14 Josie

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Der Rest der Woche verging wie im Flug. Lukas gewöhnte sich langsam ein und begann die meisten Haushalts-Aufgaben zu erledigen, während ich mehr Schichten im Café einschob. Meine Kollegin Sarah war krank geworden und ich sprang für sie ein. Den Extra-Verdienst konnte ich gut gebrauchen.
Freitagabend hatte ich einen Plan gefasst. Es war ein übergeschnappter, sinnloser Plan, der mir vermutlich ewig nachhängen würde. Wahrscheinlich würde er auch dafür sorgen, dass die nächsten Wochen sehr ungemütlich für mich werden würden. Doch ich würde es tatsächlich durchziehen.
So blöd mir Lias Vorschlag vorgekommen war, ich hatte lange darüber nachgedacht und war zu dem Entschluss gekommen, dass es eventuell eine ganz gute Idee wäre, mich für die Zukunft zu wappnen.
Ich könnte verhindern, dass mir so etwas wie mit Max erneut passiert.
Ich könnte mit diesem Plan vermeiden, dass mir noch einmal jemand vorwerfen könnte, ich wäre zu prüde.
Nichtsdestotrotz gab es in meinem Plan diese eine Komponente, die ich absolut nicht einschätzen konnte.
Ich würde Hilfe brauchen. Nur, dass derjeniger, der mir helfen solle, noch keine Ahnung von seinem Glück hatte und ich mir sicher war, dass der Plan an ihm scheitern würde. Ich trank einen Schluck aus meinem Weinglas, stellte es auf dem Schreibtisch ab und hielt mir eine schwarze Jeanshose vor die Beine. Beim Blick in den Spiegel verzog ich den Mund.
Die Jeans sah nicht schlecht aus, aber eine Jeans war nicht das, was ich heute Abend brauchen würde.
Ich warf die Jeans auf mein Bett. Im Spiegel wirkte ich noch dicker. Meine Oberschenkel hatten keinen Spalt und mein Bauch war alles andere als straff. Die schwarze Spitzenunterwäsche, die ich trug, schien absolut nicht zu mir zu passen.
Eilig wand ich den Blick ab und drehte mich zu meinem Kleiderschrank um. Jetzt war keine Zeit dazu, um über meinen Körper nachzudenken.Wenn ich mich nicht irrte, hatte ich noch ungefähr eine halbe Stunde Zeit, bis ich fertig sein müsste. Ich brauchte irgendetwas Leichtes, eine Hose, in der ich mich gut bewegen konnte.
Ich durchwühlte meinen Kleiderschrank erneut, bis ich eine schwarze, blickdichte Leggins fand. Perfekt, dachte ich, während ich sie anzog. Dazu ein schwarzes Spitzen-Top. Leger, aber dennoch schick. Die Leggins zauberte mir, dank hohem Bund, einen schlankeren Bauch, doch ohne Jacke, sahen meine Arme in dem Top einfach dick aus. Ich seufzte und holte einen weißen Cardigan aus meinem Schrank, den ich mir überzog. Geschminkt hatte ich mich bereits und auch meine Haare sahen dank Lockenstab vorzeigbar aus.
Ich begutachtete das Gesamtbild im Spiegel. Ich sah okay aus.
Nicht besonders hübsch, aber besser würde ich es ohne Hilfe auch nicht hinbekommen.
Ich hatte darüber nachgedacht, Lia einzuweihen und sie um ihre Hilfe zu bitten, mich schlussendlich dann doch nicht getraut. Wenn es schiefgehen würde, wollte ich nicht, dass mehr Personen involviert waren, als unbedingt notwendig.
Ich beugte mich vor und kontrollierte den Lidstrich. Hoffentlich war er nicht verwackelt. Ich griff nach dem kleinen Fläschchen Parfüm und klickte zweimal. Hoffentlich mochte er den Duft.Ein Blick auf die Uhr an meinem Handgelenk sagte mir, dass ich mich beeilen musste, wenn ich pünktlich fertig werden wollte.
Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel, seufzte und lief in die Küche.
Der Salat, den ich vorbereitet hatte, stand bereits auf dem Tisch.
Die Bolognese-Soße köchelte vor sich hin und heißer Dampf stieg auf. Perfekt. Nur noch die Nudeln kochen und ich war fertig. Ich setzte einen Topf mit Wasser auf und während ich darauf wartete, dass es anfing zu kochen, ging ich meinen Plan noch einmal im Kopf durch. Jetzt war der Moment, ihn abzubrechen.
Wenn ich jetzt die Reißleine ziehen würde, wäre noch nichts passiert.
Es würde mir einige Peinlichkeiten ersparen. Niemand würde jemals davon erfahren.
Ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und die Wohnungstür aufging.

Ich atmete tief durch.

Showtime.

Verlieb dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt