Für die letzten zwei Stunden war ich erstaunlicherweise eingeschlafen. Ich träumte sogar von einem Wolkenschloss, was zwar wenig Sinn ergab, aber besser war als die Träume, die mich in den letzten Tagen begleitet hatten.
Langsam öffnete ich meine Augen, die durch das helle Tageslicht leicht brannten. Ob wir schon da waren?
Ein Blick aus dem kleinen Fenster beantwortete meine Frage. Wir waren inmitten eines Waldes, der erstaunlich hell war. Ich kannte nur einen Wald, der so hell war. Immerhin hatte ich ihn jeden Tag von meinem kleinen Zimmer aus beobachtet.
Das Tempo der Kutsche wurde langsamer, auch die Pferdehufe waren nicht mehr so laut. Ein Zeichen dafür, dass wir bald da waren.
Hinter einer Baumreihe erkannte ich einen hellen beige-weißen Stein. Ein ziemlich großer Stein, der sich immer mehr und mehr als eine Mauer entpuppte.
Das Schloss von Andredorssa.
Ich hatte es anfangs nicht erkannte, da ich normalerwiese nie von hinter kam, wenn ich einen heimlichen Ausritt gemacht hatte. Bei einem unerlaubten Ausritt sollte man vielleicht nicht von vorne kommen, aber von hinten war es einfach unmöglich an das Soldatenlager mit den Pferdeställen ranzukommen. Aus diesem Grund hatte ich mich sonst immer dazu entschieden von der Seite zu kommen. Bisher wurde ich nie entdeckt."Ich habe es mir kleiner vorgestellt", meinte Arthur überrascht, als seine smaragdgrünen Augen jeden Zentimeter des Schlosses genauer betrachteten. Auch Kiana war der Meinung ihres Bruders, was man an ihrem verblüfften Gesichtsausdruck erkennen konnte.
"Andredorssa hat sich immer große Mühe geben, bei euren Schlössern und Lebensstil mithalten zu können. Nur leider hatten sie zu Zeiten des Baues keine Ahnung, dass euer Schloss gerade vergrößert wurde", erklärte ich das, was ich in einen der Geschichtsbücher über Andredorssa gelesen hatte. Kiana konnte sich ihr Lachen nicht verkneifen und auch Arthur wollte seinen Spruch unbedingt erwähnen.
"Im Schatten von uns zu leben kann echt hart sein."
Es tat gut, noch einmal richtig zu lachen. Noch einmal unter Freunde Witze zu reißen. Ich hoffte zutiefst, dass ich es nicht bald vermissen müsste.
Die Kutsche blieb stehen, vor uns wurde die Tür der Kutsche geöffnet. Meine Beine waren leicht am Zittern, doch ich riss mich zusammen.
Immer, wenn ich diese Helden in meinen Büchern las, klang es so, als würden sie mal eben die Welt retten mit ein klein wenig Herzschmerz. Entweder ließen die Helden ein paar viele Details aus oder ich war einfach eine viel zu gefühlsduselige Person. Ich war nicht mal eine Heldin, aber eben auch nicht der Böse.
Alle stiegen aus und schauten sich gespannt um. Der Wald hinter dem Schloss war einer der schönsten Wälder, die es gab. Da konnte sogar Königreich Goodmore nicht mithalten. Ich hatte es vermisst diese Schönheit zu sehen, jedoch ließ mich der Anblick des Waldes kalt, da die Umrisse des Schlosses meine vollständige Aufmerksamkeit behielten."Catherine?"
Sobald ich mich zu den anderen drehte, waren die Soldaten schon weg. Sie hatten sich auf ihre Positionen begeben.
Arthur hielt zwei Seile mit Haken in der Hand, Sebastian ebenfalls. Jetzt mussten wir klettern, na super."Ja, ähm-"
Mein Blick suchte das Fenster, welches zur Vorratskammer gehörte. Blöderweise lag die neben der Nähstube, in der sich tagsüber immer unsere Näherin befand. Zwei Fenster, direkt nebeneinander, komplett gleichaussehend.
"Auf welches Fenster sollen wir werfen?"
Sebastians Frage war gut. Mein Blick schwankte zwischen den identischen Fenstern hin und her. Welches der beiden gehörte nochmal zur Vorratskammer? Man, ich war lange nicht mehr hier gewesen, aber ich hatte mein Gedächtnis dennoch für fortgeschrittener gehalten.
Die Jungs wurden ungeduldig."Wir können nicht ewig hier stehen, sonst entdeckt uns noch einer. Ich dachte, du weißt das?"
"Natürlich weiß ich das! Es ist das rechte Fenster", meinte ich schnell. Um ehrlich zu sein hatte ich gar keine Idee mehr, aber ich hatte mal gelesen, wenn man in einem Labyrinth war, soll man immer rechts lang gehen. Das hier war zwar kein Labyrinth, aber ich musste mich trotzdem zwischen rechts und links entscheiden.
Kiana und ich versteckten uns schonmal hinter einen der Bäume. Sebastian hatte seine zwei Seile sofort auf die Metallstange unter dem Fenster geworfen, die sich beide perfekt eingehakt hatten. Nur Arthur hatte Schwierigkeiten. Mehrmals setzte er zum Werfen an, stoppte jedoch immer, sobald sein Arm mit Schwung oben war. Es war klar, dass er mit seiner Verletzung nicht werfen konnte, keiner konnte das, aber der junge König wollte ja nicht auf mich hören.
Hinter den Zweigen der Bäume hindurch sah ich Sebastian, der Arthur die Seile abnehmen wollte, aber Arthur wollte es unbedingt allein schaffen.
Er setzte insgesamt drei Mal zu werfen an. Der erste Wurf ging daneben, die folgenden Würfe hakten sich ganz knapp bei der Stange ein. Den dazugehörigen Schmerz versuchte er zu unterdrücken, doch seine verzerrten Gesichtszüge verrieten ihn.
Kiana und ich kamen aus unserer Deckung raus.
Wir kletterten zwar alle gleichzeitig hoch, doch Arthur war am Schnellsten. Es war ihm wohl egal, dass es höllisch wehtat und seine Verletzung schlimme Schäden von diesen sportlichen Aktivitäten tragen könnten.
Sebastian hatte wohl sein Ego ein klein wenig verletzt, als er es nicht sofort und perfekt schaffte, die Siele zu werfen.
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Until there's nothing left
FantasíaAshton interessierte sich nicht wirklich dafür, was ich sagte. Er starrte nur wütend auf den Brief, bis er ihn auf den Tisch schmetterte. Ich zuckte sofort zusammen. "Was fällt dir ein, Cat!" Seine aufgebrachte Stimme hallte durch das Zelt, währen...