Einundzwanzig

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Es war dieser flüchtige Moment der Schwerelosigkeit, der das Reisen zwischen den Welten zu etwas Einzigartigem machte. Die Welt um mich herum verwischte sich zu einem kaleidoskopartigen Strudel aus Licht und Farben, während ich mich von einer Realität in die andere bewegte. In diesem Zustand schien die Zeit stillzustehen. Für einen kurzen Augenblick fühlte man sich wie ein Kind, unberührt von den Sorgen und Ängsten des Erwachsenendaseins, einfach nur im Hier und Jetzt.

Doch als ich meine Augen öffnete, fand ich mich nicht in der magischen Leichtigkeit wieder, sondern in der vertrauten Starre, die mich bereits vor einigen Tagen gefangen gehalten hatte. Die Umgebung war zunächst verschwommen, die Konturen der Welt vor mir waren unscharf wie durch einen dichten Nebel. Der Boden unter meinen Füßen war fest, aber mein Körper fühlte sich an, als wäre er in ein unsichtbares Netz aus Eis und Stahl verstrickt, das jede Bewegung und jeden Gedanken lähmte.

Ich versuchte, mich umzusehen, aber mein Blick war wie durch ein trübes Glas. Die Farben und Formen um mich herum verschwammen zu einem undurchdringlichen Mosaik. Der einzige Lichtblick war der Anhänger an meiner Brust, der sanft zu pulsieren begann, als ob er mir den Weg zeigen wollte.

„Tara? Was ist los mit dir?", hörte ich Ivy's Stimme, die wie aus der Ferne zu mir drang. Ihr besorgtes Gesicht tauchte allmählich aus der Verschwommenheit auf, die Kanten ihrer Züge wurden schärfer. Sie stand direkt vor mir, und ich konnte sehen, wie sich ihre Stirn in Sorgenfalten legte, als sie mich mit einem besorgten Blick musterte.

Ich kämpfte gegen die lähmende Kraft der Starre an und taumelte keuchend einige Schritte nach vorne. Die Luft um mich herum fühlte sich dick und schwer an, als ob sie mich zurückhalten wollte. Ivy wich erschrocken zurück und ihre Augen weiteten sich, als sie die Veränderung in meinem Zustand bemerkte. Die anderen standen noch immer regungslos da, ihre Körper wie aus Stein, unbeweglich und stumm.

„Was passiert hier? Warum stehen alle wie erstarrt da?", fragte Ivy, während sie auf Ara, Lavea und Lani blickte, die ebenfalls in der Starre gefangen waren. Ihre Bewegungen waren steif und stockend, als wären sie in der Zeit eingefroren worden.

„Das sind die Wesen, die uns in diese Lage versetzt haben. Sie haben Tierra zu sich gerufen und sprechen mit ihr. Das ist die Auserwählte, die an deiner Stelle hierher gekommen ist. Ich weiß noch nicht genau, warum sie das tun, aber sie möchten offenbar nicht, dass wir etwas davon mitbekommen", erklärte ich und ging auf Ara zu.

Als ich näher kam, begann mein Anhänger, der um meinen Hals baumelte, hell zu leuchten. Das Licht strömte sanft aus dem Anhänger und tauchte die Umgebung in ein warmes, goldenes Glühen. Ich legte ihn behutsam auf Aras Haut. Kleine Blitze zuckten über ihre Haut, die von einer sanften Aura umgeben war. Die Blitze hatten die gleiche leuchtende Farbe wie mein Anhänger und wurden immer intensiver. Die Blitze waren wie feine, tanzende Funken, die über ihre Haut huschten, als ob sie die Stille durchbrechen wollten.

Ara taumelte zurück, und ihre Beine wankten, als ob sie versuchten, sich von einem unsichtbaren Sturm zu schützen. Sie sah uns mit großen, verwirrten Augen an, als ob sie versuchte, die Situation zu begreifen. Ihr Blick wanderte von mir zu Ivy und dann zu den anderen, die immer noch in ihrer regungslosen Starre verharrten.

„Was ist hier los?", fragte Ara, ihre Stimme war ein Hauch von Panik, während ich mich daran machte, auch Lavea aus ihrer Starre zu befreien. Die Atmosphäre um uns herum war angespannt und geladen mit einer unsichtbaren Energie.

„Ich werde es euch gleich erklären", erwiderte ich und fuhr fort, Lavea aus ihrer Starre zu befreien. Ihre Bewegungen waren anfangs stockend, als ob sie durch unsichtbare Ketten gefesselt wäre. Ivy stand schüchtern hinter mir und beobachtete, wie Lavea sich schließlich wieder bewegen konnte. Auch Lavea zeigte eine sichtbare Irritation in ihrem Gesicht.

„Wer ist das?", fragte sie, als sie Ivy entdeckte, ihre Augen blitzen vor Verwirrung und Unverständnis.

„Jetzt nicht", antwortete ich scharf. Lavea wirkte von meiner Reaktion überrascht. Langsam begannen auch Blitze durch Lanis Haut zu zucken, die wie feine elektrische Entladungen über ihren Körper liefen, eine leuchtende Spur hinterlassend.

„Was machst du mit ihr? Versuchst du sie umzubringen?", rief Lavea besorgt, ihre Stimme klang wie eine Mischung aus Angst und Empörung.

„Nein, ich wecke sie nur auf", sagte ich, und Lani holte tief Luft, ihre Augen suchten nach Antworten in meinem Gesicht. Ihr Blick fiel auf Ivy, die nervös neben mir stand. „Wer...", begann Lani, aber ich unterbrach sie.

„Ich werde es euch gleich erklären. In den letzten Tagen habe ich viel darüber herausgefunden, was es mit uns auf sich hat und warum die geheimnisvollen so schweigsam waren", begann ich.

„Ach ja? Und woher weißt du das?", fragte Lavea skeptisch, ihre Augen schmal und misstrauisch.

„Erinnert ihr euch an Maila?", fragte ich.

„Die erste Hüterin meines Elements", bestätigte Ara und ihre Augen leuchteten vor Interesse.

„Genau. Sie hat Kontakt zu mir in der Welt, in der wir leben. Auch nachdem ihre Generation gescheitert war, hat sie die Höhle nie vergessen und alle Informationen gesammelt, die es darüber zu wissen gab", erklärte ich.

„Und weiß jemand, wo Tierra ist?", fragte Lani nun, ihre Augen suchten die Umgebung ab, als könnte sie Tierra im Raum finden.

„Ja, ich sehe sie gerade vor meinem inneren Auge", sagte ich und ein Bild formte sich vor mir: Tierra bei Zoraida und Gilbert. Die Szene war von einer mystischen Aura umgeben, die den Raum um sie herum schimmern ließ.

„Was macht sie da?", fragte Ara verwirrt, ihre Augen fixierten sich auf das Bild, das vor mir erschien.

„Das versuche ich gerade zu erklären. Tierra ist nicht die wahre Hüterin der Erde unserer Generation – das ist Ivy", sagte ich und deutete auf das braunhaarige Mädchen neben mir. „Zoraida wollte unter allen Umständen verhindern, dass eine Generation scheitert, also hat sie Tierra in unsere Generation eingeschleust. Tierra sollte sicherstellen, dass alles nach Plan läuft. Doch sie haben die Rechnung ohne den Stern gemacht. Tierra erhielt die Kraft ihres Elements, ohne dazu bestimmt zu sein, und deshalb schwinden ihre Kräfte. Das erklärt auch, warum sie von der Klippe gefallen ist. Mein Anhänger führte mich zu Ivy, denn der Stern wollte, dass die wahre Auserwählte ihren Platz einnimmt", erklärte ich. Lani und Lavea sahen mich ungläubig an, während Ara sich sofort zu Ivy begab.

„Hallo Ivy, ich bin Ara", sagte sie freundlich. Ivy lächelte schüchtern und trat näher zu mir. Der Raum war nun erfüllt von einer Mischung aus Erleichterung und Verwirrung.

„Du hast recht, sie ist wirklich süß", flüsterte Ivy leise, und ihr Gesicht zeigte ein sanftes Lächeln.

„Das beantwortet immer noch nicht, was Tierra da macht", sagte Lani, sichtlich überfordert und die Frage schwebte im Raum.

„Die geheimnisvollen Wesen haben sie gerufen, um mit ihr zu besprechen, wie es weitergeht. Um zu verhindern, dass wir etwas mitbekommen, haben sie uns in eine Starre versetzt. Ich habe es geschafft, mich zu befreien und euch ebenfalls zu befreien", sagte ich. Ein Schweigen trat ein. Die Luft war elektrisch geladen, und es war klar, dass es an der Zeit war, gemeinsam mit den Auserwählten zu sprechen. Ich wollte keine Minute länger in Unwissenheit und Lügen leben.

Die Legende der Elemente - Das Erbe der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt