Sunflower [Gio Reyna]

~It's Raining~

Es regnet, denkt sich Gio missmutig, während er seine Runden über den Fußballplatz dreht. Es regnet und er sollte gerade, wenn es nach ihm ginge, irgendwo anders sein, aber ganz sicher nicht auf dem Fußballplatz. Körperlich ist er anwesend, aber sein Kopf befindet sich gerade ganz woanders. Dreht sich um Lu und definitiv kein bisschen um den Lederball an seinem Fuß

Das seine Bälle selten ihr Ziel finden, er über nicht existente Unebenheiten stolpert und auch sonst nicht wirklich zufriedenstellende Leistungen bringt, ist mittlerweile jedem aufgefallen. Es ist ja nicht zu übersehen das er eine katastrophale Leistung bringt, aber es ist ihm völlig egal. Der Trainer hat mittlerweile aufgegeben ihn zu ermahnen und seine Teamkameraden sehen eher besorg als wütend aus.

Frustriert drischt Gio ein weiteres Mal auf den Ball ein, der viele Meter an seinem Ziel vorbeifliegt. Er nimmt sich einfach den nächsten und wiederholt da Prozedere. Anscheinend reicht es Mats jetzt den Jüngeren noch länger so über den Platzt stolpern zu sehen und so zieht er ihn ein wenig zur Seite. Dass das Team in diesem Moment das Training einvernehmlich beendet und sich um Gio versammelt, gefällt dem Trainer gar nicht, aber er kann auch nichts dagegen machen.

Jedoch wollen alle wissen was mit ihrem Nesthäkchen los ist und stellen sich im Kreis um ihn herum. Gio verschränkt die Arme vor der Brust und sieht Mats finster an.
"Was." mault er leise. Ihm passt das gerade gar nicht, er würde sich viel lieber ablenken, auch wenn er dabei eine grausame Performance ablegt.

"Was ist los mit dir?" möchte Mats, schon fast väterlich wissen und ignoriert den motzigen Ton.
"Es regnet." sagt Gio aufgebracht und sein Blick verdunkelt sich, wenn das überhaupt möglich ist, noch ein wenig mehr. Seine Teamkameraden sehen sich verwirrt an. Warum sollte ihn der Regen auf einmal stören, sonst hat es ihm doch auch nichts ausgemacht, wenn es nass ist.

Auch Mats zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen. Die Worte von Gio machen keinen Sinn für ihn und deshalb fragt er noch mal nach.
"Es regnet und deshalb spielst du so als ob du noch nie einen Ball am Fuß hattest?"
"JA." faucht dieser jetzt und Mats zuckt ein wenig zusammen, so kennt er Gio einfach nicht. Keiner kennt ihn zu und das beunruhigt alle, lässt die Sorgen um ihn wachsen.

Das Gio innerlich gerade durchdreht, kann man an seinem umherwandernden Blick und dem Zucken seines Beines erkennen. Seine Teamkollegen müssen ihn gerade für verrückt erklären, aber er geht einfach zurück aufs Feld und drischt Bälle auf das leere Tor, wobei nicht wirklich einer sein Ziel findet.

All das macht er nur um ihre Worte aus seinen Ohren zu vertreiben.
Ich habe keine Angst zu sterben Gio, ich warte nur auf einen regnerischen Tag.
Das hatte sie gesagt und mit jedem Tropfen mehr der vom Himmel fällt wird seine Angst um sie größer. Sein Handy liegt neben dem Platz im Trockenen, aber auf voller Lautstärke, sodass er es immer hören kann. In seiner Brust zieht sich etwas zusammen, als er daran denkt sie zu verlieren. Unwirsch schüttelt er seine nassen Haare, er sollte nicht mal daran denken das sie sterben könnte.

Allerdings wird all seine Hoffnung zerstört als ein lautes Klingeln das ständige Prasseln des Regens durchbricht. Gio erstarrt mitten in seiner Bewegung und sein Blick schießt zu dem kleinen Gerät unter der Holzbank am Rand. Würde es am liebsten mit seinen Blicken zum Schweigen bringen, aber das ist nicht möglich. Hofft das er sich das gerade nur einbildet, aber das Klingeln klingt weiter ohrenbetäubend zu ihm hinüber.

Nein, denkt er sich. Nein, nein, nein. Das ist nicht das Krankenhaus, das ist nur Lu der Langweilig ist und die vergessen hat das er gerade Training hat. Das Lu gar kein Handy bei sich haben darf, hat er in diesem Moment einfach nur verdrängt. Keiner weiß so recht was er machen soll und so beobachten sie alle Gio, der fast schon widerwillig zu seinem Handy geht.

"Reyna." meldet er sich leise und hofft immer noch gleich die Stimme von Lu zu hören, aber er wird enttäuscht, denn die Stimme von einer der Schwestern erklingt. Seine Hände beginnen zu zittern, während er nur die Hälfte der Worte versteht.

Lu
kollabiert
wiederbelebt
Kritischer Zustand

Das Team kann förmlich beobachten wie die Farbe aus dem Gesicht von Gio weicht und sein Körper immer mehr beginnt zu zittern. Dann lässt er seine Hand sinken und sein Handy fällt mit einem leisen Geräusch zu Boden. Der Display splittert, aber Gio rührt sich nicht, starrt nur in die Ferne. Das irgendetwas gerade verdammt falsch läuft ist mittlerweile jedem klar und so macht Mats sich vorsichtig auf den Weg zu Gio.

"Gio hey. Was ist passiert?" fragt er sanft und es scheint als würde Gio dadurch aus einer Art Trance erwachen.
"Ich muss zu ihr." sagt Gio mit rauer Stimme und rauft sich die nassen Haare.
"Zu Lu?" fragt Mats weiter während Gio damit angefangen hat auf und ab zu laufen.

"Fuck, fuck, fuck." murmelt er leise vor sich hin und hält erst inne, als Mats ihn an den Schultern packt, um ihm in die Augen zu sehen.
"Okay, ganz ruhig Gio. Was ist passiert?" ein weiteres Mal versucht Mats eine Antwort aus dem Jüngeren rauszubekommen, aber dieser bricht nur in Tränen aus.

"Ich pack das nicht Mats. Ich kann sie nicht auch noch verlieren. Das stehe ich nicht noch mal durch." schluchzt er und wirft sich förmlich in die Arme des Älteren. Dieser hält ihn überrascht fest und streicht ihm vorsichtig über den Rücken. Alle anderen haben sich mittlerweile zurückgezogen, um Gio ein wenig Privatsphäre zu geben.

"Hey Kleiner, sie schafft das schon. Sie ist stark, das weißt du doch und wenn du möchtest, fahre ich mit dir ins Krankenhaus." Mats macht sich jetzt auch Sorgen um Lu, aber er merkt auch das Gio ihn gerade mit einem kühlen Kopf braucht.

Schniefend löst sich Gio von Mats und sagt etwas mit zitternder Stimme.
"Sie hat gesagt, dass sie keine Angst vor dem Sterben hat, sondern nur auf einen regnerischen Tag wartet. Scheiße Mats, es schüttet und das Krankhaus hat mich angerufen, um mir zu sagen das ihr Zustand kritisch ist."

Etwas in Mats zieht sich zusammen, das erklärt natürlich warum Gio heute so neben der Spur ist.
"Na komm, wir ziehen uns was Trockenes an und dann fahren wir zu Lu. Auch wenn es ihr nicht gut geht, sie wird sich bestimmt freuen, wenn du da bist." Vorsichtig bugsiert Mats Gio in die Kabine, wo dieser sich mechanisch auszieht und dann in die Dusche verzieht, wo er auch erstmal bleibt.

Natürlich wird Mats jetzt neugierig angesehen, denn keiner der Jungs ist nach Hause gefahren, sie haben sich lediglich hier drinnen verkrochen. Mats seufzt, beschließt sie aber aufzuklären.
"Okay Leute ihr bekommt die Kurzfassung. Seine Freundin hat Krebs und das Krankenhaus hat angerufen, weil sie anscheinend zusammengebrochen ist." Mats sieht in viele bestürzte Gesicht und keiner weiß genau wie sie auf die Situation reagieren sollen, bis Jadon etwas sagt.

"Kein Wunder das es ihm da dreckig geht. Das erinnert ihn doch alles an seinen Bruder." meint er und bekommt verwunderte Blicke zugeworfen.
"Wovon redest du?" fragt dann einer der Jungs und viele anderen sehen ebenso unwissend aus.

"Sein Bruder ist an Krebs gestorben als er zehn oder so war. Natürlich geht es ihm da nicht gut, wenn er seine Freundin jetzt auch verlieren könnte." Erklärt der Brite und dem ein oder anderen scheint wieder in Erinnerung zu kommen, wie viel ihr Jüngster schon erlebt hat. Bevor jedoch irgendjemand etwas sagen kann, kommt Gio schon wieder aus der Dusche getapst und sieht Mats auffordernd an.

„Gib mir fünf Minuten." Sagt Mats und verschwindet ebenfalls schnell unter der Dusche, damit er Gio anschließend ins Krankenhaus fahren kann. Nach und nach kommen die anderen auch unter die Dusche, aber während die sich Zeit lassen, beendet Mat seine Dusche schon und kehrt zu Gio in die Kabine zurück, welcher einfach ins Nichts starrt.

Sobald Mats angezogen ist, legt er Gio eine Hand auf die Schulter und macht ihn so auf sich aufmerksam. Gemeinsam laufen sie zu Mats Auto und dann beginnt ihre gemeinsame Fahrt zum Krankenhaus, unwissend wie es um Lu steht und in welchem Zustand sie sie antreffen werden.

Ob sie sie überhaupt treffen würden.

Ich verstecke mich dann mal irgendwo vor euch 😅

Trotz des düsteren Kapitels wünsche ich euch ein schöne Wochenende
WOLKE