Kapitel 7

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Wie sich herausstellte, war die Königsfamilie von Gemstone nicht gerade gesprächig. Oder sie waren nervös. Oder beides.
Kein einziges Wort wurde gesprochen. Den ganzen ersten Tag lang hörte man nur die Pferde wiehern, den Wind gegen die Kutsche peitschen und ab und an prasselte der Regen gegen die Fenster.
Ab und an schaute ich aus dem Fenster und beobachtete die Soldaten auf ihren Pferden. Ganz vorne erkannte ich Ashton. Er war klitschnass, einige Tropfen fielen von seinen Haaren auf seine Uniform. Er trug zwar Lederhandschuhe, aber seine Hände sahen ziemlich verkrampft aus. Acht Stunden reiten durch die Winterkälte war anstrengender, als ich es mir vorgestellt hatte.
Es fing an zu dämmern, als die Kutsche anhielt und unser Lager aufgebaut wurde. Ich setzte einen Fuß aus den Wagen und rutschte beinah aus. Es war nicht nur kalt, sondern auch rutschig. Eine ungemütliche Nacht stand uns voraus.
Die Königsfamilie hatte sich in ihren Zelten zur Ruhe gelegt. Bei Sonnenaufgang würden wie weiter reiten. Der Weg führte durch das Teriolische Gebirge. Unebene Wege, eisige Kälte, nicht zu vergessen die tote Schlucht. Sie trug nicht umsonst diesen Namen.

Ein paar Soldaten saßen noch am Lager, Ashton war einer von ihnen. Ich strich mein Kleid glatt und setzte mich neben ihm. Er bemerkte mich nicht.

"Woran denkst du?"

Ashtons Kopf drehte sich langsam zu mir. Sein Blick hatte eine Spur von Angst, die sich in mir widerspiegelte.

"Das Lagerfeuer", flüsterte er nach einer Weile. Ich konnte mir keinen Kontext daraus ziehen, deshalb antwortete ich nicht.
Offizier Porta verließ als letztes das Lagerfeuer. Er wusste nicht ganz, ob er gehen durfte oder ob er Ashton mitnehmen sollte.

"Wir sollten beide schlafen gehen. Morgen wird ein langer Tag werden."

Ashton nickte und stand sofort auf. Er verhielt sich anders. Offizier Porta stand zwischen seinem Zelt und dem Lagerfeuer. Er schien die Situation mitbekommen zu haben, auch wenn er so tat, als würde er seine Waffen aufräumen.

"Offizier Porta?"

Sofort hatte ich seine Aufmerksamkeit auf mir.

"Miss?"

Seine Stimme war unsicher, er wusste nicht, wie er mich ansprechen sollte. Ich lächelte und deutete auf das Zelt meines Bruders.

"Verhält sich der Hauptmann immer so, wenn er einen Auftrag ausführt oder steht irgendeine Gefahr bevor?"

"Entschuldigen Sie bitte, Miss. Darüber darf ich nicht sprechen."

Mit einem enttäuschten Nicken betrat ich mein Zelt und setzte mich auf das Feldbett.

Wir brachen früh auf. Auch wenn ich nur zusehen musste, wie die Soldaten alles zusammenpackten, fühlte ich mich dennoch mindestens genauso erschöpft wie sie. Nach ein paar Stunden der Stärkung durchquerten wir das Teriolische Gebirge. Es sah beeindruckend aus, aber ich bekam ebenfalls Angst. Wenn einer der Felsen abrutschte, würde er uns zerquetschen.
Bevor ich komplett durchdrehen konnte, versuchte ich ein Gespräch mit der Königsfamilie aufzubauen.

"Wie lange werden wir im Königreich Goodmore bleiben?"

Der König von Gemstone war der erste, der mir antwortete. Seine schon etwas grauen Haare glänzten unnormal, wenn das Sonnenlicht sich einen Weg durch die Fensterscheiben bahnte. Erstaunlicherweise hatte es kein Schnee, Regen oder extreme Kälte gegeben.

"Die Anreise ist immer etwas anstrengend und wir brauchen Zeit um alles bezüglich der Hochzeit zu planen. Außerdem soll diese auch bald stattfinden, damit eine Verbindung zwischen den Königreichen Goodmore und Gemstone besteht."

Prinz Sebastian schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. Er war nicht mit seiner Zukunft zufrieden.

"Ich kenne Sie nicht einmal", protestierte er. Dem König ließ diese Aussage kalt. Auch als der Prinz die Königin bettelnd anschaute, bekam er keine Unterstützung. Im Gegenteil.

Until there's nothing left Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt