~BVB~

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Auch wenn es an meiner Tür geklopft hat, hebe ich meinen Kopf nicht. Ich tue so als ob ich nicht da bin und vertiefe mich in meine Schulunterlagen. Das mein Verhalten kindisch ist, ist mir durchaus bewusst, aber wenn meine Vermutung stimmt, dann möchte ich den Besuchen der Station nicht begegnen.

Die Tür öffnet sich auch ohne meine Zustimmung und Dr. Reed tritt in mein Blickfeld. Er kommt immer mal wieder vorbei und wirkt einen Blick auf mich, auch wenn er mich nicht untersuchen muss.

Ich habe manchmal, dass Gefühl, das ich sein kleines Projekt bin, mit dem er den anderen zeigen möchte, nicht komplett unfähig zu sein. Dr. Hansen meinte er soll diesen Fall nicht versauen und deswegen strengt er sich vermutlich besonders an.

„Ist Ihnen wieder langweilig oder habe ich ausnahmsweise wirklich eine Untersuchung?" frage ich mit einem frechen Grinsen auf den Lippen und sehe von meinen Blättern auf.

„Freundlich wie immer Lu." Sagt er mit einem Kopfschütteln und hebt eine kleine Schale hoch, um mir anzudeuten was ansteht. Bevor ich einen neuen Chemo Block bekomme, steht immer noch eine kleine Untersuchung an. Blutdruck und Blutwerte werden geprüft und erst dann gibt es meinen Medikamentencocktail.

Routiniert nimmt mir Dr. Reed durch den Port Blut ab und kontrolliert dann meinen Blutdruck. Dessen Wert schreibt er sich auf und dann ist er schon fertig.
„Die Schwester bringt dir dann nachher die Chemo" informiert er mich, bevor er sich auf den Weg zur Tür macht.

Kurz bevor er draußen ist, hält er inne und dreht sich noch mal um.
„Wie wäre es mit ein bisschen Gesellschaft?" fragt er mich und sieht mich abwartend an.

„Haben Sie echt nichts Besseres zu tun?" Ein wenig verwirrt bin ich schon, er wird doch nicht dafür bezahlt mich zu unterhalten, oder?

Jetzt lacht Dr. Reed.
„Ich rede nicht von mir. Die Fußballer vom BVB machen ihren jährlichen Weihnachtsbesuch. Das ist eine nette Abwechslung für die Kleinen und für dich wäre es sicherlich auch nicht zu verachten."

„Mein Interesse für Fußball ist eher nicht existent." Meine ich und kratze mich an der Nase. Außerdem bin ich nicht wirklich in der Stimmung für Besuch, aber das zählt für ihn bestimmt nicht als Argument.

„Gesellschaft hat noch niemandem geschadet. Ich schick dir gleich jemanden rein, die haben dieses Mal ein paar jüngere Spieler dabei. Vielleicht ist ja dein Traumprinz dabei."

Mit einem sarkastischen Lachen antworte ich auf seine Aussage. Ich bin ja aktuell auch so ansehnlich mit dem kahlen Kopf und dem auch sonst eher kränklichen Aussehen.

Dr. Reed ist allerdings schon verschwunden und wenige Sekunden später klopft es schon wieder an der Tür. Schnell ziehe ich mir noch meine Mütze über, dann betreten schon zwei Männer den Raum.

Der vordere ist groß und sein Gesicht wird von dunklen Locken umrahmt. Auf seinen Lippen trägt er ein freundliches Lächeln und es sieht nicht unbedingt aus, als ob er gezwungen wird hier zu sein. Hinter ihm kommt ein deutlich jüngerer Mann zum Vorschein, der sich ein wenig unsicher umsieht. Der ist von seinem Besuch hier offensichtlich nicht begeistert.

"Willkommen im pessimistischsten Zimmer auf dieser Station." begrüße ich die Beiden schließlich und breite die Arme einladend aus. Vielleicht werde ich sie so wieder ein wenig schneller los.

Während dem älteren ein Schmunzeln über die Lippen kommt, reißt der Jüngere nur erschrocken seine Augen auf. Offensichtlich nimmt er meine Worte etwas zu ernst, denn sein Blick wendet sich nun hilfesuchend seiner Begleitung zu.

Als ich sein Gesicht genauer betrachte, kommt mir die Erkenntnis, den kenne ich doch. Das behalte ich aber lieber für mich, er muss nicht wissen wer ich bin. Außerdem würde er dann denken ich hätte mir den Krebs bei dem Zigarettenkonsum angeeignet. Wobei, vermutlich erinnert er sich nicht mal mehr daran mir begegnet zu sein.

Sunflower [Gio Reyna]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt