Kapitel 28- Schwester

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Datum: unbekannt

Ort: 3. Welt (Yūgure), die Tür

[aus Kaitos Perspektive]


Das würde das letzte Mal sein, schwörte ich mir. Jetzt würde ich diesen Weg fertiggehen, und mich von nichts und niemanden mehr aufhalten lassen! Ich schritt voran, vorbei an MASK, REVENGE, WEAK.

Ich stand direkt vor Niretsu.

"Niretsu...", begann ich.

Niretsu zitterte. Blut floss ihm aus der Haut, wo normal Schweiß auftreten würde. Hustend und spuckend hielt er sich nur noch mit Mühe auf den Füßen.

"Du bist schwach, Kaito.. ein Nichts..."

Ich ignorierte ihn. Das zog nicht mehr bei mir, ich wusste, dass ich schwach war. Aber ich war nicht so schwach wie Niretsu. Das hatte ich erkannt, Niretsu war sogar schwächer als ich. Er war gebrochen, voller Hass, tief verletzt und zerstört. Er hatte alle seine Feinde aus schierer Frust zerstört, seinen Hass ausgeweitet und alle fertiggemacht. Aber was erfordert mehr Kraft? Seine Gefühle unkontrolliert herauslassen, oder sich bewusst mit ihnen auseinandersetzen und das Problem in sich selbst finden, anstatt die Schuld bei anderen zu suchen? Sicher, die Schuld am Tod an meiner Mutter und meiner Schwester lag nicht bei mir... aber deswegen durfte ich mich nicht zerstören lassen, an etwas, das gar nicht meine Schuld war. Meine Schuldgefühle... Schuld an was? Ich hatte sie nicht umgebracht...

Ich fing zu weinen an.

"Siehst du? Du bist ein Nichts! Du heulst die ganze Zeit!"

Niretsu hatte ein wenig an Stärke gefasst.

"Weinen ist eine Stärke... Seine Gefühle zu zeigen und sie zu akzeptieren, ist schwerer, als sie zu unterdrücken.."

"ICH MACHE DOCH NICHTS ANDERES!! ICH HABE ES ALLEN GEZEIGT, ALLEN MEINE GEFÜHLE GEZEIGT!!"

"Mit dem Unterschied, dass du dich von diesen Gefühlen übernehmen hast lassen. Du hast dich von deinen eigenen Gefühlen kontrollieren lassen! Und deswegen bist du so wahnsinnig geworden"

"Du hast mich doch auch in dich! Ich würde ohne dich gar nicht existieren!! Du bist derjenige, der dich von deinen Gefühlen übernehmen hat lassen!!"

"Du hast Recht... Und deswegen werde ich meinen Fehler nun korrigieren"

Ich blickte ihm direkt ins Gesicht, das exakt wie meines aussah.

Ich drehte mich um.

Blickte auf die lauernde GRIEF-Hand.

Ich erinnerte mich an Yuri. An unsere Momente. An alle. Wie zerstört ich darüber war, sie zu verlieren, und wie einsam ich gewesen war. Und wie ich bis jetzt sie nicht loslassen konnte. Aber das würde sich jetzt ändern.

Ich konnte meinen vorherigen Schwur wohl nicht einhalten. Noch ein einziges Mal, ein einziges Mal musste es noch sein. Weil es der richtige Weg war.

Ich lief auf das GRIEF-Portal zu. Rannte, und sprang.

Mitten in die Welt hinein.

...

Vor mir eröffnete sich eine Art Tunnel. Ich stand mitten in der weißen Farbe, sie reichte mir bis zu den Hüften. Klauen wuchsen aus dem Boden und schnappten aggressiv nach mir. Mitten in der weißen Farbe schwamm in schwarzen Buchstaben das Wort GRIEF... Trauer.

Weil ich nicht loslassen konnte. Weil ich mich so an meine Vergangenheit klammerte. Weil ich von Trauer erfüllt war und ich die Realität nicht anerkennen wollte. Aber das würde sich nun ändern.

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