Sieben

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Grelles Licht blendete mich, als ich langsam meine Augen öffnete

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Grelles Licht blendete mich, als ich langsam meine Augen öffnete. Reflexartig kniff ich sie wieder zusammen und schob mit meiner Hand die Lampe weg, die mir unangenehm in die Augen strahlte.

Die Lampe wurde von einer Hand gehalten, die der Ärztin gehörte, die schon gestern hier gewesen war. Sie betrachtete mich mit einem unveränderten, fast sterilen Blick, während sie starr auf ihre Armbanduhr starrte. Es schien, als warte sie darauf, dass die Uhr ihr die Zeit zuflüsterte. Schließlich hob sie ihren Blick und sah mich an.

„Das, meine Liebe, war eine ganze Viertelstunde", stellte sie fest und wandte sich wieder von mir ab.

Nur eine Viertelstunde? Es hatte sich für mich wie eine viel längere Zeit angefühlt. Das konnte unmöglich nur so kurz gewesen sein.

„Und wieder zur selben Zeit wie gestern. Das ist wirklich seltsam", murmelte sie leise vor sich hin, als ob sie eher mit sich selbst als mit mir sprach. Langsam richtete sie ihren Blick wieder auf mich.

„Ich komme später noch einmal vorbei", kündigte sie an und eilte zur Tür, als ob sie es kaum erwarten konnte, das Zimmer zu verlassen.

Warum war diese Frau so eilig? War sie wirklich so verzweifelt, dass sie sich nicht in meiner Nähe aufhalten wollte?

Verwundert sah ich ihr nach. Erst jetzt bemerkte ich, dass Thea neben meinem Bett saß und mich aufmerksam beobachtete.

„Was machst du hier?", fragte ich, überrascht über ihren Besuch. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Thea mich einfach so besuchen kam.

„Glaub nicht, dass ich freiwillig hier bin!", sagte sie motzig. Ich setzte mich langsam auf und drehte mich zu ihr um. „Mama hat mich geschickt."

„Mama schickt dich?", wiederholte ich, und Thea rollte die Augen.

„Ja, sie sagte: ‚Thea, übernimm endlich Verantwortung und kümmer dich um deine kleine Schwester. Ich muss arbeiten und kann nicht zu ihr. Sie soll nicht den ganzen Tag allein sein.'", imitierte sie mit einer übertriebenen, quietschenden Stimme.

Ich nahm das Wasserglas vom Tisch neben meinem Bett und trank einen Schluck. „Ich komme schon klar. Wenn du gehen willst, kannst du das gerne tun. Du musst nicht hierbleiben, wenn du das nicht möchtest", sagte ich und stellte das Glas mit zitternden Händen wieder ab.

Mir war immer noch ein wenig schwindelig. Der ganze Stress in der Höhle hatte meine Kräfte enorm beansprucht.

Thea legte ihre Hand auf meinen Arm. „Schon gut. Wenn ich schon hier bin, kann ich auch bleiben", sagte sie und ließ ihren Blick über mich schweifen. Ihre blauen Augen, die meine eigenen widerspiegelten, suchten nach einem Ausdruck von Verständnis. Auch wenn sie sonst immer auf Streit aus war, wirkte sie jetzt beinahe, als hätte sie Mitleid mit mir.

„Haben sie schon irgendwas herausgefunden? Etwas, das erklärt, warum du ohnmächtig wirst?", fragte sie besorgt, und ich schüttelte nur den Kopf.

Ein lautes Seufzen entfuhr mir. „Ich glaube nicht, dass sie etwas finden werden", sagte ich ehrlich. Es war eine höhere Macht, mit der wir es hier zu tun hatten, und wie Lani gesagt hatte, würden die Ärzte irgendwann einfach aufgeben und mich wieder nach Hause schicken.

„Tara, gib nicht auf... Das wird schon", stammelte Thea, obwohl ihre Stimme wenig Überzeugung verriet.

Ich zog fragend eine Augenbraue hoch. „Glaubst du das wirklich?", fragte ich, und sie schüttelte schließlich den Kopf.

„Zumindest nicht mit dieser Ärztin. Ich frage mich, wie sie ihren Doktortitel bekommen hat. Die stand die ganze Zeit nur mit dieser komischen Lampe da und hat dir alle paar Minuten damit in die Augen geleuchtet. Wenn man dafür eine Ärztin werden kann, frage ich mich, warum ich meinen Titel noch nicht bekommen habe", maulte Thea, wie sie es sonst immer tat.

Ich musste grinsen. Thea sagte immer, was sie dachte, ohne Rücksicht auf mögliche Verletzungen. Gerade jetzt fand ich das gut, denn auch ich fragte mich, was mit dieser Ärztin nicht stimmte.

Ich sah aus dem Fenster. Eine graue Nebelwand verhüllte die Landschaft und ließ nur wenig Sonnenlicht hindurch. Dieser Anblick war mir mittlerweile vertraut. Manchmal war der Nebel so dicht, dass man tagelang die Sonne nicht sehen konnte. Es war ein ungelöstes Rätsel, warum die Erde so verraucht war. Vor ziemlich genau acht Jahren hatte das begonnen. Ich kannte noch eine Zeit, in der man den blauen Himmel sehen konnte, mein Bruder jedoch nicht. Der Rauch war nicht durch Abgase von Fabriken verursacht worden, wie anfangs vermutet. Aber woher dieser Nebel kam, der die Erde vom Sonnenlicht trennte, hatte bisher niemand herausfinden können. Eines war jedoch klar: Er hatte tiefgreifende Auswirkungen auf den Planeten und die Menschen, die ihn bewohnten.

„Grins nicht so, die ist wirklich seltsam. Als ich vorhin reinkam, hast du wie auf Kommando die Augen verdreht und warst weg. Und als Frau Dr. ‚Ich spreche nicht mit niemandem' dann endlich kam, hat sie nichts gemacht, sondern einfach nur dagestanden und versucht, so wenig Kontakt wie möglich zu mir aufzunehmen. Als ich sie schließlich gefragt habe, ob sie nicht irgendwas machen kann, damit du weniger tot aussiehst, hat sie nur gesagt, dass du gestern auch nicht auf Medikamente reagiert hast und dass wir nur warten können", schnaubte Thea und schüttelte verständnislos den Kopf.

„Es tut mir leid, dass du das sehen musstest. Es war nicht meine Absicht, dich zu erschrecken", sagte ich ruhig, und Thea grinste.

„Wenn du das auf Knopfdruck könntest, wäre das auch wirklich ein bisschen gruselig", stellte sie fest.

Da musste ich Thea recht geben. Gruselig war diese Situation allemal...

Die Legende der Elemente - Das Erbe der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt