Kapitel 43

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Ich hätte bestimmt einen kleinen Panikschrei von mir gelassen, doch meine Kehle war auf einen Schlag stautrocken gewesen.
Durch meinen Kopf schossen tausende Gedanken, einer ganz vorne voran: Wie konnten wir nur so dumm sein? Es war offensichtlich gewesen, dass dies eine Falle war.
Abgesehen von Arthur verfielen wir alle in Panik. Die Schweißtropfen, die so langsam wie Regentropfen an einer Fensterscheibe die Stirn runterflossen und das laute Schlucken war eindeutig. Der König ging stolz an uns allen vorbei, sodass wir in sein schrecklich erfreutes Gesicht schauen konnte.

"Da unten befindet sich unser neuer Vertrag. Nur zu, geht."

Keiner von uns traute sich auch nur einen Schritt weiter zu wagen. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Kiana versuchte sich hinter Arthur zu stellen, doch er ließ sie nicht. Unauffällig schüttelte er ihre Hand ab.
Arthur würde Kiana immer beschützen, besonders in solch einer Situation. Spätestens jetzt war ich mir zu hundert Prozent sicher, dass er etwas geplant hatte. An den Gesichtern der anderen drei erkannte ich, dass er ihnen wohl auch nichts erzählt hatte, was durch seinen brillanten Kopf ging.

"Wenn ihr ihn nicht holen wollte, dann bringen sie ihn euch eben", meinte König Matthew stehts grinsend. Sein stolzer Blick war fast zum Würgen, auch das Grinsen der Königin war nicht besser.
Nur Elodie war mindestens genauso geschockt wie wir. Mit meinem Blick bettelte ich sie an, dass sie etwas tat. Sie wusste es, starrte mich jedoch nur an. Ihre Lippen waren zu einem stummen Schrei geformt, doch sie tat nichts. Sie stand nur da. Regungslos. Genau wie ich.

Es brauchte eine Weile bis sich der erste von uns bewegte. Es war Arthur. Seine Schulten spannten sich an, während er die Stufen weiter nach unten ging.

"Komm sofort zurück", fauchte ich wütend, doch mein Verlobter reagierte nicht. Selbst als seine Schwester ihm befahl zurückzukommen, ging er strikt weiter. Sebastian folgte ihm still, sodass wir nur noch allein dastanden.
Das grummelige Gefühl in meiner Magengegend war unerträglich, auch die Kopfschmerzen waren qualvoll. Es war unmöglich einen kühlen Kopf zu bewahren. Kurz bevor Arthur und Sebastian unten waren, taumelte Arthur gegen das Fenster. Er verharrte kurz angelehnt, dann stützte er sich ab. Für den Bruchteil einer Sekunde schaute er auf Sebastians Schwert, dann nickte er.

"Es wäre cool, wenn du das nächste Mal nicht in mich hineinläufst", meinte er grinsend. Es war kein Grinsen wegen seiner Aussage. Es war ein Grinsen der Erleichterung. Kiana beugte sich zu mir, wobei ihre Haarspitzen meine Hand kitzelten.

"Hast du das gesehen?", fragte sie mich leise. Ich hatte es mir also doch nicht eingebildet. Arthur war wirklich dabei etwas auszuhecken.
Lange Gedanken, was dies wohl sein mochte, musste ich mir nicht machen. Es brauchte nur noch zehn Sekunden, in denen Sebastian zu mir und Kiana gegangen war, dann hörten man plötzlich ein Klirren aus dem oberen Teil der Bibliothek.
Das stolze Grinsen verging dem König und der Königin. Sie starrten entsetzt nach oben, es war also nichts mit dem sie gerechnet hatten. Kiana und ich erstarrten als erstes. Wir rannten die Treppe hoch, umklammerten fest unsere Hände, damit keiner stolperte und auf dem Boden landetet, denn unser Tempo war beeindruckend schnell.
Silberne Haken.
Anfangs waren es nur drei, dann kamen Sekunde um Sekunde immer mehr an dem zerbrochenen Fenster zum Vorschein.
Inzwischen waren auch Arthur und Sebastian neben mir. Während Sebastian genau so entsetzt wie wir ausschauten, lächelte Arthur schief. Sein typisches freches und gleichzeitig charmantes Lächeln, mit dem er sich an das Königspaar hinter uns wandte.

"Euer Vertrag hat uns nicht wirklich gefallen, deshalb...", mit einem langgezogenen Ende drehte er sich wieder zum Fenster. Zwei in schwarzen Lederhandschuhen gepackten Hände krallten sich an den kaputten Rahmen, dann wurden es immer mehr.
Es waren Soldaten und dem Anschein nach welche auf unserer Seite. Sie kletterten bewaffnet in die Bibliothek herein, manche zogen sich ein paar Splitter in die Ärmel, wovon sie sich nicht stören ließen.
Die Soldatentruppe, die im unteren Teil der Bibliothek gestanden hatte, war nach oben gestürmt. Auch sie erkannten was hier gerade los war und stürmten auf uns los.
Kiana, die meine Hand immer noch umklammert hatte, zog mich mit so einem gewaltigen Zug nach hinten, dass meine Hand aus ihrer glitt und ich nach hinten auf den Boden viel. Bevor sie bei mir sein konnte, hatte sich schon eine andere Hand um mein Handgelenk gelegt. Sie half mir wieder auf die Beine, zerrte mich jedoch in die falsche Richtung.

Until there's nothing left Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt