Kapitel 31

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Ich war mindestens drei Mal in der folgenden Nacht aufgewacht, jedes Mal träumte ich beim Einschlafen erneut von dem vorherigen Abend und Arthurs Frage.
Würdest du mich heiraten wollen?
Je öfter ich diesen Satz in mein Gedächtnis rief, desto stärker wurde der Drang dazu sofort aus dem extrem weichen Bett zu springen, in Arthurs Arme zu rennen und Ja zu sagen. Wenn es ein richtiger Antrag gewesen wäre. War es das eigentlich?
Ich hatte gar keine Ahnung.
Einmal war ich sogar schon zu seiner Tür gegangen, schlich mich jedoch wieder zurück in mein kuscheliges Bett.
Es war zu naiv von mir zu denken, dass wir so einfach heiraten konnten. Vielleicht aber auch nicht! Immerhin war er jetzt König von Goodmore. Er konnte seine Eltern nicht mehr um Erlaubnis bitten mich zu heiraten, sodass sie es auch nicht verhindern konnten. Doch da wäre immer noch das Problem mit dem blöden Zofengesetz. Aber war ich noch eine Zofe, wenn ich die Freundin von Arthur war? Immerhin war er jetzt König, das würde mich zur Prinzessin machen, es sei denn wir würden wirklich heiraten, dann wäre ich Königin.
Ein Blick aus dem Fenster bestätigte mir, dass gleich die Sonne aufgehen würde. Der Nachthimmel war nur noch in einem blassen Blau getränkt, die Sterne verschwanden Minute um Minute.

Früher hatten Ash und ich immer den Sonnenaufgang angeguckt, da er immer so früh Aufwärmtraining hatte und ich Elodies morgendliches Bad vorbereiten musste. Wir hatten uns zwei Tassen heißen Tee gemacht, uns auf den Trainingsplatz geschlichen und uns in das nasse Gras gelegt.
Ashton.
Mein Blick fiel auf den kleinen Nachttisch neben mir. Um an ihn ranzukommen, musste ich nur meine angenehm warme Decke zur Seite schieben, aber das Übel nahm ich stöhnend in Kauf.
Meine ziemlich trockene Haut strich über das kalte Metall, dann schob ich die Schublade auf.
Der Brief.
Mein Brief an Ashton.
Er war weg. Dabei war ich mir zu hundert Prozent sicher gewesen, dass ich ihn darein gelegt hatte unter Zacs Dolch. Wenigstens der war noch an seinem rechten Platz.
Panisch sprang ich vom Bett, riss dabei ausersehen die Decke ganz auf den Boden.

"Er muss doch hier irgendwo sein", flüsterte ich verzweifelt.

Weder hinter dem Nachttisch, noch darunter, war der Brief an Ashton zu finden. Schreibtisch, Bett, Kommode, begehbarer Schrank... Nirgends war er versteckt.
Meine Hände waren schon ganz schwitzig geworden, doch ich hörte nicht auf und rannte zum Balkon. Vielleicht war er ja irgendwie durch den Türspalt auf den Balkon geflogen. Okay, zugegeben, dass klang unlogisch, aber es war der letzte mögliche Ort dafür.

"Eure Majestät, ist alles in Ordnung?"

Ein Wachmann.
Seine raue Stimme drang dumpf durch meine Tür. Ich hatte anscheinend etwas zu viel Lärm gemacht, während meiner Suche.
Ein letztes Mal schaute ich den Balkon ab, dann strich ich mein Nachtkleid glatt, versuchte meine Haare mit meinem Finger ein bisschen hübscher zu machen, auch wenn sich das als schwieriger herausstellte, als ich erwartet hatte. Bei Elodie sah das immer so einfach aus

"Eure Majestät?", wiederholte er erneut.

Mit einem leichten Zögern öffnete ich meine Tür.
Der Wachmann war weitaus größer als ich, sodass ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, um in seine braun-grauen Augen sehen zu können. Seine rotblonden Haare waren nach hinten gebürstet, jedoch an den Seiten ziemlich kahl rasiert. Er verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln, als er einen Blick in mein Zimmer ergatterte.

"Schlafgewandelt?", fragte er schließlich.

"Ne, ich hatte einfach nur Lust mein Zimmer umzugestalten."

Der Wachmann zog skeptisch eine Augenbraue hoch, amüsierte sich jedoch prächtig.

"Um diese Zeit?"

"Warum nicht?"

Verwirrt schaute er abwechselnd zwischen mir und dem etwas verwüsteten Zimmer hin und her. Irgendwann blieb sein Blick bei mir hängen.

Until there's nothing left Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt