie du deinem Bruder erklärst, dass sein Freund ganz sicher nicht bei dir einzieht! Entweder das oder das war es mit uns! Ich habe keinen Bock mehr auf die Scheiße. Jedes Mal dasselbe Theater!"
Ich riss die Augen weit auf und starrte meinen Freund geschockt an, unfähig irgendetwas darauf zu erwidern, und sah zu, wie er seine Tasche nahm und meine Wohnung verließ. Hatte er gerade damit gedroht, mich zu verlassen?
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Verlieb dich nicht
Romance𝑁𝑎𝑐ℎ 𝑓ü𝑛𝑓 𝐽𝑎ℎ𝑟𝑒𝑛 𝑠𝑡𝑒ℎ𝑡 𝑒𝑟 𝑝𝑙ö𝑡𝑧𝑙𝑖𝑐ℎ 𝑤𝑖𝑒𝑑𝑒𝑟 𝑣𝑜𝑟 𝑖ℎ𝑟. Als Josie herausfindet, dass ihr Freund sie betrügt, weil sie zu prüde und verklemmt ist, lässt sie sich auf ein Experiment mit ihrem Mitbewohner Lukas ein, den...