Fünf

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Ungläubig starrte ich auf den Laptop, der auf meinen Knien balancierte

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Ungläubig starrte ich auf den Laptop, der auf meinen Knien balancierte. Die Stunden waren wie im Flug vergangen, während ich fieberhaft nach Informationen suchte, scrollte, notierte und versuchte, Antworten auf die Fragen zu finden, die mich seit dem Erwachen in diesem Krankenhauszimmer quälten. Die kahlen weißen Wände um mich herum boten keine Erklärungen, und das stetige Piepen des Herzmonitors schien die bedrückende Stille nur zu verstärken. Mein Kopf schwirrte vor neuen Erkenntnissen, doch jede Antwort schien nur weitere Fragen aufzuwerfen.

Es fühlte sich an, als würde ich tiefer in einen Strudel aus Rätseln und beunruhigenden Zufällen hineingezogen. Der Stern, den ich auf die leere Seite meines Notizbuchs gezeichnet hatte, schien mich von der Seite aus anzustarren. Fünf Zacken, jede für ein Mädchen. Jede Zacke war anders eingefärbt: meine war golden, wie der Anhänger, den ich in der Höhle erhalten hatte und den ich nun um meinen Hals trug. Der Gedanke an die Höhle ließ meinen Magen zusammenziehen. Die Erinnerung an die Kälte des Steins, an das Gefühl der Fesseln um meine Handgelenke, an das unheimliche Flüstern, das alles ließ mich frösteln.

„Was ist hier los?", flüsterte ich in den leeren Raum. Meine Stimme klang hohl, verloren.

Ich nahm meinen Bleistift und schrieb die Namen der Mädchen neben ihre Zacken. Meine Zacke, golden und funkelnd, trug meinen eigenen Namen: Tara. Der Anhänger, der daran baumelte, glitzerte schwach im künstlichen Licht der Nachttischlampe. Er war klein, hatte die Form eines Sterns und schimmerte manchmal in einem seltsamen, fast blutroten Licht.

Ara, schrieb ich neben die hellblaue Zacke, die das Element Wasser repräsentierte. Ihr Name bedeutete „die, die den Regen bringt". Es konnte doch kein Zufall sein, dass ihr Name so perfekt zu ihrem Element passte. Lavea schrieb ich in die Zacke, die in tiefem Rot leuchtete, ein Flammenmuster, das ständig in Bewegung schien, fast so, als würde echtes Feuer lodern. Ihr Name war altdeutsch für „Wärme des Feuers". Die Zacke schien ihre Persönlichkeit zu spiegeln – heißblütig und unruhig, wie die Flammen, die sich darauf emporreckten.

Dann kam Tierra. Ihre Zacke war braun, die Farbe der Erde. Das Braun war warm und reichhaltig, durchzogen von feinen Linien, die wie Wurzeln aussahen und sich durch die Zacke zogen. Es war, als ob die Erde selbst lebendig wäre, sich unter meinen Augen bewegte. Ich stellte mir Tierra als jemanden vor, der ruhig und beständig war, jemand, der mit beiden Füßen fest auf dem Boden stand. Ihr Name, spanisch für „die Erde", bestätigte dieses Bild. Die Zacke mit dem sanften Wind gehörte Lani. Ihre Zacke war blassblau, fast durchsichtig, wie der Himmel, und kleine, unsichtbare Wellen zogen sich sanft darüber.

Meine Finger flogen über die Tastatur des Laptops, ich suchte weiter nach Informationen, gab Namen ein, studierte alte Mythen und Legenden. „Lani" stammte aus dem Hawaiianischen und bedeutete „Himmel" oder „himmlisch". Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Es fühlte sich alles so unnatürlich an, als wäre ich Teil eines Puzzles, dessen Teile ich nicht vollständig sehen konnte.

Langsam kehrte meine Konzentration zurück zu dem Stern auf dem Papier. Es fühlte sich an, als ob er lebte, als ob er atmete. Die Zacken funkelten, als würden sie auf etwas warten. Meine Gedanken drehten sich um meinen eigenen Namen. Papa hatte mich immer „Sternchen" genannt. Ich hatte das für einen einfachen Kosenamen gehalten, ohne tiefere Bedeutung. Aber jetzt, jetzt war ich mir nicht mehr so sicher.

Langsam öffnete ich die Augen und starrte auf den Bildschirm. Meine Finger zitterten, als ich meinen eigenen Namen eintippte. „Tara" bedeutet im Persischen „Stern". Die Worte trafen mich wie ein Schlag in den Magen. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und meine Hand krampfte sich um den Stift, der immer noch zwischen meinen Fingern lag.

Ich klappte den Laptop zu, fast zu heftig, und stellte ihn auf den kleinen runden Tisch neben meinem Bett. Das Krankenhauszimmer fühlte sich plötzlich viel zu eng an. Die kahlen Wände schienen näher zu rücken, das stetige Piepen des Herzmonitors klang lauter in meinen Ohren. Ein Schauer lief mir über den Rücken, und ich krallte meine Finger in die Matratze unter mir. Plötzlich überkam mich ein vertrauter Schwindel. Alles begann zu verschwimmen, die Konturen des Zimmers lösten sich auf. Ich spürte Panik in mir aufsteigen, wie eine dunkle Welle, die mich zu verschlingen drohte.

„Nein, nicht schon wieder", murmelte ich zu mir selbst. Ich wollte nicht wieder einschlafen. Was, wenn ich wieder in der Höhle war? Was, wenn sie wieder da waren, diese bedrohlichen Gestalten, die unheimlichen Schatten, die mich festhielten, die Spritzen? Die Erinnerungen daran ließen mich frösteln. Ich kämpfte gegen den immer stärker werdenden Drang an, die Augen zu schließen. Ich musste wach bleiben, ich durfte nicht zurück in diese Dunkelheit.

„Verdammt nochmal, hör auf, dich zu wehren!", ertönte eine Stimme in meinem Kopf, eine Stimme, die ich sofort erkannte. Es war die Stimme des Mannes aus der Höhle. Die Stimme war hart und kalt, sie kroch in meinen Kopf wie eine Schlange, ließ meine Gedanken erzittern. Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust, mein Atem ging stoßweise.

Ich hörte, wie sich die Tür zum Zimmer öffnete, und mein Kopf zuckte in die Richtung. Eine Silhouette erschien im Türrahmen, doch bevor ich erkennen konnte, wer es war, zog die unsichtbare Kraft an mir, stärker und unerbittlicher. Meine Sicht verschwamm, und es war, als würde ich in einen tiefen, dunklen Abgrund gezogen werden.

„Sei vernünftig! Ich will dir nicht wehtun müssen", drang die Stimme des Mannes erneut in meinen Kopf. Der Befehl hallte in mir wider, als würde er durch die Wände meines Verstandes widerhallen. Eine fremde Kraft schob sich in meinen Geist, überwältigend, wie eine Flutwelle, die alles mit sich riss. Ich wollte schreien, aber meine Stimme versagte. Meine Augenlider wurden schwer, und obwohl ich es nicht wollte, schlossen sie sich. Die Dunkelheit umschlang mich wie ein Schleier, zog mich in ihre kalten Arme, und ich fiel, fiel in eine endlose Leere.

Alles, was mir blieb, war die Stimme des Mannes, die in meinen Ohren widerhallte, und das Flüstern der unzähligen Fragen, die in meinem Kopf herumschwirrten, wie ein Schwarm aufgescheuchter Bienen.

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Hallo ihr da draußen :)

Langsam findet Tara immer mehr über die Höhle heraus aber trotzdem ist das alles noch sehr verwirrend und voller Geheimnissen, die noch gelüftete werden müssen...

Vielen Dank an alle die fleißig Voten und Feedback geben :) Ich freue mich sehr darüber und werde versuchen eurer Feedback um zusetzen.

Bei uns beginnen heute die Ferien allen die auch Ferien haben wünsche ich ein paar erholsame Tage und noch einen schönen Tag.

LG Vivi

Die Legende der Elemente - Das Erbe der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt