Vierzehn

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Mein unruhiger Blick ruhte auf der dunkelhaarigen Frau, die mir in ihrem immer noch viel zu chaotischen Büro gegenübersaß

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Mein unruhiger Blick ruhte auf der dunkelhaarigen Frau, die mir in ihrem immer noch viel zu chaotischen Büro gegenübersaß. Überall türmten sich Bücher und Papierstapel, alte Karten und vergilbte Notizen bedeckten die Wände. Der Raum schien vor Geschichte und Geheimnissen zu knistern, und doch fühlte ich mich darin mehr verloren als je zuvor.

„Nochmal langsam. Ihr habt die Höhle verlassen, und was ist dann passiert?", fragte sie ruhig.

Die Gelassenheit in Mailas Stimme stand im krassen Gegensatz zu meinem aufgewühlten Inneren. Mein Herz raste immer noch, und meine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Was vor einer halben Stunde in der Höhle geschehen war, ließ mich nicht mehr los. Es hatte mich so verstört, dass ich direkt zu Maila gefahren war. Ich brauchte jemanden, dem ich davon erzählen konnte, denn langsam wurde das alles wirklich unheimlich.

„Die Höhle ist hinter uns verschwunden. Wir standen auf einmal mitten im Wald. Mein Anhänger hat angefangen, in einem grellen, gelben Licht zu leuchten, und mir wurde schwindelig. Ich habe mich an einem Baum festgehalten, und obwohl ich meine Augen geschlossen hatte, konnte ich die anderen trotzdem sehen", versuchte ich, das verwirrende Ereignis zu schildern. Meine Stimme zitterte, und ich musste tief Luft holen, um mich zu beruhigen.

Maila stand auf und begann, mit langsamen, beinahe bedächtigen Schritten um mich herumzugehen. Ihre Augen verfolgten jede meiner Bewegungen, als würde sie auf etwas warten. „Wie hast du den Rest wahrgenommen?", fragte sie leise und blieb hinter mir stehen. Ich spürte ihren Blick auf meinem Nacken, was ein mulmiges Gefühl in mir auslöste.

„Die Umgebung war verschwommen, aber ich konnte die anderen Mädchen trotzdem sehen. Sie haben angefangen zu leuchten", sagte ich und merkte, wie mir die Kehle trocken wurde. Plötzlich blieb Maila stehen, als hätte sie einen plötzlichen Gedanken. Ihre Augen weiteten sich für einen kurzen Moment, bevor sie sich wieder unter Kontrolle hatte.

„Was genau meinst du damit?", fragte sie scharf und sah mich auffordernd an.

„Sie waren zunächst von einem weißen Licht umgeben, das sich dann langsam gefärbt hat", erklärte ich. Maila griff hinter ihren Schreibtisch und zog ein Plakat hervor, auf dem unsere Namen in großen Buchstaben standen. Mit einem Marker in der Hand sah sie mich eindringlich an.

„Welche Farben waren das?", bohrte sie weiter.

„Bei Ara und Lani war es grün, bei Lavea gelb, und Tierra hat rot geleuchtet. Hast du eine Idee, was das bedeuten könnte?" Meine Stimme klang fast flehentlich, doch Maila antwortete nicht sofort. Stattdessen zog sie einen Kreis in den entsprechenden Farben um die Namen der anderen Mädchen. Sie tat dies langsam, fast bedächtig, als ob jeder Strich eine tiefere Bedeutung hätte.

„Wenn du genau darüber nachdenkst, weißt du, was es bedeutet. Du möchtest es nur nicht wahrhaben", sagte sie ruhig. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, und ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. Sie hatte recht – irgendwo tief in mir wusste ich es bereits.

„Ich kann Ara und Lani bedingungslos vertrauen", flüsterte ich leise, und Maila nickte.

„Heißt das, dass Tierra diejenige sein wird, die uns verraten wird? Ich habe immer gedacht, dass es Lavea sein könnte", sagte ich, meine Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern.

„Welche genaue Bedeutung diese Farben haben, kann ich dir auch nicht sagen. Es ist deine Fähigkeit, und du wirst im Laufe der Zeit mehr darüber herausfinden", erklärte sie ruhig. Ihr Blick ruhte auf meinem leuchtenden Anhänger, der wie ein lebendiges Wesen zwischen uns zu pulsieren schien. „Ich bin mir jedoch sicher, dass das erst der Anfang deiner Kräfte ist. Du wirst noch weitere entwickeln."

Ein tiefes Seufzen entwich mir. „Ich werde Lavea und Tierra jetzt nicht mehr in die Augen sehen können."

„Es ist wichtig, dass du dir davon nichts anmerken lässt. Du bist das Band, das die Gruppe zusammenhält. Vielleicht wurden dir diese Farben auch nur gezeigt, um dich zu warnen, was passieren könnte. Es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es nicht eintritt", erklärte Maila und legte eine Hand beruhigend auf meine Schulter. Ihr Griff war fest, als wollte sie mir ihre Stärke übertragen.

„Warum muss ausgerechnet ich mit dieser Fähigkeit gestraft werden?", fragte ich verzweifelt. „Solange ich in der Höhle war, habe ich nicht ein einziges Anzeichen irgendeiner Fähigkeit gehabt, und jetzt ... jetzt bekomme ich Kräfte, mit denen ich nicht umgehen kann." Ich schlug die Hände vors Gesicht, spürte die Hitze meiner Tränen, die zu brennen drohten.

Maila sah mich ruhig an, in ihren Augen lag ein Wissen, das mich gleichermaßen beruhigte und beunruhigte. „Du musst an dich selbst glauben, Tara. Der Stern hätte dich niemals auserwählt, wenn er nicht sicher wäre, dass du mit diesen Kräften umgehen kannst", sagte sie sanft.

Wieder wanderte ihr Blick zu meinem Anhänger, als sähe sie darin etwas, das ich nicht sehen konnte.

„Ich habe bei meinem ersten Besuch in der Höhle eine Spritze bekommen. Ist das immer noch so?", fragte sie und löste mich aus meinen Gedanken. Ich nickte langsam, spürte ein seltsames Prickeln auf meiner Haut.

Maila stand vom Schreibtisch auf und lief unruhig auf und ab. „Ich versuche seit Jahren herauszufinden, was diese Flüssigkeit ist, die sie einem dort spritzen. Bisher konnte ich nur Auserwählte befragen, die die Höhle bereits verlassen hatten. Da war die Substanz nicht mehr nachweisbar. Wäre es für dich in Ordnung, wenn ich dir etwas Blut abnehme?", fragte sie ruhig, ihr Blick durchbohrte mich.

Ich zögerte kurz, dann nickte ich. „Bei dir steht das Serum noch in direkter Verbindung mit deinen Fähigkeiten. Vielleicht lässt es sich analysieren, und ich finde dadurch mehr über deine Kräfte heraus", fuhr sie fort und bereitete die Utensilien vor.

„Na gut", sagte ich seufzend und legte meinen Arm auf den Tisch.

Maila verschwand kurz im Nebenraum und kam mit einer Spritze und anderen medizinischen Utensilien zurück. Sie legte mir ein Band straff um den Oberarm und desinfizierte die Stelle darunter. Das Desinfektionsmittel roch scharf und erinnerte mich an Krankenhausbesuche. Ich drehte meinen Kopf zur Seite. Zusehen musste ich nicht.

„Welche Farbe hatte die Flüssigkeit, die du bekommen hast?", fragte sie, während sie mir langsam eine Nadel unter die Haut schob.

„Violett", antwortete ich, versuchte mich zu entspannen.

„Weißt du, ob die anderen auch diese Farbe bekommen haben?", fragte sie weiter, ihre Stimme ruhig, fast monoton.

„Ich weiß, dass Ara und Lani eine blaue Flüssigkeit bekommen haben, bei den anderen bin ich mir nicht sicher", sagte ich leise, und sie nickte nachdenklich.

„Drück kurz darauf", sagte Maila, als sie die Nadel aus meinem Arm zog. Ich tat wie geheißen und sah zu, wie sie zum Schreibtisch ging, um etwas in ein Heft zu schreiben.

„Blau und Violett, sehr interessant", murmelte sie vor sich hin, beinahe mehr zu sich selbst als zu mir. Ein Ausdruck von Faszination und Sorge huschte über ihr Gesicht, als sie das Heft zuklappte.

„Du solltest jetzt nach Hause gehen, Tara", sagte sie schließlich ruhig, doch in ihrer Stimme lag eine Schwere, die mich frösteln ließ.

Ich erhob mich langsam, spürte die Last der Erkenntnisse, die ich an diesem Tag gewonnen hatte, auf meinen Schultern. Bevor ich zur Tür ging, warf ich noch einen letzten Blick auf Maila, die gedankenverloren auf den blutgefüllten Röhrchen starrte.

Die Legende der Elemente - Das Erbe der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt