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Als ich langsam zu mir kam, durchzogen mich schreckliche Kopfschmerzen

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Als ich langsam zu mir kam, durchzogen mich schreckliche Kopfschmerzen. Es war, als ob ein Schwarm Bienen in meinem Kopf nistete. Langsam öffnete ich die Augen und spürte sofort eine Hand, die auf meiner lag. Vorsichtig drehte ich den Kopf zur Seite und erblickte die vertrauten blonden Haare meiner Mutter.

„Mama", hauchte ich leise. Sie saß auf einem Stuhl neben dem Bett, in dem ich lag. Ihre Präsenz war ein kleiner Trost in dem Chaos meines verwirrten Geistes.

Langsam begann mein Verstand, die Situation zu verarbeiten. War das wirklich nur ein Traum gewesen? Es hatte sich so echt angefühlt – so nah. „Tara", sagte meine Mutter mit einer Stimme, die vor Erleichterung zitterte, als sie sah, dass ich wach war. Sie ließ ihre Hand über mein Bett gleiten und drehte sich wieder zu mir. „Endlich bist du wach", fügte sie hinzu, und ihre Stimme war brüchig, beinahe weinerlich.

Ich ließ meinen Blick erneut schweifen und bemerkte erst jetzt, dass ich mich nicht in meinem Zimmer oder irgendwo in unserem Haus befand. Das Zimmer war steril und sachlich, mit weißen Wänden, einem Fenster, durch das schwaches Tageslicht fiel, und dem stetigen Piepen der Geräte in der Nähe. Neben dem Bett stand ein kleiner Tisch mit ein paar frischen Blumen, deren Farben lebendig, aber kraftlos gegen die klinische Umgebung wirkten. Die Luft war von einem medizinischen Desinfektionsmittel durchzogen, das den Raum zusätzlich kühl erscheinen ließ.

„Wo sind wir hier?", fragte ich irritiert. Mama legte ihre Hand wieder auf meine und blickte mich mit ihren großen blauen Augen an, die vor Sorge glänzten. Ihre Stirn war in Falten gelegt, und ihre sonst so gelassenen Züge waren von einer tiefen Besorgnis gezeichnet. „Im Krankenhaus. Du bist ohnmächtig geworden", erklärte sie ruhig, doch ich konnte die Anspannung in ihrer Stimme hören, die sie vergeblich zu verbergen versuchte. Sie zwirbelte nervös an ihrem Pullover herum und strich unruhig durch meine Haare.

Ich verstand gar nichts mehr. Das konnte ich unmöglich nur geträumt haben. Hatte ich tatsächlich während meiner Ohnmacht geträumt? Und wenn ja, warum träumte ich ausgerechnet von einer Höhle, in der ich von unheimlichen Gestalten gefesselt wurde und eine Spritze erhielt? Was hatte das mit dem Stern zu tun, den ich seit Wochen immer wieder sah, und den vier anderen Mädchen, mit denen ich in diesem Traum offenbar eine Prophezeiung erfüllen sollte?

„Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt", sagte sie beinahe vorwurfsvoll, die Sorge in ihrer Stimme nicht verbergend. Seit Papa tot war, war sie extrem empfindlich geworden, wenn es um das gesundheitliche Wohlergehen ihrer Kinder ging. Ihre Stimme war brüchig, und sie schien den Tränen nahe. Ihre Züge waren schmerzhaft angespannt, als ob die Last der Verantwortung sie fast erdrücken würde.

Ich seufzte leise. „Tut mir leid, aber jetzt geht es mir wieder gut", sagte ich fest. Es entsprach der Wahrheit – der Schwindel und die Kopfschmerzen waren wie weggeblasen, und ich fühlte mich wieder normal.

Plötzlich drang ein dumpfes Klopfen an die Tür, bevor diese sich öffnete. Eine Frau mittleren Alters in einem weißen Arztkittel betrat den Raum. Ihre Gesichtszüge waren von einer gewissen Distanz geprägt, und ihre Augen wirkten müde, als ob sie schon lange im Dienst war. Gleichzeitig klingelte das Handy meiner Mutter, und während die Ärztin hereinkam, verließ meine Mutter hastig den Raum.

Die Ärztin nahm den Platz auf dem Stuhl ein, den meine Mutter zuvor besetzt hatte. Ihr Kittel war etwas zerknittert, und ihr Namensschild verriet, dass sie Dr. Roth hieß. Ihre schütteren, dunkelbraunen Haare waren in einem strengen Dutt zusammengebunden, und ihr Gesicht war von feinen Linien durchzogen, die ihre jahrelange Erfahrung widerspiegelten. Ihre Brille saß auf der Nasenspitze und verstärkte den Eindruck, dass sie in Gedanken versunken war. Ihre Haltung und ihr Blick zeigten eine Mischung aus Müdigkeit und professioneller Distanz.

Dr. Roth sah mich schweigend an, als ob sie überlegte, wie sie anfangen sollte. Diese unangenehme Stille wurde von meiner Mutter unterbrochen, die wenig später zurück ins Zimmer kam, hektisch ihre Handtasche packte und sich dann hastig verabschiedete.

„Tara, es tut mir leid, aber ich muss nach Hause. Dein Bruder kommt bald nach Hause, und Oma muss arbeiten, also kann er nicht länger bei ihr bleiben", sagte sie leise, und ihre Stimme war voll von unausgesprochenem Bedauern. Sie warf mir einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie das Zimmer hastig verließ. Die Unruhe in ihren Bewegungen ließ mich annehmen, dass sie sich schuldig fühlte, nicht bei mir bleiben zu können.

Ich fragte mich, ob sie überhaupt bemerkt hatte, dass die Ärztin im Raum war, oder ob sie sie überhaupt beachtet hatte. Ihre hektische Abreise ließ mich nur noch mehr unsicher zurück.

Die Ärztin nahm schließlich auf dem Stuhl Platz und räusperte sich. „Ich würde mich gerne mit dir unterhalten", sagte sie mit einer monotonen Stimme, die den Eindruck erweckte, dass sie schon lange in diesem Beruf tätig war. Ihre Art war fast mechanisch, und es schien, als würde ihr die nötige menschliche Wärme fehlen.

Ach ja? Bisher hatte es nicht wirklich so gewirkt, als ob sie an einem Gespräch interessiert wäre.

„Deine Mutter hat mir erzählt, dass es dir schon seit einiger Zeit nicht besonders gut geht. Du bist oft müde und dir wird schwindelig. Stimmt das?", fragte sie, wobei ihre Stimme eine leichte Monotonie aufwies, die ihre Unsicherheit verriet.

Ich setzte mich langsam auf und drehte den Kopf zu ihr. „Ja, das stimmt. Seit einigen Wochen werde ich nach dem Mittagessen müde und mir wird schwindelig. Heute konnte ich mich einfach nicht mehr wachhalten", erklärte ich. Die Ärztin nickte, als ob diese Information ihre eigene Einschätzung bestätigte.

Dr. Roth erhob sich, schob ihre braunen Haare hinter die Ohren und sagte: „Wir behalten dich eine Zeit lang hier, um ein paar Tests zu machen. Das ist alles ziemlich merkwürdig, aber mach dir keine Sorgen, wir finden heraus, was los ist." Ihre Stimme klang dabei eher wie eine Frage als eine Zusicherung, und ich konnte den Stress und die Unsicherheit in ihrem Gesicht sehen.

Ich seufzte leise. Ihre unbehagliche Haltung ließ mich nicht glauben, dass sie eine Lösung finden würde. Sie trat unruhig von einem Bein auf das andere. „Es tut mir leid, aber ich muss weiter. Wenn irgendetwas ist, kannst du eine Schwester rufen", sagte sie und verließ den Raum genauso schnell, wie sie ihn betreten hatte.

Mir fiel auf, dass Dr. Roth sich anscheinend schnell zurückzog, wenn sie unsicher war. Das war merkwürdig.

Als ich irritiert unter mein T-Shirt griff, spürte ich, dass mich etwas pikste. Fassungslos starrte ich auf meine Hand – ein Anhänger in Form eines Sterns lag darin. Der gleiche Anhänger, den ich von dem kleinen Mädchen mit den braunen Locken bekommen hatte.

Ich blickte erstaunt auf den Anhänger. Wie war das möglich? Der Anhänger war immer noch kühl in meiner Hand, und die Erinnerungen an die seltsame Höhle wurden wieder lebendig. Wie konnte dieser Anhänger hierher gelangt sein?

Mein Atem wurde schneller, und ich wurde unruhig. Hatte ich das alles doch nicht geträumt? Wenn ich tatsächlich zur gleichen Zeit an zwei Orten gewesen sein sollte, wäre das unmöglich.

Ich seufzte frustriert. Etwas passierte mit mir, und ich konnte nichts anderes tun, als abzuwarten und zu hoffen, dass Dr. Roth oder jemand anders eine medizinische Erklärung finden würde. Das Problem war, dass ich ihnen nichts von dem erzählen konnte, was ich erlebt hatte – sie würden denken, ich hätte den Verstand verloren.

Und so blieb mir nichts anderes übrig, als die Ungewissheit zu ertragen und auf ein weiteres Rätsel zu warten.

Die Legende der Elemente - Das Erbe der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt