Kapitel 16

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Olivia: So 8. Juni

Stöhnend rieb ich mir die Augen. Sie fühlten sich geschwollen an und ich konnte sie kaum öffnen. Als ich es geschafft hatte, tastete ich nach meinem Handy und schaute wie spät es war.

14:37 Uhr. Wie lange hatte ich geschlafen?!

Das Frühstück hatte ich verpasst. Ebenso das Mittagessen. Und irgendwas war anders. Ich lugte unter meine Bettdecke und erschrak. Ich trug statt meinem kurzen Top einen blauen dünnen Pullover, der eindeutig viel zu groß war und eindeutig einem Jungen gehörte.

Schlagartig fiel mir alles wieder ein. Ich war unten in der Küche zusammengebrochen. Dylan hatte mich gefunden und nach oben getragen. Es war sein Shirt was ich an hatte. Er hatte mir mein Top ausgezogen, weil ich so sehr zitterte.

Und ich spürte auch alle wieder. Den Schmerz, das Leid, die Tränen. Aber auch Dylans Wärme, seine beruhigenden Worte und seine Hände auf mir.

Er musste mich ins Bett gebracht haben, als ich eingeschlafen war. Oh mein Gott, ich war auf Dylan eingeschlafen. Auf Dylan O'Brien!!
Während ich sein Shirt anhatte und er Oberkörperfrei gewesen war.

Langsam nahm ich den Stoff zwischen die Finger und roch daran. Ein Duft seines Aftershaves stieg mir in die Nase. Es roch gut.

Dann fiel mir auch ein, dass er mich verarztet hatte. Die Splitter des Glases, was ich fallen gelassen hatte, hatten ziemlich tief gesteckt.

Ich schlug die Decke ganz zurück und starrte auf meine Beine. An den Stellen, wo die Scherben sich in meine Haut gebohrt hatten, waren sie blutverkrustet. Ein klein wenig Blut war auch auf das Bettlaken gekommen.

Ich stand auf und musste mich augenblicklich wieder setzen.
Schwindel erfasste mich und ich kippte leicht zur Seite, während ich in die Augen zukniff und nur noch Sterne sah.

Blöderweise knallte ich mit dem Kopf gegen meinen Nachttisch, was ich aber erst bemerkte, als ich mich auf dem Boden wiederfand. Stöhnend rieb ich mir die Stirn, auf der ich jetzt schon eine Beule spürte.

Durch meinen niedrigen Blutdruck und Eisenmangel, wurde ich öfters ohnmächtig, wenn ich zu schnell aufstand.

Langsam rappelte ich mich auf und wankte eher, als dass ich ging, zum Schrank um mir mein Outfit auszuwählen. Es musste eine lange Hose sein, wodurch man meine Schnitte nicht sah, ich wollte nicht, dass jemand das mitbekam.

Eine schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt waren das Erste, was ich fand.

*

Unten am Empfang erzählte ich irgendwas von wegen ich hatte meine Tage bekommen und mein Laken müsste ausgetauscht werden, weil Blut draufgekommen wäre.

Die Frau dort nickte verständnisvoll und sagte, dass gleich jemand kommen und es wechseln würde.

Ich dankte ihr und ging wieder nach oben.

Ich musste dringend duschen, obwohl ich das erst gestern getan hatte, aber die Wunden mussten richtig ausgespült werden.

Auf dem Weg kam ich an der kleinen Küche vorbei, wo immer noch die Scherben lagen. Niemand hatte sie weggeräumt. Hoffentlich hatte sie auch niemand gesehen.

*

Der Duschraum, den ich auswählte, war leer. Stille empfing mich, nur der Geruch von Shampoo lag in der Luft.

Ich stellte das Wasser an und wusch das getrocknete Blut ab.

„Olivia?", hörte ich plötzlich eine Stimme aus der Kabine neben mir, gerade als ich fertig war.
Dylan.
Kurz darauf stellte er das Wasser an.

„Ja?", fragte ich zögerlich. Warum war er hier? Er musste doch drehen. Was sollte ich sagen? Was dachte er nach gestern von mir?

„Wie geht es dir jetzt?"

„Ich... ähm, gut... glaube ich."

„Willst du reden? Also, über das was gestern passiert ist?", stellte Dylan auch gleich die Frage," ich... ich hab dein Video gesehen. Auf YouTube."

„Oh...äh", machte ich. Die Tatsache, dass wir wahrscheinlich beide nackt waren und uns nur eine blaue Plastiktrennwand voneinander trennte, machte die Situation nicht gerade einfacher.

Er wollte es wissen. So wie alle.

„Es stimmt", erwiderte ich und holte tief Luft," also das, was ich im Video gesagt habe. Nur... hab ich eben nicht alles erzählt."

Schweigen auf der anderen Seite. Dylan hatte das Wasser nur wieder abgestellt.

Er war mein bester Freund", fing ich an und meine Stimme brach fast ab," wir kannten uns seit ich denken kann. Jeden Tag haben wir uns gesehen. Er war was Besonderes, und immer für mich da.
Wir waren im Studio seines Dads und haben meinen neuen Song aufgenommen. Ich hab ihn nie veröffentlicht.
Er war mit dem Auto da.
Ich bin mit dem Taxi nachhause gefahren und hab ihm gesagt, er sollte mitkommen.
Er wollte nicht.
Als ich zuhause angekommen bin, hat sein Vater angerufen. Chris ist nicht nach Hause gekommen und Ben wollte wissen, ob ich etwas wüsste. Fünf Minuten später hat er wieder angerufen.
Chris... hatte einen Autounfall und... er hat war sofort tot.
Aber das Schlimmste ist..., dass ich Schuld bin." Meine Stimme brach ab und ich zitterte so heftig, das ich mich gegen die Plastikwand lehnen musste.

"Olivia, du musst nicht...", fing Dylan besorgt an, aber ich redete weiter.

"Ich bin Schuld, weil ich wusste, dass er getrunken hatte.
Und vielleicht war es gar kein Unfall...
Ich hab ihm gesagt, er soll nicht selber fahren, sondern mit mir kommen, er hat nicht gehört. Warum habe ich es nicht oft genug wiederholt?
Ich hab ihm vertraut vorsichtig zu fahren.
Er war viel zu schnell. Warum war ich so dumm?"

how we met (dylan o'brien ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt