Datum: 18.10.2097 (in dieser Welt)
Ort: 2. Welt (Tan'i), Gefängnistrakt in der roten Stadt
[aus Kaitos Perspektive]
"Fuck"
Das war das erste Wort, das mir aus dem Mund kam, als ich wieder zu mir kam. Wow, ich wurde wirklich zu oft bewusstlos, auch wenn es nicht meine Schuld war. Als ich mich umblickte, erkannte ich, dass ich in einer kleinen Zelle saß. Die grauen Wände kesselten den Raum erbarmungslos ein, und eine rote Lichtwand versperrte den Ausgang. Oh, Don'yoku befand sich auch hier. Er war wohl auch gerade erst aufgewacht, denn er blinzelte verwundert umher, bis er mich gesehen hatte.
"Kaito? Was.. Nein, wo sind wir?"
Er beantwortete die Frage selber. "Knast, was.. Ist aber eh nicht das erste Mal für mich.."
Interessiert schaute ich ihm direkt ins Gesicht. "Du warst schonmal im Gefängnis?"
"Lange Geschichte, zu lange. Und traurig"
Ich lachte auf. "So wie es aussieht, haben wir viel Zeit"
"Hast wohl recht, Kleiner"
Ächzend richtete der 27-Jährige auf. "Shit"
Sein Bauch war bedeckt von einem blutübertränkten Verband. "Stimmt ja, ich wurd ziemlich heftig erwischt.. Aber der Kerl war echt schnell.."
"Ja", war alles, dass mir dazu einfiel.
"Aber egal. Also, meine Geschichte.."
Don'yoku hustete kurz, dann fuhr er fort.
"Meine Geschichte beginnt mit einem kleinen Jungen. Der Junge unterschied sich in nichts von anderen Kindern. Er mochte Ballspielen, war Einzelkind mit normalen Eltern und tobte sich beim Fangenspielen aus. Bis er.."
Er stockte. "Bis er mit DMD diagnostiziert wurde"
Ich schaute ihn fragend an.
Er erwiderte meinen Blick und erläuterte die Krankheit. "Die Duchenne-Muskeldystrophie. Durch Mutationen des Gens, das Dystrophin kodiert, ein wichtiges Protein, baut sich die ganze Muskulatur ab, kurz gesagt. Normalerweise tritt die Krankheit im Alter von 2-3 Jahren ein, aber er war.. 7. Jedenfalls, er landete im Krankenhaus.. Normalerweise wäre er bald gestorben, sein Körper wurde immer schwacher und hilfloser, denn bei ihm war die Krankheit noch intensiver als normal. Aber wie gesagt, er war kein normaler Fall.
Seine Eltern standen jeden Tag neben seinem Krankenbett und hielten seine Hand. Und schließlich... Therapien und Maßnahmen und das unglaubliche Durchhaltvermögen des kleinen Jungen schafften es schließlich, ihn zu heilen. Komplett... Zumindest wahrscheinlich.
Denn die Ärzte hatten gesagt, dass es jederzeit wiederkommen könnte"
Don'yoku stützte sein Kinn auf seine geballten Fäuste, während ich ihm geespannt zugehört hatte.
"Die Eltern des Jungen- meine Eltern.. Sie behandelten mich von dem Tag, an dem ich entlassen wurde, wie einen körperlich Behinderten. Liefen mir jeden Schritt hinterher, mussten alles über mich wissen, falls es wieder einmal ernst werden könnte. Das hat mich in den Wahnsinn getrieben, verstehst du?"
Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort. "Nichts konnte ich tun, ohne ständig kontrolliert zu werden! Und es wurde noch schlimmer. Wenn ich Unfug trieb, tätschelten sie mir nur meinen Kopf und lobten mich sogar noch! Meine Lehrer und meine Freunde, alle behandelten mich, als wäre ich ein zerbrechlicher, armer Gegenstand! Dabei wollte ich nichts anderes, als normal zu sein! Ich wollte mich doch nur normal fühlen!! Aber nein, jeden Tag wurde ich an mein Leid erinnert.. jahrelang.
Ich hielt es nicht mehr aus, verstehst du?
Ich versank in Depressionen und fing an, mir wehzutun. Ich hasste mich, ich wollte jeden Tag nichts lieber als verrecken. Also versuchte ich es eines Abends. Doch meine Eltern hielten mich auf und schleppten mich daraufhin zu einem Psychiater. Dieses Arschloch... Ich bereue es bis heute nicht. Er mochte kleine Kinder, aber auf eine andere Weise...
Er war mein erstes Opfer gewesen.
Danach lief ich weg. Weit weg, weg von allem und jedem. Ich landete auf der Straße und begann, die Computersprache zu lernen. Ich fing klein an und hackte ein paar Sicherheitssysteme, damit andere ungestört eindringen konnten. Aber viele wollten mir meinen Anteil nicht gönnen... Ich war so klein, da konnten sie ja auf mir herumstampfen. Also tötete ich sie alle. Sie alle! Und dann nahm ich ihren Besitz an mich. Ich war sehr gut im Töten... irgendwann wurde ich dafür sogar bezahlt. Bis man mir Jahre später den Auftrag erteilte, jemanden von der Regierung auszuschalten. Der Kerl hatte aus unerklärlichem Grund damit gerechnet und fasste mich. Seitdem arbeitete ich für die Regierung... und landete dann hier"
"Was wollte der Geheimdienst denn von einem Killer?", erkundigte ich mich. Sicherlich gab es viele, dreckige Geheimnisse, die sich später in Nutzen für mich umwandeln könnten.
"Staatsgeheimnis. Kann man sich aber denken, oder? Ich erinnere mich an einen Mann, der der Regierung ziemlich in die Quere gekommen war... Egal, vergiss das"
Er stöhnte vor Schmerz kurz auf und hielt sich seinen Bauch. "Ich sollte lieber ruhen..."
Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, erschien ein wohlbekanntes Gesicht vor unserer Zelle.
Anastri winkte fröhlich. "Guten Abend, die Herren!"
"Bruh"
"Ich hab schöne Nachrichten für euch! Naja, eher für mich... Aber egal! Ich habe beschlossen, euch morgen in aller Öffentlichkeit hinzurichten! Das wird die letzten zweifelnden Untertanen von meiner Macht überzeugen!"
"Was—"
"Also genießt die letzten Stunden, die euch übrigbleiben! Wir sind so gastfreundlich wie möglich!"
Mit einem hämischen Grinsen, dass man auch in seinen eisblauen Augen sichtlich erkennen konnte, drehte er sich weg und schritt elegant davon.
Don'yoku seufzte. "Schlaf gut"
Dann rollte er sich auf dem Boden zusammen.
Ich überlegte geschockt. In unserer Verfassung hatten wir keine Chance mehr. Don'yoku war geschwächt und ich hatte immer noch keine Kräfte entwickelt. Zumindest keine festen.
Ich konnte wohl im Moment nichts anderes tun, als mich ebenfalls auszuruhen. Vielleicht würden Boryoku und der Rest uns retten kommen...?
Egal.. das werden wir schon sehen...
Ich schloss meine Augen und schlief bald darauf ein.
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FantasíaAls die japanische Regierung ein mysteriöses Artefakt mit 4 verborgenen Welten in die Hände bekommt, dass grenzenlose Energie zu versprechen scheint, wird ein krimineller, sozialunfähiger Hacker mit einem Operationsteam gegen seinen Willen in die...