Die Wochen plätscherten so vor sich hin und wirklich ändern tat sich nichts. Zu Hause blieb der Tagesablauf weiterhin unverändert. Wenn ich von der Schule heimkomme, lege ich Carlos entweder schlafen und unternehme später etwas mit ihm oder gehe gleich mit ihm raus. Das kommt immer darauf an wie lange ich Schule habe. Für meinen Vater besorge ich immer noch, mehr als unwillig, seine Zigaretten und bekomme ein ums andere Mal einen mitleidigen Blick von Bobby geschenkt.
In der Schule lief es ganz okay würde ich sagen. Die Lehrer sind super und ich verstehe auch das meiste von dem was sie so erklären, meine Mitschüler hingegen sind eine wahrliche Plage. Ich sitze hinten in der Klasse, natürlich alleine. Wenn wir uns gegenseitig drannehmen sollen, ignoriert mich jeder und auch so hört mir keiner zu. Wir sollten in Kleingruppen ein Problem lösen und als ich eine Lösung vorgeschlagen habe, hat niemand reagiert. Einen Moment später hat dann jemand anderes meine Idee gesagt und natürlich waren alle sofort einverstanden.
Das alles ist auf die Dauer unglaublich frustrierend, aber ich stehe über so einem kindischem Verhalten. Wenn sie nicht mit mir befreundet sein wollen, kann ich sie auch nicht dazu zwingen. Auch im Sportunterricht fiel auf das meine Mitschüler nichts mit mir zu tun haben wollen. Aktuell thematisieren wir die Sportart Fußball, welche offensichtlich ein Mannschaftssport ist, aber das interessiert die anderen eher weniger. Also zumindest wenn es um mich geht, alle anderen werden in ihr Spiel integriert.
Egal wie frei ich stehe, der Ball wird mir demonstrativ nicht zugespielt oder eben aus "versehen" dem Gegner zugepasst. Am Anfang hat Herr Mann sich das noch mit angesehen, aber irgendwann hat er mich dann zur Seite genommen und mit mir über das Verhalten der anderen geredet. Er meinte er könne mit keine Spielnote geben wenn mich niemand mitspielen lässt, also bewertet er meine individuelle Leistung mehr. Dafür war ich ihm unglaublich dankbar und auch das er uns allen eine Chance gibt uns zu beweisen, egal wie schlecht wir mit dem Fußball umgehen können, ist eine Sache die ich ihm positiv anrechne.
Was ich technisch nicht zeigen konnte, konnte ich mit meiner Schnelligkeit ausgleichen. Fußball ist nicht unbedingt meine Lieblingssportart, aber ich steigere mich stetig. Flog der Ball am Anfang noch nicht mal ansatzweise in die Richtung in die ich schoss, traf er jetzt immer häufiger sein Ziel. Was mir allerdings ein wenig Sorge bereitet ist meine abnehmende Ausdauer. Entgegen meiner Erwartung wird diese nämlich nicht besser, jetzt wo ich mich wieder sportlich betätige, sondern eher schlechter.
Von meinen Mitschülern hat mir das schon den ein oder anderen spöttischen Kommentar eingebracht was ich denn im Sport LK wollte, aber Herr Mann mustert mich immer nur besorgt wenn ich nach Luft ringe oder zu husten beginne. Meistens schmerzt auch meine Lunge einige Stunden nach dem Sportunterricht noch und manchmal ertönt ein leises Pfeifen wenn ich atme. Dennoch habe ich keine Lust zum Arzt zu gehen oder eher, ich habe Angst davor was der Arzt sagen könnte. Also verschweige ich was mit mir los ist und versuche es, so gut es eben geht, zu verbergen.
Einzig mit Theo habe ich über diese seltsame Entwicklung meines körperlichen Zustands geredet und wenn es nach ihm gehen würde, wäre ich schon mindestens zehn Mal beim Arzt gewesen. Ich weigere mich aber standhaft und bis jetzt hat er mich auch noch nicht einfach hin geschleift. Er akzeptiert meine Entscheidung, zwar widerwillig, aber er akzeptiert sie. Theo ist tatsächlich mein einziger Freund hier geworden und ich bin verdammt froh ihn zu haben. Für eine kurze Zeit sah es tatsächlich so aus als würde sich unser Freundeskreis erweitern, aber dem war dann doch nicht so.
Jackson, so heißt er, kam neu in meinen Stammkurs, weil er seine LK Kombination gewechselt hat. Mit einem charmanten Lächeln hat er sich damals zu mir gesetzt und wir haben uns tatsächlich gut verstanden und es tat gut mal wieder mit jemandem zu reden. Doch das Glück sollte nicht von langer Dauer sein. Die "Coolen Jungs" aus meinem Kurs, wobei die sich eigentlich alle für cool halten, haben Jackson ganz schnell ausgeredet etwas mit mir zu unternehmen.
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Sunflower [Gio Reyna]
FanfictionBessere Noten und neue Freunde, das sind die Vorsätze von Lu für ihre neue Schule. Allerdings hat sie da ihre Rechnungen ohne eine Zusammenbruch mit darauffolgender Krebsdiagnose gerechnet. Ihre Welt zerbricht in tausende Scherben, sie hatte doch so...