Kapitel 32- Prolog (3/3)

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Datum: 01.04.2094 (zwei Wochen später)

Ort: die echte Welt; Zentrum von Neu-Tokyo, Fukkatsu-Platz


"Meine Freunde! Ich freue mich, so viele verschiedene Menschen an einem einzigen Platz versammelt zu sehen! Ich freue mich jedes Jahr wieder, den Beginn des Fukkatsu-Festes einzuleiten!"

Hokori räusperte sich kurz und musterte die Menschenmenge.

Menschen aus aller Welt waren gekommen, um dieses Fest zu besichtigen. Europäer, Araber, Russen, und viele weitere. Das Fukkatsu-Fest war bekannt für die umwerfende Auswahl an Attraktionen, für die bunte Farbenfreude, für Glück, für Alkohol, und leider teilweise auch für Drogen. Riesenräder und andere Fahrgeschäfte ragten mitten aus der Stadt hinaus in die Höhe des Himmels. Konfetti flog herum und der süße Geruch von Zuckerwatte hang in der Luft, Bonbons lagen verstreut auf dem Boden, und inmitten der ganzen Freude war vor ihm eine riesige Anzahl an Menschen. Das Fukkatsu-Fest war seit dem ersten mal schon eine Millionenattraktion geworden, und die Geldmengen, die dadurch in die Kasse flossen, war unvorstellbar enorm. Das Volk konnte sich amüsieren und der Staat wurde noch reicher.

"Auch wenn jeder von euch normalerweise weiß, wofür unser schönes Fest steht, bereitet es mir doch immer eine Freude, es zu wiederholen"

Hokori blickte auf sein Rednerpult vor ihm, dass seine von anderen Angestellten vorgefertigte Rede beinhielt.

Er schüttelte unmerklich seinen Kopf und mied es, das Blatt anzuschauen. Vielleicht war heute sein letzter Tag, zumindest einmal in seinem Leben sollte etwas aus seinem Mund von Herzen kommen.

"Es steht für die Wiederauferstehung Tokyos und damit auch Japans nach dem ersten großen Energiekrieg. Und ich, Japans Präsident, habe diese Wiederauferstehung mit eigenen Augen mitverfolgen können, ja, ich hatte die Ehre, es mit meinen eigenen Augen zu sehen. Dank meines Vaters und dank meiner Mutter hatte es mir nie an etwas gefehlt, und ich hatte schon bald einen der wichtigsten Posten in der Regierung ergattern können. Ich war... reich und verwöhnt, ein Bengel, der seit Geburt von allen verehrt worden war"

Die Menschen blickten ihn verwundert an. Gemurmel entstand, Hokori schaffte es, einen Satz mit seinen alten Ohren aufgreifen.

"Was erzählt er denn da? Das ist nicht die normale langweilige Leier, bevor unser Spaß beginnt"

Er schmunzelte.

"Ich war reich und wurde noch reicher, ich habe mein Leben lang Menschen gesehen, denen es gutging. Nie, wirklich nie, hatte ich einen Blick...

Hatte ich einen Blick zur Altstadt Tokyo geworfen.

Ich habe mich nicht getraut, ich wollte dieses Leid nicht sehen. Ich dachte, wenn ich wegschaute, würde es verschwinden. Ich ertrug es nicht, dieses Leid zu sehen. Aber ich wollte auch nie etwas dagegen tun...

Ich war zu verwöhnt dafür, ich dachte, jedem in Japan ginge es gut, und dass Japan das beste Land der Welt wäre. Das Stärkste, das Schlauste, das Beste. Wie falsch ich doch gelegen war...

Zumindest ich war der Schwächste von euch Leuten gewesen. Der Schlechteste von euch allen...

Ich hatte meinen Blick die ganze Zeit über nur abgewandt, sagte mir, es würde schon gut werden, log mich schamlos an, und das ein Leben lang"

Hokori kicherte. Reckte sich zu seiner vollen Körpergröße auf. Mit einer schnellen Handbewegung hob er das Blatt vor sich auf und hielt es in die Höhe.

"Seht ihr das? Seht ihr das, meine Freunde? Mein Volk? Das ist die Rede, die ich hätte halten sollen... Aber ich hatte diese Rede nie geschrieben...

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