Acht

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Es war, als lebte ich ein Leben zwischen zwei Welten, die irgendwie gleichzeitig existierten

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Es war, als lebte ich ein Leben zwischen zwei Welten, die irgendwie gleichzeitig existierten. In der einen Welt war ich ein ganz normales 14-jähriges Mädchen, das zur Schule ging und mit Freunden und Familie den Alltag teilte. In der anderen Welt jedoch war ich eine Auserwählte, die die Welt Elysia vor einem drohenden Untergang retten sollte. Mein Leben war geteilt zwischen dem gewöhnlichen Schulalltag und geheimen Trainingseinheiten in einer versteckten Höhle. Meine Freunde und Familie wussten nichts von dieser doppelten Existenz, was mir oft ein schlechtes Gewissen bereitete.

Elysia war eine atemberaubende Welt voller Magie und unvorstellbarer Schönheit, doch sie war von einem finsteren Zauber bedroht, wie es Zoraida immer sagte. Als Auserwählte lag es an mir, diesen Zauber zu stoppen und Elysia zu retten.

Jeden Tag wurde ich von Gilbert, dem Helfer der geheimnisvollen Frau Zoraida, in die Höhle gerufen. Ich musste zugeben, dass ich schmunzeln musste, als ich zum ersten Mal seinen Namen hörte. Seitdem ich wusste, dass er Gilbert hieß, konnte ich ihn irgendwie nicht mehr ganz ernst nehmen. Er wirkte nicht mehr halb so gruselig wie vor einigen Tagen.

In den letzten Tagen waren die Mädchen und ich oft allein in der Höhle gewesen, wartend darauf, dass Gilbert oder Zoraida uns sagten, was als Nächstes zu tun sei. Obwohl ich mich langsam an den Gedanken gewöhnte, jeden Tag in dieser Höhle zu verbringen, wusste ich noch immer nicht, was genau meine Bestimmung war. Keines der Mädchen wusste es.

Wir wussten weder, was wir tun sollten, noch warum. Die Tatsache, dass Gilbert und Zoraida so ein Geheimnis daraus machten, machte die Situation unheimlich. In der Zeit, in der sie uns nicht besuchten, nutzten wir die Gelegenheit, uns besser kennenzulernen. Die anderen Mädchen trainierten ihre Kräfte, und es war wirklich erstaunlich, was sie alles bewirken konnten.

Ara, die mit acht Jahren die jüngste von uns war, konnte alles tun, was mit Wasser zu tun hatte. Sie konnte Regen erzeugen, Wasser in verschiedene Formen lenken und es einfrieren oder verdunsten lassen. Ihre Kräfte stärkten sich in der Nähe von Wasserquellen, wie sie sagte. In der Nähe eines Flusses konnte sie hohe Wellen erzeugen und ihre Angriffe intensivieren.

Lavea konnte Dinge erwärmen oder verbrennen. Mit nur einer kleinen Bewegung konnte sie ein Feuer entfachen und sogar Feuerbälle schleudern. Ihre Macht machte mich nervös, da ich unsicher war, ob ich ihr wirklich vertrauen konnte.

Lani konnte starke Winde erzeugen, die alles mit sich rissen, was nicht fest verankert war. Sie kämpfte jedoch noch damit, die Stärke und Richtung ihres Windes präzise zu kontrollieren. Zudem konnte sie Objekte zu sich ziehen, ähnlich wie mit einem Staubsauger.

Tierra, die wie ich 14 Jahre alt war, konnte alles mit Erde und Pflanzen beeinflussen. Sie konnte leichte Beben verursachen, die Orte erschüttern, Pflanzen in bestimmte Formen wachsen lassen oder Objekte festhalten. Auch sie konnte ihre Kräfte variieren und damit erheblichen Schaden anrichten.

Ich hingegen stand meist nur da und beobachtete. Trotz meiner Bemühungen gelang es mir nicht einmal, meinen Anhänger zum Leuchten zu bringen, was bei den anderen schon bei den kleinsten Gesten passierte. Langsam begann ich zu glauben, dass Lavea recht hatte – vielleicht hatte ich wirklich keine Kräfte. Vielleicht würde ich den anderen nur im Weg stehen, wenn wir unsere Bestimmung erfüllen sollten.

Solange ich jedoch jeden Tag in die Höhle gerufen wurde, blieb mir nichts anderes übrig, als Zeit mit den anderen Mädchen zu verbringen. Die meiste Zeit versuchte ich herauszufinden, was es mit der ganzen Situation auf sich hatte. Ich hatte festgestellt, dass die anderen Mädchen ebenso ahnungslos waren wie ich, aber sie hatten sich damit abgefunden, dass sie mit der Zeit alles erfahren würden. Ich wollte jedoch sofort wissen, was vor sich ging und nicht erst in Wochen oder Monaten.

Ich erfuhr, dass die anderen Mädchen zwei Monate auf mich gewartet hatten. Ara war die erste Auserwählte, die in die Höhle gefunden hatte. Mit acht Jahren war sie die jüngste, aber auch die vernünftigste von uns. Sie erzählte, dass sie immer auf ihre kleinen Geschwister aufpassen musste, da ihre Eltern viel arbeiteten. Der Aufenthalt in der Höhle ermöglichte es ihr, diese Verantwortung nicht länger tragen zu müssen.

Lani war als zweite Auserwählte nach Ara gekommen. Anfangs war sie ebenso ängstlich wie ich, aber Ara hatte es schnell geschafft, ihr die Angst zu nehmen. Lani war mit zwölf Jahren nach Ara die jüngste Auserwählte, und ich fragte mich, warum sie so unsensibel auf mein Verhalten reagierte, wenn es ihr doch ähnlich ergangen war.

Tierra, die wie ich 14 Jahre alt war, war als Nächste in die Höhle gestoßen. Sie erzählte nicht viel darüber, wie es ihr erging. Wenn man sie danach fragte, schwieg sie, als hätte sie keine Antwort darauf.

Lavea war die letzte gewesen, die vor mir in die Höhle gerufen wurde. Mit 17 Jahren war sie die älteste von uns. Trotz der Zeit, die wir zusammen verbrachten, wurde sie mir nicht sympathischer. Ihre Art gefiel mir nicht, aber wir mussten zusammenarbeiten, um nicht zu scheitern.

Alle vier Mädchen erzählten mir, dass es vom ersten Schwindelgefühl bis zur Ankunft in der Höhle genau drei Tage gedauert hatte. Warum zog sich der Prozess bei mir jedoch über Wochen hinweg? Zoraida sagte, dass ich gerade deshalb besonders sei und außergewöhnliche Kräfte in mir schlummerten. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihren Worten Glauben schenken konnte, denn bisher schien ich keine Kräfte zu haben. Ich konnte im Moment nur abwarten.

Ich seufzte leise auf. Langsam konnte ich das karge Krankenhauszimmer nicht mehr sehen. In den letzten Tagen war die Ärztin energischer geworden und hatte sich fest vorgenommen, herauszufinden, was mit mir los war. Mama war erleichtert über die zahlreichen Tests und hatte gesagt, dass sie nicht ruhen würde, bis sie eine Antwort fand.

Mein Blick wanderte zum Laptop auf meinem Schoß. Das Dokument mit allen Informationen, die ich bisher gesammelt hatte, war voll, aber viele Fragen blieben unbeantwortet. Ich sah auf meine Uhr. Es war 13:45 Uhr.

Gleich würde es wieder passieren. Ich würde in dieser Welt das Bewusstsein verlieren und in der anderen Welt in der Höhle aufwachen, nur um um Punkt 14:00 Uhr hier im Krankenhaus wieder zu mir zu kommen. Wie jeden Tag...

Die Legende der Elemente - Das Erbe der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt