Zweiundzwanzig

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Die anderen Auserwählten schienen genauso angespannt wie ich. In ihren Gesichtern spiegelte sich eine Mischung aus Neugier und Unruhe wider, als sie sich alle fragend umsahen. Wir waren uns einig, dass es endlich an der Zeit war, die Wahrheit herauszufinden. Die Höhle, in der wir uns befanden, war dunkel und feucht, das unheimliche Tropfen von Wasser von der Decke erzeugte ein rhythmisches Echo, das unsere Nervosität noch verstärkte.

„Und was machen wir jetzt?", durchbrach Lani schließlich die Stille. Ihre Stimme klang fast ängstlich in der bedrückenden Atmosphäre der Höhle.

Ich sah sie an, mein Herz klopfte schneller. „Wir können nachsehen, was sie machen", schlug ich vor, obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob das wirklich eine gute Idee war.

Lavea, die direkt neben mir stand, zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Und wie willst du das anstellen? Oder kennst du zufällig den Weg in die Höhle?", fragte sie, ihre Stimme vor Skepsis triefend. Ihre Augen funkelten misstrauisch im fahlen Licht, das aus einer unbekannten Quelle in der Ferne schimmerte.

Ich nahm einen tiefen Atemzug, um mich zu beruhigen, und breitete meine Hände vor mir aus. Die feuchte Luft in der Höhle schien zu vibrieren, als ich mich auf Tierra konzentrierte. Langsam begann sich vor mir ein schimmerndes, transparentes Fenster zu formen, als ob die Realität selbst sich vor uns öffnete. „Den Weg kenne ich nicht, aber ich kann das hier tun", erklärte ich, während das Bild von Zoraida, Tierra und Gilbert immer klarer wurde.

Das Bild im Fenster war jetzt so klar, dass ich die feinen Risse in den Wänden der Höhle sehen konnte, in der die drei standen. Die Luft schien dort schwer und stickig, fast greifbar. Langsam drangen auch ihre Stimmen zu uns durch, gedämpft, als kämen sie von weit her. Es war Lavea, die als Erste näher trat, ihre Augen fest auf die Szene gerichtet.

„Ich kann sie nicht länger belügen", hörten wir Tierra sagen. Ihre Stimme zitterte leicht, während sie unruhig auf und ab ging, die Hände fest ineinander verkrampft. Der Boden unter ihren Füßen war von feinem Staub bedeckt, der bei jedem ihrer Schritte aufwirbelte und in der Luft schwebte.

„Du lügst nicht. Der Stern hat einen Fehler gemacht. Du hättest auserwählt werden sollen und nicht dieses andere Mädchen", fauchte Zoraida, die in einem dunklen, bodenlangen Umhang gehüllt war. Ihre sonst so ruhige und beherrschte Stimme war nun scharf und voller unterdrückter Wut. Ihr Gesicht war im Schatten verborgen, aber ihre violetten Augen leuchteten mit einer Intensität, die fast beängstigend war.

Tierra blieb stehen und sah Zoraida fest an. Ihr Atem ging schnell, und man konnte den inneren Kampf, den sie durchmachte, förmlich spüren. „Ich glaube nicht, dass der Stern den Fehler gemacht hat. Es warst du, als du mich da reingezogen hast. Der Stern versucht seit acht Jahren, deinen Fehler wieder auszubügeln! Du hast den Stern erschaffen, du solltest Vertrauen in ihn haben und vor allem ehrlich zu den Auserwählten sein. Zumindest Tara hat von Anfang an viele Fragen gestellt. Sie ahnt, dass etwas nicht stimmt, und ich habe keine Lust mehr, sie zu belügen!", sagte Tierra mit einer Bitterkeit, die tief aus ihrem Inneren zu kommen schien. Zoraida, die sonst so kontrolliert war, wirkte nun verletzlich, als sie um Tierra herumging, ihre Hände tief in den Umhangtaschen vergraben.

„Du hast keine Ahnung, was du da sagst. Ich habe versucht, die Welt, in der wir leben, zu einer besseren zu machen", entgegnete Zoraida. Ihre Stimme war nun leise, fast ein Flüstern, doch die Schärfe darin war unverkennbar. Die Dunkelheit der Höhle schien sich um sie zu verdichten, als ob sie ihre Worte selbst verschlucken wollte.

„Und bist daran gescheitert. Du hast alles schlimmer gemacht. Wenn unsere Generation auch scheitert, wird dieser giftige Nebel bald alles Leben auf der Erde auslöschen. Die achte Generation ist die letzte, die die Welt vor einem großen Unheil bewahren kann, und das weißt du genauso gut wie ich. Damit unsere Generation nicht scheitert, musst du ihnen endlich die Wahrheit sagen. Sie werden nichts riskieren, wenn sie nicht mal wissen, wofür", erwiderte Tierra, ihre Stimme bebend vor Entschlossenheit. Sie trat näher an Zoraida heran, als ob sie ihr mit ihrer bloßen Präsenz die Wahrheit einflößen könnte.

Die Legende der Elemente - Das Erbe der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt