Kapitel 9

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Ich war noch nie so satt gewesen, wie ich es an dem Abend war. Die Runde am Tisch löste sich langsam auf. Sebastian hatte nach einem ewig langen Gespräch mit Prinzessin Kiana endlich das Gespräch beendet und trank in Ruhe seinen Wein. Prinzessin Kiana saß glücklich auf einem Sofa zwischen zwei Säulen, wo sie uns am Tisch beobachten konnte.
Prinz Arthur und ich hatten ebenfalls noch geredet, aber nun entschuldigte er sich und setzte sich neben Sebastian. Er hatte mir ungewöhnlich viele Fragen über meinen angeblichen Bruder gestellt.
Königin Graciella unterhielt sich mit Königin Alandia über den königlichen Garten, das schon seit einer Stunde. Ich hätte zu gerne mitgeredet, aber dafür war ich zu schüchtern.
Stattdessen schob ich den Stuhl nach hinten und begab mich auf den Weg zu Kiana. Die Prinzessin hatte ihre zärtlichen Hände in ihrem Schoß gefaltet. Ihr Kopf hob sich sofort, als sie mich hörte.

"Hallo, eure Majestät."

Ich bereute meine Worte sofort, denn nur den König oder die Königin sollte ich so ansprechen, da sie über mir standen.
Prinzessin Kiana schaute verwirrt zu mir hoch, lachte leicht und rückte ein bisschen zur Seite, damit ich neben ihr sitzen konnte.

"Sie wissen doch, dass Sie mich nicht so ansprechen müssen. Aber vielen Dank."

Ich hatte echt Glück, dass sie so ein freundlicher Mensch war. Der Blick der Prinzessin weichte nach vorne, dann richtete sie sich auf und schenkte ihre Aufmerksamkeit mir.

"Sie schauen ziemlich häufig zu meinem Bruder."

Prinzessin Kiana fühlte sich sofort ertappt, ihre Wangen färbten sich rot und sie schaute starr auf den Boden.

"Ich finde es sehr schön. Sebastian ist ein sehr freundlicher und aufgeschlossener Mensch. Er hat Humor und ist jeden gegenüber sehr hilfsbereit."

Das hatte jedenfalls die echt Prinzessin Claire zu mir gesagt. Ob es stimmte, wusste ich leider nicht.

"Das kann ich mir sehr gut vorstellen", flüsterte sie leise, ihr Blick lag wieder auf Sebastian, der gerade mit Prinz Arthur über irgendwas lachte.

"Sie wirken nicht gerade glücklich", meinte ich. Auch wenn sie lächelte und offensichtlich in Sebastian verknallt war, sah ich diesen Funken Angst in ihren Augen.
Das Gesicht der Prinzessin wurde roter, sie konnte es echt nicht gut verstecken. Doch sie schien es mir nicht sagen zu wollen.
Sie vertraute mir nicht. Natürlich nicht, wir kannten uns auch kaum. Mir bleib jedoch nur höchstens ein Monat Zeit, ihr Vertrauen zu gewinnen.
Meine Gedanken wühlten fieberhaft nach einer schnellen Lösung. Ashton hatte immer gesagt, dass Geheimnisse zusammenschweißen, es war ein Versuch wert.

"Ich verlange nicht, dass Sie meine Situation verstehen", antwortete Prinzessin Kiana nach längerer Zeit.

"Aber ich kann Ihre Situation nachvollziehen. Kennen Sie Prinzessin Elodie von Andredorssa?"

Nachdem sie nickte fuhr ich fort.

"Sie soll ebenfalls mit einem Prinzen verheiratet werden, den sie nicht kennt. Ich habe mit ihr viel darüber geredet. Sie mag ihn, aber sie weiß nicht, ob sie den Rest ihres Lebens mit einem Mann verbringen will, den sie nicht wirklich liebt."

Die Prinzessin neben mir wurde sofort neugierig. Ich hatte wohl ihren wunden Punkt getroffen.

"Ich möchte einen Mann heiraten, den ich wirklich liebe. Verstehen Sie mich nicht falsch, Prinz Sebastian scheint ein toller Mann zu sein, aber er hat eine Dame verdient, die ihn wirklich liebt."

Mir fiel nicht ganz ein, was ich dazu sagen sollte. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass sie sich mir öffnen würde.

"Entschuldigen Sie bitte vielmals, ich hätte das nicht sagen sollen", stotterte sie schnell und wollte aufstehen, doch ich stand ebenfalls auf.

Until there's nothing left Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt