Kapitel 32

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Das Schloss hatte unzählige Gänge, die leider alle gleich aussahen. Außerdem hatte ich mir den Weg zum Arbeitszimmer nicht gemerkt.
Rechts und links von mir befanden sich jeweils ein Gang. Beide dunkel, beide gruselig, beide schreckten mich nur ab sie zu betreten. Weit und breit waren auch kein Wachmann oder eine Zofe zu sehen, nirgends war einer, der mir den Weg zum Arbeitszimmer hätte zeigen könne. Kurz bevor ich aufgeben wollte, hörte ich Stimmen aus dem rechten Gang.
Es war Kianas Stimme. Nur in etwas Gedämpfter als sie sonst sprach. Meine Haare fielen mir ins Gesicht, während ich weiterhin durch den Gang hechtete, bis endlich vier Gestalten am anderen Ende des Ganges auftauchten. Die Dunkelheut machte es schwierig die Personen zu identifizieren, aber zu meinem Glück begann einer von ihnen zu sprechen.

"Du brauchst dir keine Sorgen machen, es ist alles unter Kontrolle."

Das war Sebastians Stimme.

"Alles unter Kontrolle? Hinter dieser Mauer befindet sich ein Krieg, das nenne ich nicht alles unter Kontrolle zu haben", kontere Kiana schnippisch. Einer von ihnen stöhnte genervt.

"Wir müssen nur mit dem Königspaar von Andredorssa reden, das klappt schon."

Sebastian klang nur halb so zuversichtlich als er es wollte. Kiana gab sich nicht mehr die Mühe zu antworten.
Die vier Personen waren nun schon fast vor mir, sodass ich sie endlich erkennen konnte. Abgesehen von Kiana und Sebastian waren auch Arthur und Celia dabei. Sie schauten mich beide überrascht an.

"Auch mal wieder von den Schlafenden erwacht?", sagte Sebastian mürrisch. Das freche Funkeln in seinen Augen verschwand, sobald er mich erkannt hatte. Seine Tonlage erinnerte mich an den Tag, an dem ich ihn das erste Mal in der Kutsche hatte reden hören. Da klang er genau so beleidigt und mürrisch wie jetzt.
Er war wütend auf mich. Kein Wunder, immerhin hatte ich ein wichtiges Treffen verpasst. Kiana war auch nicht wirklich glücklich, aber nicht wegen mir. Sie hatte Augenringe unter den Augen, die zwar mit viel Make-up einigermaßen verdeckt wurden, aber inzwischen auch wieder verblassten.
Sie hatte wohl schon das mit ihren Eltern erfahren.

"Es tut mir leid, wirklich. Es war keine Absicht, ich hatte beim Frühstück die Zeit aus den Augen verloren. Aber jetzt bin ich hier."

"Das bringt uns jetzt auch nichts mehr", unterbrach mich Sebastian. Es war verständlich, dass er wütend war, aber deshalb musste er sich nicht gleich so unfreundlich aufführen. Sein Blick war auf meine Hand fokussiert.

"Wie schon gesagt, es war keine Absicht und es tut mir leid. Mehr kann ich jetzt auch nicht tun, Sebastian."

Er hielt meinen Blick für eine gewisse Zeit stand, dann starrte er auf den Boden, schüttelte den Kopf und schaute anschließend wieder zu mir hoch. Diesmal lächelte er ganz leicht.

"Kiana, Arthur und ich wollen haute Abend noch ein bisschen besprechen, wir reisen morgen ab. Bist du dabei?"

Verwirrt verschränkte ich meine Arme vor meiner Brust. Aarian hatte gemeint, wir würden heute schon fahren.

"Ich dachte-"

"Freut mich das du dabei bist."

Mit den Worten ging er an mir vorbei, den nächsten Flur entlang. Entgeistert starrte ich ihm hinterher, wurde jedoch von Kianas Räuspern aus meiner Starre geholt.

"Es wäre wohl das Beste, wenn wir dir erzählen, was genau beim Treffen entschieden wurde."

"Ja, das wäre es."

Celia hatte sich die Zeit über zurückgehalten, jetzt schaltete sie sich ebenfalls ein.

"Wir können in den königlichen Garten gehen und dir dort alles erzählen."

Until there's nothing left Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt