Neunzehn

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Als ich zu mir kam, fühlte ich mich wie betäubt, als wäre mein Körper in ein tiefes, träges Kissen aus Schmerz und Müdigkeit gehüllt

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Als ich zu mir kam, fühlte ich mich wie betäubt, als wäre mein Körper in ein tiefes, träges Kissen aus Schmerz und Müdigkeit gehüllt. Meine Glieder waren schwer, als wären sie aus Blei gegossen, und ein unsichtbares Band hielt mich in einem eisernen Griff. Jeder Versuch, mich zu bewegen, schien wie ein Kampf gegen unsichtare Fesseln. Die Welt um mich herum war in ein dumpfes Grau gehüllt, als ob ich durch einen dichten Schleier aus Nebel sah, der alles Vertraute verschlang.

Meine Augen suchten verzweifelt die Stelle, an der Tierra noch vor kurzem am Boden gelegen hatte. Doch sie war nicht mehr da. Ein Knoten aus Panik schnürte sich um mein Herz, das in meinem Brustkorb hämmerte, als ich verzweifelt versuchte, sie zu entdecken. Die Panik, die in mir aufstieg, wurde von einer fremden, erdrückenden Kraft erstickt, die mich wie mit einer Hand aus Stahl zur Ruhe zwang.

Plötzlich begann mein Anhänger zu leuchten, als ob ein verborgenes Feuer in ihm erwacht wäre. Ein schwaches, fast gespenstisches Schimmern pulsierte aus seinem Inneren und wuchs schnell zu einem strahlenden Licht heran. Ein unangenehmes Kribbeln durchzog meinen Körper, als würde ein elektrischer Schock über meine Haut fahren. Das Kribbeln wurde intensiver, bohrte sich tief in meine Knochen, als ob ein unsichtbarer Frost in mir erwachte und meine Glieder in Kälte hüllte.

Langsam, quälend langsam, gelang es mir, die Kontrolle über meinen Körper zurückzugewinnen. Es war, als kämpfte ich gegen einen unsichtbaren Sog, der mich in die Dunkelheit ziehen wollte. Mein Atem ging flach und angestrengt, und ich kämpfte gegen den Drang, mich zu bewegen oder zu fliehen. Die Welt um mich herum schien sich zu verschieben, als ob sie den Boden unter mir verschwinden lassen wollte.

Lani, Ara und Lavea standen wie versteinert, ihre Augen blickten starr ins Leere, ihre Körper regungslos, als wären sie von einer unsichtbaren Macht in eine tiefe Starre versetzt worden. Sie wirkten leblos, ihre Gesichter ausdruckslos, als ob sie im Vorübergehen von einem düsteren Zauber gefangen wurden. Der Boden unter meinen Füßen fühlte sich unheimlich weich an, fast als könnte er nachgeben und mich verschlingen.

„Ara? Lani? Lavea? Könnt ihr mich hören?", rief ich mit schwacher Stimme, die wie ein verzweifeltes Flüstern klang. Keine Antwort. Kein Zucken in ihren Gesichtern, kein Lebenszeichen. Nur das leise Rascheln der Blätter über uns und das entfernte Rauschen des Flusses, das wie ein ferner, untröstlicher Klang klang, als wäre die Natur unberührt von dem, was hier geschah.

Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Eine unsichtbare Bedrohung schwebte in der Luft, wie ein dunkler Schleier, der die Welt verschlang. Wo war Tierra? Der Gedanke an sie brach wie ein zerschmetterndes Echo durch den Nebel in meinem Kopf. Gerade als ihr Name durch meine Gedanken schoss, blitzte vor meinen Augen ein grelles Licht auf, so intensiv, dass ich die Augen schließen musste. Es brannte sich in mein Bewusstsein, flackerte wie ein lebender Schatten und erlosch dann wieder, ließ mich verwirrt und desorientiert zurück. Was war das?

Ich zwang mich, die Augen wieder zu öffnen und mich auf Tierra zu konzentrieren. Das Licht blitze erneut auf, heller und beständiger, als ob es sich gegen die Dunkelheit behaupten wollte. Es breitete sich aus wie ein flimmerndes Netz, das die Schatten durchbrach. Vor mir entstand ein schimmerndes Feld, eine Art schwebende Leinwand, auf der sich langsam schemenhafte Formen abzeichneten. Ein Flüstern drang an mein Ohr, leise und unverständlich, ein Rauschen, das sich zu einem immer lauteren Murmeln verdichtete. Stimmen, die sich vermischten, zu einem wirren, geheimnisvollen Chor.

Mein Herz begann schneller zu schlagen, als die Schemen im Licht deutlicher wurden. Tierras Gestalt erschien in der Mitte des Feldes, ihre Umrisse scharf und klar, wie aus Licht geschnitzt. Sie war nicht allein. Zoraida und Gilbert standen bei ihr, ihre Körper von dem gleichen Licht umgeben. Ihre Gesichter waren ernst, angespannt, als wären sie in ein intensives Gespräch vertieft. Der Ort, an dem sie standen, war vertraut: die Höhle, die wir längst verlassen hatten. Wie war Tierra dorthin gelangt? Warum hielten sie dieses Treffen geheim?

Die Stimmen wurden allmählich klarer, aus dem wirren Rauschen lösten sich einzelne Worte, die sich zu Sätzen formten. „Meine Kräfte werden immer schwächer... Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die anderen es merken", sagte Tierra. Ihre Stimme klang brüchig und verletzlich, als ob sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Sie lief nervös auf und ab, ihre Hände zitterten, als sie verzweifelt nach Antworten suchte.

Gilbert, der sonst so ruhig und besonnen wirkte, nickte langsam. „Wenn deine Kräfte schwinden, bedeutet das, dass sie sich in der Nähe befindet. Ihre Verbindung zur Höhle wurde durch dein Eintreten nur geschwächt, aber nicht unterbrochen." Seine Stimme war leise und tief, ein beruhigendes Summen, das aus der Tiefe der Höhle zu kommen schien.

„Dann musst du eben dafür sorgen, dass sie es nicht merken", sagte Zoraida scharf. Ihre Augen funkelten wie kaltes Metall, ihre Haltung war steif und entschlossen. „Benutze deine Kräfte so wenig wie möglich. Lass sie nicht misstrauisch werden."

Tierra schüttelte heftig den Kopf, ihre Angst war beinahe greifbar. „Das habe ich versucht, aber die anderen haben mich gestern dazu gezwungen. Wäre Lani nicht so schnell gewesen, hätte ich den Sturz in die Schlucht nicht überlebt." Ihre Stimme brach, und sie schluckte schwer. „Ich glaube, es war ein Fehler, mich in diese Mission hineinzuziehen. Wir haben den Willen des Sterns gebrochen, und jetzt bestraft er uns."

Ein eisiger Schauer durchfuhr mich, als ob ein kalter Windhauch durch meine Seele strömte. Tierras Worte hallten in meinem Kopf wider, bohrten sich wie Dolche in mein Innerstes. Mein Anhänger begann intensiver zu leuchten, pulsierte im Rhythmus meines beschleunigten Herzschlags. Was bedeuteten Tierras Worte? War sie Teil eines finsteren Plans, von dem ich nichts wusste? War sie nicht die, für die sie sich ausgegeben hatte?

„Solange die anderen nichts ahnen, ist alles in Ordnung", sagte Zoraida kalt und unnachgiebig. „Es ist an der Zeit, dass endlich eine Generation die Prophezeiung erfüllt. Deine Kräfte sind dabei nebensächlich." Ihre Stimme hatte einen stählernen Klang, der keinen Widerspruch duldete.

„Ich glaube, Tara misstraut mir", flüsterte Tierra und senkte den Blick, ihre Augen suchten Zoraidas Gesicht, flehten um Bestätigung. „Es ist, als würde sie spüren, dass etwas nicht stimmt. Sie... sie ahnt es vielleicht."

Zoraida lächelte dünn, ein Lächeln, das jede Wärme vermissen ließ. „Das bildest du dir nur ein, meine Liebe. Ihre Kräfte sind noch nicht voll entwickelt. Sie wird nichts bemerken. Du musst nur vorsichtiger sein und darauf achten, nicht aufzufallen."

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, als ich den Worten lauschte. Sie sprachen über mich, als wäre ich ein Hindernis, das aus dem Weg geräumt werden musste. Mein Kopf fühlte sich schwer an, und ein dumpfes Pochen erfüllte meine Schläfen, als ob mein Herz einen rhythmischen Kampf gegen die Bedrohung führte. Wer waren diese Menschen wirklich? Was für ein Spiel spielten sie? Und was hatten sie vor?

Ich wusste nicht, wie lange ich dort gestanden hatte, gefangen in einem Zustand von Schock und Entsetzen. Die Vision verblasste langsam, das Licht zog sich zurück, und die Stimmen wurden wieder zu einem unverständlichen Murmeln, bis sie schließlich verstummten. Zurück blieb nur die Dunkelheit, die Stille, die mich wie ein unerbittlicher Schleier umhüllte. Aber eines war sicher: Tierra war nicht die, für die wir sie gehalten hatten. Und meine Rolle in all dem war größer, als ich je gedacht hatte. Eine schreckliche Vorahnung ergriff mich, und ich wusste, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor.

Die Legende der Elemente - Das Erbe der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt