Kapitel 10

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Das schlechte Gewissen nagte an mir. Der Versuch mich mit Prinzessin Kiana anzufreunden war schon schiefgegangen, jetzt hatte ich auch noch das mit dem Prinzen verbockt. Und ein drittes Kind hatte die Königsfamilie von Goodmore nicht. Dabei musste ich König Matthew doch Bericht erstatten.
Mein Herz schlug wie wild, als ich den langen Flur zum königlichen Garten entlangging. Wenn ich an der frischen Luft war und die Natur vor mir sah, dann hatte ich immer einen klareren Kopf. Mir würde schon was einfallen. Mir musste etwas einfallen.

"Eure Majestät?"

Eine tiefe Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte den Wachmann neben mir nicht bemerkt, bis er mich ansprach. Er trug die Soldatenuniform des Königreichs und hatte seine blonden Haare nach hinten gekämmt.

"Was kann ich für Sie tun?", fragte ich etwas verwirrt, da er mir den Weg versperrte.

"Der Zutritt zum königlichen Garten ist leider nicht erlaubt."

Konnte nicht eine Sache funktionieren? Langsam spürte ich die Enttäuschung in mir hochkommen und schaute verzweifelt zum Garten.

"Dürfte ich erfahren wieso?"

"Es ist nicht sicher dort", antwortete er schnell und griff mit einer Hand an sein Schwert, als würde er befürchten das jemand ihn jede Sekunde überfallen würde.

"Nicht sicher? Ich kann ihnen nicht folgen, Wachmann-"

Mit einem fragenden Blick schaute ich in seine blauen Augen.

"Carter."

"Wachmann Carter", beendete ich den Satz und schaute wieder sehnsüchtig zum Garten.

"Wir müssen sicher gehen, dass bei einem erneuten Angriff keiner verletzt wird. Erst recht nicht jemand aus einer königlichen Familie."

Erneuter Angriff?
Soweit ich informiert war, hatte Königreich Andredorssa nicht geplant dieses Königreich anzugreifen, solange ich mit der Königsfamilie Gemstone hier war. Welches Königreich hätte ebenfalls ein Interesse daran, dieses Königreich anzugreifen?
Der Wachmann schien auf eine Reaktion von mir zu warten. Mit einem gespielt besorgten Blick schaute ich zu ihm hoch.

"Wir werden angegriffen?"

"Bisher sind es lediglich kleine Angriffe vom Königreich Devisa, sie haben zu keinem großen Schaden geführt. Sie brauchen sich keine Sorgen machen, eure Majestät. Ihnen und Ihrer Familie wird nichts passieren."

"Oh okay. Wissen Sie noch mehr darüber? Ich würde mich gerne selbst davon überzeugen, dass ich mir keine Sorgen machen muss."

Das vorsichtige Lächeln des Wachmanns verriet mir, dass er mir nicht mehr sagen würde.

"Entschuldigen Sie, eure Majestät, aber ich weiß nicht, ob es mir erlaubt ist Ihnen davon genaueres zu erzählen. Ich kann den König fragen, wenn Sie wollen."

"Das ist nicht notwendig, danke. Ich glaube Ihnen."

Wachmann Carter nickte und verschwand mit einer Verbeugung in den königlichen Garten.
Ich hatte zwar nicht viel herausbekommen, aber es war fürs erste genug. Der König von Andredorssa musste damit auskommen. Immerhin war ich hier erst für zwei Tage. Er konnte nicht erwarten, dass ich ihm einen nützlichen Bericht schicken würde.

Nachdem ich mein Zimmer betrat, wurde es im Schloss immer voller. Auch wenn ich unbedingt wissen wollte, was plötzlich los war, hielt ich mich zurück und ging stattdessen zum Klavier.
Es sah so wunderschön aus. Ich traute mich kaum die Tasten zu berühren, das Instrument strahlte die Wirkung eines Museumstücks aus.

"Spielen Sie Klavier?"

Ila betrat das Zimmer, dicht gefolgt von May und Zoe. Sie wirkten aufgeregt.

Until there's nothing left Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt