Großkapitel 4: Realität, Kapitel 30- Prolog (1/3)

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Datum: 18.03.2094

Ort: die echte Welt; Randgebiet der Altstadt Tokyo, verlassene Fabrik


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Niretsu starrte gebannt auf die Bildschirme seines Computers.

Er war gerade im Begriff, einen milliardenschweren, digitalen Safe zu knacken. Nicht dass er nervös war, er hatte schon unzählige Computer, Rechenzentren oder Safes gehackt, aber jedes Mal ergriff ihn dieses Gefühl der Spannung, wenn er ganz versunken in die digitale Welt voller Zahlen und Variablen war. Er saß in einem abgedunkelten Zimmer ohne Fenster in einer verlassenen Maschinenfabrik, für die niemand die Abrisskosten hinlegen wollte. Bevor er diese Fabrik fand, hatte er aus Sicherheitsgründen immer seine Wohnorte gewechselt, falls die Regierung ihn doch noch einmal aufspüren könnte.

Ja, er, Niretsu Ekō, war einer der meistgesuchtesten Hacker der Welt, er war nichts als ein Schatten, über den man nichts wusste. 457 Hackerangriffe auf die bestgesicherten Server, Netze, Banken und Rechenzentren hatte er schon verübt, und trotzdem hatte der Geheimdienst nicht einmal den geringsten Anhaltspunkt wer er war oder welches Geschlecht er hatte.

Schon seit zwei Wochen lebte er in dieser verlassenen Fabrik am Rande der Altstadt Tokyo. Er hatte sich schon immer für die Computersprache interessiert und bereits mit 14 in die Kempeitai, einem japanischen Geheimdienst, eingehackt.

Er war nicht geldgierig oder so, er tätigte diese Angriffe aus reinstem Hass. Mit dem Geld, dass er von diesem Safe bekommen würde, würden er und sein Team mehr als genügend aufrüsten können. Aufrüsten für den großen...

Showdown.

Schon seit Jahren hatte er die Regierung aus dem Inneren heraus infiltriert, zerstört, und zerstückelt.

Und er hatte jahrelang auf diesen Moment hingearbeitet, alles geplant und alles berechnet. Jede Möglichkeit, jeden möglichen Ausgang. Und er würde gewinnen, egal was passierte. Seine Berechnungen waren perfekt, exakt, die besten.

Er war der Beste. Jeder fürchtete ihn, er hatte das Sagen, und bald würde er die neue Regierung sein.

Er hatte es allen gezeigt. Seinen Hass hatte er jedem aufgedrückt, der ihm das Leben seiner Schwester schuldete. Und seinen Hass hatte er jedem aufgedrückt, der sich ihm in den Weg gestellt hatte.

Sie alle, alle, die sich mit ihm angelegt hatten, waren bis auf das Letzte gefoltert, zerstümmelt, und gebrochen worden. Bis zum Tod.

Vor ungefähr zwei Jahren hatte er alles in die Gänge gesetzt, um über die Mörder seiner Familie herauszufinden. Er war auf die Sache mit dem USB-Stick gestoßen, auf die Drahtzieher, und auf ihren Killer.

Dann hatte er sie ausgeschaltet, sie alle.

Don'yoku ebenfalls, er hatte ihn in einen Raum geschleppt, seine Gliedmaßen verstümmelt und schließlich ertrinken lassen. Er hatte seinen Hass gelebt, ihn nahezu greifbar gemacht. Er hatte sie alle bestraft, er alleine. Und dann hatte er seinen Plan geschmiedet, wie er das neue Oberhaupt des Staates werden konnte. Die Daten auf diesem einen Stick... Sie waren erschütternd gewesen.

Zumindest für das Volk würden sie erschütternd sein, ihn kümmerte so etwas nicht im Geringsten. Aber diese Daten würden ihm sehr nützlich werden. Beziehungsweise, waren sie schon. Es hatte mit einfachen Erpressungen angefangen, bis nach und nach auf die wundersamste Weise Geheimdienstchefs abtraten und ihren Job jemandem anders überlassen hatten, die er selbst sorgfältig ausgewählt hatte.

Nur ein  Problem hatte er noch.

Der Präsident... er hatte keine einzigen Daten über ihn erhalten, mit dem man ihn zurückdrängen könnte und vernichten könnte.

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