Einatmen, linker Fuß, rechter Fuß, linker Fuß, rechter Fuß, ausatmen. Diesem Mustert folgt Gio nun schon seit einigen Minuten und es scheint das einzige zu sein was ihn davon abhält durchzudrehen. Routinierte Bewegungen abspulen und möglichst konzentriert die Trainingseinheit hinter sich bringen.
Danach könnte er hier weg, dann könnte er endlich zu Lu und ihr beistehen. Etwas machen, was er eigentlich auch jetzt schon machen sollte, aber sie hat ihn weggeschickt, wollte das er sich mit Training ablenkt und seinen Kopf freibekommt. Blöd nur dass das einzige, auf das sich sein Kopf konzentrieren ist sie und ihre Operation ist.
Gio denkt das er vor den anderen ganz gut verstecken kann, wie abwesend er ist, schließlich hat jeder mal einen etwas stilleren Tag. Nur Mats hat ihn schon einige Male prüfend angesehen, allerdings scheint dieser noch mit sich selbst zu ringen, ob er den jüngeren ansprechen oder die Sache unter den Tisch fallen lassen soll.
Als die Spieler dann allerdings zu einer Partnerübung verdonnert werden, kommt Mats auf ihn zu, drängt den Neuzugang Erling mit einem kurzen Wort der Entschuldigung zur Seite und stellt sich ihm gegenüber auf. Innerlich seufzt er, das kann ja nur eine lange Übung werden.
Zu beginn spulen die beiden stur die Übung ab, spielen Passvariation und schweigen sich an, allerdings weiß Gio genau, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Irgendwann hält Mats inne und sieht ihn abwartend an, er zieht allerdings nur fragend eine Augenbraue hoch und stellt sich dumm. Mats soll schon fragen, wenn er was von ihm wissen will.
Sein Gegenüber seufzt, bevor er den Ball wieder zurückpasst. „Okay, irgendwas ist los Gio, also rede mit mir." Jetzt wo er doch spricht, bringt Mats Gio ein wenig aus dem Takt und der nächste Ball segelt an ihm vorbei.
„Wieso sollte etwas sein?" Fragt er, dreht sich um und geht den Ball zurückholen, um ein wenig Zeit zu schinden. Mats scheint sich mit dieser Antwort allerdings nicht zufrieden zu geben und erwartet ihn schon mit seiner nächsten Frage, sobald er zurückkommt.
„Ist irgendwas passiert?" Kann man so nicht sagen." Ist Gios recht wage Antwort, aber auch dieses Verhalten scheint Mats nicht davon abzubringen herauszufinden, was genau los ist und er weiß auch nicht, ob er ihn dafür mögen oder erwürgen möchte.
„Gio, wenn du nicht mit mir redest, kann ich dir nicht helfen." Versucht Mats weiterhin vernünftig an die Sache heranzugehen, doch er schnauft nur. „Ich weiß nicht mal, ob man mir helfen kann." Das ist die Wahrheit, denn selbst wenn Mats weiß was los ist, könnte er mir überhaupt helfen?
„Dann versuch es mir zu erklären und vielleiht finden wir dann gemeinsam eine Lösung." Aufmunternd lächelt der Ältere ihn an und für einen Moment zögert er, beschließt dann aber doch zu erzählen was lost ist. Allerding wieder nur mit verdrehten Worten.
„Wenn du kein Wunderheilmittel gegen Krebs hast, dann kannst du wohl nicht helfen." Zuckt Gio mit den Schultern und spielt den Ball zu Mats, nachdem er ihn immer wieder annimmt. Mats stockt für einen Moment in seinen Bewegungen, bevor er weiterspielt, damit der Trainer nicht auf uns beide Aufmerksam wird.
Die nächsten Worte scheint er sich zurücklegen zu müssen, unsicher was er fragen darf und was nicht. „Ist jemand von deiner Familie krank?" fragt er dann vorsichtig, vorauf hin er nur seinen Kopf schüttelt. Um jemanden aus meiner Familie zu retten, kommt dieses Gespräch viele Jahre zu spät.
Bevor Mats seine nächste Frage stellen kann, beginnt Gio zu sprechen. „Erinnerst du dich an unseren Besuch im Krankenhaus letzten Dezember?" Er sieht Mats nicht an, ist sich aber sicher das dieser von seinen Worten überrascht ist. Wäre er auch, schließlich hat dieser Besuch augenscheinlich nichts mit seinem Gefasel über Krebs zu tun.
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Sunflower [Gio Reyna]
FanfictionBessere Noten und neue Freunde, das sind die Vorsätze von Lu für ihre neue Schule. Allerdings hat sie da ihre Rechnungen ohne eine Zusammenbruch mit darauffolgender Krebsdiagnose gerechnet. Ihre Welt zerbricht in tausende Scherben, sie hatte doch so...