Ich wusste nicht genau, was mich geweckt hatte.
Aber ich wusste, dass es kein Alptraum gewesen war.
Müde blinzelte ich hoch zur Decke und beobachtete wie im warmen Sonnenlicht Staubpartikel glitzerten.
Einen Moment beobachtete ich sie, wie sie in der Luft tanzten. Ich wollte auf die Uhr schauen, um zu sehen, wie spät es war. Doch als ich mich zu meinem Handy drehen wollte, erinnerte mich das warme Gewicht an meiner Seite daran, dass ich nicht allein im Bett lag.
Josie lag dicht an meine Seite gepresst in meinem Arm.
Ihr Kopf lag auf meiner Schulter gebettet und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das bequem war. Eines ihrer Beine hatte sie angewinkelt und zwischen meine geschoben, während ihr Arm quer über meinem Bauch lag und ihre Finger dabei gefährlich nahe an den Bund meiner Boxershorts kamen.
Genau diese Finger gruben sich nun widerstrebend in meine Hüfte.
„Nein", brummte sie so leise an meinem Hals, dass ich sie fast nicht verstand. Sie nuschelte noch etwas schlaftrunken vor sich hin und presste sich noch fester an mich und vergrub ihr Gesicht an meinem Hals. Ich lächelte schläfrig, schob eine Hand in ihr zerwühltes Haar und spielte verträumt damit. Ihre ruhige, gleichmäßige Atmung, die von ihr ausgehende Wärme und ihr vertrauter Duft hätten mich beinahe wieder in den Schlaf gewiegt, doch dann prasselte die Erinnerung an gestern und die Nacht wie ein Sturm über mir hinein.
Sie hatte mich gesehen.
In einem meiner schlimmsten Momente.
Meine Panikattacke.
Sie hatte sie erlebt.
Und mir geholfen, mich wieder zurückgeholt.
Ich bekam keine Luft. Ihr Körpergewicht schien mich plötzlich zu erdrücken.
Ein leises Wimmern drang aus meiner Kehle. Ich musste aufstehen, raus aus dem Bett, weg von ihr.
Sie brummte schläfrig, als ich sie von mir wegschob, protestierte im Schlaf.
So leise wie möglich, stand ich auf, griff ich nach einem T-Shirt und meiner Jogginghose und schlich in den Flur. Erst, als ich die Schlafzimmertür hinter mir geschlossen hatte, traute ich mich, wieder zu atmen. Ich atmete ein und wieder aus, ein und aus. Und wieder ein und aus, ein und aus, ein und aus. So wie sie es in der Nacht mit mir gemeinsam getan hatte. Ganz ruhig, bloß darauf konzentriert, wie die Luft durch meine Lungen strömte und mein Herzschlag sich beruhigte.
Ich schämte mich dafür, dass sie mich so gesehen hatte.
Schwach und verletzlich. Seit Jahren hatte ich keine Panikattacke mehr gehabt. Die Letzte war in der Nacht gekommen, ehe ich nach Amerika flog.
Ich hatte geglaubt, es wäre vorbei. Geglaubt, dass sie nicht wieder kommen würden.
Erschöpft schleppte ich mich unter die Dusche und stellte das heiße Wasser an. Ich musste mich beruhigen.
In Ruhe nachdenken.
Überlegen, was ich nun tun wollte.„Ist alles okay?", fragte Josie, als sie sich verschlafen neben mich auf die Couch setzte.
Ich nickte stumm. Nein, gar nichts war okay.
„Hör mal ...", begann ich. „Wegen letzter Nacht ... Können wir einfach vergessen, was passiert ist?"
Josie legte ihren Kopf auf meine Schulter und strich sanft über meinen Arm.
„Wenn du das möchtest."
Ich nickte. „Bitte. Das ... wird nicht wieder vorkommen."
„Ist das denn schon mal passiert?", fragte sie mit leiser Stimme. „Vielleicht solltest du mit jemandem darüber reden und ..."
„Lass gut sein, Josie." Ich seufzte leise und schob sie von mir weg. „Das kommt nicht wieder vor und was mich angeht, ist das nie passiert, okay?"
Sie verzog den Mund und atmete tief aus. „Ich denke nicht, dass das der richtige Weg ist."
„Mir ist relativ egal, was du denkst", sagte ich barsch.
Sie kniff die Augen zusammen und stand auf. Verdammt.
„Josie, ich meinte das nicht so." Ich seufzte. „Es tut mir leid. Ich ... Ich will einfach nicht drüber reden. Weder mit dir, noch mit sonst jemandem. Du musst das verstehen."
Sie schüttelte den Kopf. „Ich muss das nicht verstehen, Lukas. Ich habe keine Ahnung, was mit dir los ist. Du kommst high nach Hause, du ... benutzt mich, um deine Aggressionen los zu werden, dann entschuldigst du dich. Und dann finde ich dich nachts so vor und du willst nicht einmal drüber reden!"
Sie war aufgebracht. Ihre Augen funkelten wütend und der Schmerz in ihrem Blick traf mich direkt ins Herz. „Ich weiß nicht, was passiert ist" Sie schnaufte. „Aber ich weiß, dass etwas passiert ist! Und wenn du nicht mit mir darüber reden kannst, okay – aber rede mit irgendwem! Aber wenn du mir nicht vertraust, komm bitte nicht mehr zu mir und sag mir, dass du mich brauchst!"
Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag in die Magengrube.
„Ich brauche dich nicht!", rief ich aufgebracht. „Hör auf dich wie meine Freundin aufzuführen!"
Sie schnappte nach Luft und taumelte rückwärts.
„Das ist also dein Problem?", zischte sie verletzt. „Du denkst, ich führe mich auf wie deine Freundin?"
„Natürlich tust du das! Aber – Überraschung, Josefine – du bist nicht meine Freundin! Alles was über diese Sex-Sache hinausgeht, geht dich nichts an!"
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Wieso hatte ich das gesagt?
Sie schnaufte leise und ließ enttäuscht die Schultern sinken. „Wenn mich alles andere ja nichts angeht, wäre es vielleicht besser, wenn wir diese Sex-Sache beenden. Such dir jemand anderes, den du benutzen kannst, wenn du high bist. Jemand anderes, der dich davon abhält zu ersticken!"
„Gut, dann ist es also beendet!", antwortete ich mit gleichgültiger Stimme. „Aber frag dich besser, wer von uns wen benutzt hat! Ich war nicht derjenige, der dich darum gebeten hat, mit mir zu schlafen! Das warst du und wenn du nicht damit klar kommst, dass das alles ist, was zwischen uns ist, dann bist du selbst schuld!"
„Du bist ein Arschloch, Lukas!", fauchte sie, drehte sich um und stapfte aus dem Zimmer.
Ich hörte, wie sie ihre Schlafzimmertür hinter sich zuknallte und ließ den Kopf gegen die Lehne sinken.
Gut, dann war das Experiment also beendet.
Wenn sie es so wollte, gerne! Ich brauchte sie nicht.
Sie war exakt wie jede andere Frau, mit der ich geschlafen hatte.
Absolut identisch, versuchte ich mir einzureden.
Es gab verflucht nochmal keinen Unterschied!
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Verlieb dich nicht
Romance𝑁𝑎𝑐ℎ 𝑓ü𝑛𝑓 𝐽𝑎ℎ𝑟𝑒𝑛 𝑠𝑡𝑒ℎ𝑡 𝑒𝑟 𝑝𝑙ö𝑡𝑧𝑙𝑖𝑐ℎ 𝑤𝑖𝑒𝑑𝑒𝑟 𝑣𝑜𝑟 𝑖ℎ𝑟. Als Josie herausfindet, dass ihr Freund sie betrügt, weil sie zu prüde und verklemmt ist, lässt sie sich auf ein Experiment mit ihrem Mitbewohner Lukas ein, den...