Kapitel 26- Ewigkeit

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Datum: unbekannt

Ort: 3. Welt (Yūgure), im Inneren des PAST-Portals

[aus Kaitos Perspektive]


Scheiße. Der Arm hatte mich erwischt. Ich hätte mich besser konzentrieren sollen, ich hätte mehr aufpassen sollen. Ich hätte mich nicht ablenken lassen sollen, ich hätte stärker sein sollen. Schlauer und stärker, und besser.

Was jetzt? Hatte ich noch eine Chance, wieder herauszukommen? Zu dem Türweg zurück? Oder war ich jetzt für immer hier gefangen...

Was würde mich hier erwarten? Der Arm hieß PAST, Vergangenheit...

Plötzlich erschienen Arme von allen Seiten und umklammerten mich. Sofort spürte ich einen stechenden Schmerz. Sie zuckten vor meinen Augen herum, bald konnte ich gar nichts mehr sehen. Ich wusste nicht, ob ich blind geworden war oder ob mein Sichtfeld einfach nur bedeckt war.

Unerwartet hörte der Schmerz auf. Gleichzeitig fand ich mein Augenlicht wieder. Ich schaute mich um. Ich war...

Auf einem Spielplatz.

Vor einem Spielplatz.

Ein Schild mit der Aufschrift 'Gestiftet vom Kinderheim Alt-Tokyo-Jugendhilfe' begrüßte Ankömmlinge. Dann führte ein kiesbedeckter Weg in den Spielplatz hinein, Gras wuchs neben den Pfaden und Bäume und Büsche bewucherten ein paar größere Hügel. Dort hinten stand ein Gerüst mit Kletter- und Sitzmöglichkeiten, da eine große Holzburg mit einer Rutsche und zwei Türmen... ein wenig weiter daneben zwei Schaukeln.

Ich kannte diesen Ort. Nur zu gut. Ich hatte hier immer mit Yuri gespielt, wenn wir unter Aufsicht an die frische Luft gehen durften. Wir hatten uns immer an der Burg dort ausgetobt, waren die drei Etagen des einen Turms herauf und herunter geklettert, hatten versucht, von einer Mittelbrücke zum anderen Turm zu stolpern, waren dabei aber oft in den Sand gestürzt. Dann hatten wir uns Steine an de Kopf gewesen und geheult, gestritten, und uns wieder versöhnt. Vergangenheit...

Was würde nun passieren?

Die Antwort war ein lauter Schrei. "Kaito! Komm runter, du Feigling!"

Yuri kletterte auf dem Gerüst herum, befand sich momentan auf einer Art Spinnennetz aus Seilen. Ich schaute ihn ihre Blickrichtung, und sah mich. Also die jüngere Version. Klein-Kaito rollte auf einem Berg herum, mit einer Wasserpistole in der Hand.

"Wieso soll ich der Feigling sein? Ich hab doch die Waffe!"

Yuri jauchzte fröhlich. "Wer hat denn gesagt, dass ich nicht auch eine habe?"

Sie zog ein großes Wassergewehr hervor und zielte auf ihren Bruder. Mit einem platschenden Spritzen wurde Kaito von einer Wasserwoge umgehauen. "Woher hast du das? Die gehört uns doch gar nicht", fragte der prustende, erstaunte Junge.

"Hab sie hinter den Hügeln mit den toten Bäumen da gefunden!"

Kaito, der davor wie ein begossener Pudel ausgesehen hatte, strahlte nun. "Das ist toll, Yuri! Dann haben wir noch mehr Spielmöglichkeiten!"

Eine weitere Person erschien aus dem Nichts. Niretsu?

Nein, doch nicht. Es war eine eher dickere Frau mit einem faltigen, schlechtgelaunten Gesicht und einer verkratzten Brille.

"Leg das sofort wieder zurück!", brüllte sie Yuri an. "Das gehört jemandem anders, und man stiehlt nicht!"

Yuri begann zu weinen. "Aber der hat das doch sicherlich vergessen und verloren, und wer es findet, dem gehört es dann!"

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