Siebenundzwanzig

2 1 0
                                    

Ich saß zuhause auf meinem Bett, das Gewicht der bevorstehenden Entscheidungen lastete schwer auf mir. Die Dunkelheit der Nacht hatte sich über die Stadt gelegt, und nur die fahlen Strahlen des Mondes erhellten den Raum schwach. Das Zimmer war in sanfte Grautöne getaucht, durchzogen von den kühlen Schatten, die das Mondlicht warf. Die Stille der Nacht umgab mich, durchbrochen nur von den leisen Geräuschen des Schlafs der anderen im Haus.

Die Wände schienen mich einzuengen, sie wirkten dunkler als sonst, fast bedrohlich. Ein Hauch von Staub schwebte in der Luft, der Geruch von Holz und alten Büchern füllte den Raum – ein vertrauter Duft, der heute jedoch seine beruhigende Wirkung verloren hatte. Ich war allein mit meinen Gedanken, und sie wirbelten chaotisch in meinem Kopf umher, so unruhig wie die Schatten an den Wänden. Es schien, als würde sich die gesamte Welt nur um unsere Mission drehen, und ich konnte keine klare Antwort darauf finden, wie es weitergehen sollte.

„Sollten wir weiterhin in Deckung bleiben?", fragte ich mich lautlos, meine Stimme in Gedanken fast erstickt. „Oder sollten wir endlich den Angriff auf die Räuber der Elemente wagen?" Die Fragen hatten sich wie eine endlose Schleife in meinem Kopf festgesetzt, ohne eine Antwort zu finden.

Ich seufzte tief und wandte meinen Blick zum Fenster. Der Mond war hoch am Himmel, ein stiller Wächter, der sein kühles, silbernes Licht auf mein Zimmer warf. Draußen lag die Stadt still, eingehüllt in die Dunkelheit der Nacht, und in diesem Moment fühlte sich die Welt außerhalb meines Fensters unerreichbar weit weg. Gerade in diesen stillen Nächten, wenn alles zur Ruhe gekommen war, schien die Distanz zur anderen Welt – der Welt, in der wir kämpften – besonders groß.

Plötzlich verspürte ich ein warmes Kribbeln, das von meinem Anhänger ausging. Es war ein Gefühl, das mir inzwischen allzu vertraut war, ein Zeichen, dass der Stern versuchte, mit mir zu kommunizieren. Das Kribbeln wurde stärker, als ob sich eine unsichtbare Energie durch den Raum bewegte und mich sanft dazu drängte, aufzustehen. Der Raum um mich herum schien sich zu verändern, als ob er auf diese fremde Energie reagierte. Die Kälte wich langsam einer spürbaren Wärme.

Meine Gedanken wurden auf einmal klarer, und ich fühlte, wie sich Erinnerungen an Lavea in meinen Kopf drängten. Es war, als würde der Stern mich zwingen wollen, an sie zu denken. Ich ließ diese Gedanken zu, obwohl der Schmerz und die Ungewissheit, die damit einhergingen, mich innerlich zerfraßen. Es war zwecklos, sich gegen den Willen des Sterns zu wehren – ich hatte das bereits gelernt. Der Widerstand würde nur zu Quälerei und unerträglichen Schmerzen führen.

Vor mir begann sich ein schimmerndes Netz aus Linien zu bilden, ein vertrautes Muster, das ich bereits von Tierra kannte, als sie mich mit den Geheimnisvollen in der Höhle traf. Die Linien zogen sich durch die Luft, flimmernd und leuchtend, wie eine unsichtbare Grenze zwischen den Welten. Die Luft im Raum wurde schwerer, fast als ob sie sich unter dem Druck der Verbindung verdichtete.

„Tara?", hörte ich eine vertraute Stimme, und ich war so überrascht, dass diese Art der Kommunikation in unserer Welt funktionierte, dass ich für einen Moment die Konzentration verlor. Das schimmernde Fenster vor mir begann zu flackern und verschwand. Hatte Lavea versucht, Kontakt zu mir aufzunehmen?

Ich sammelte mich und konzentrierte mich erneut. Die Linien formten sich wieder, und ich konnte ihre Silhouette im flackernden Netz erkennen. Lavea lag ebenfalls in einem Bett, weit entfernt von der Welt, in der wir gerade gegen das Chaos kämpften. Ihre Augen waren geschlossen, doch plötzlich blickte sie auf, als würde sie spüren, dass ich da war.

„Lavea", sagte ich vorsichtig, immer noch unsicher, ob dies wirklich funktionierte.

Sie sah mich sofort an, ihre Stimme klang erleichtert. „Tara, Gott sei Dank, du bist da. Ich dachte schon, das funktioniert nicht. Ich bin so froh, dich zu sehen."

Die Legende der Elemente - Das Erbe der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt