Eins

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Unruhig flackerten meine Lider, als der Schwindel mich wie eine undurchdringliche Wand umhüllte

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Unruhig flackerten meine Lider, als der Schwindel mich wie eine undurchdringliche Wand umhüllte. Die pastellgelbe Wand vor mir begann, sich zu verformen und in wirbelnde Muster zu zerfallen. Der Stern, der mir seit Wochen immer wieder erschien, tauchte erneut auf – ein flackerndes, mehrdeutiges Symbol in meinen wankenden Visionen. Dieses Mal pulsierte der Stern in einer geheimnisvollen, fast drohenden Weise, seine Farben vermischten sich in einem unheimlichen Tanz. Jede Zacke – rot, hellblau, dunkelblau, braun und gelb – schien mir eine undurchdringliche Botschaft zu übermitteln, die ich nicht verstehen konnte.

Ich holte tief Luft, in der verzweifelten Hoffnung, dass das Bild des Sterns endlich verblassen würde. Aber die Farben blieben wie bunte Kleckse vor meinen Augen, die in die Dunkelheit meines Bewusstseins tanzten. Es war, als ob der Stern in meinem Kopf leuchtete und die Realität mit einer unheilvollen Aura umhüllte.

Als ich versuchte, mich zu sammeln, flackerte der Stern auf und verschwand im gleichen Moment. Erleichtert atmete ich aus, doch jedes Mal, wenn ich ihn sah, kam mir vor, als würde ich langsam den Verstand verlieren. Vielleicht stimmte das ja auch...

Die gedämpfte Stimme meiner Mutter, sanft und gleichzeitig durchzogen von Besorgnis, drang zu mir: „Tara, komm, es gibt Kaffee." Ihre Stimme war warm, aber auch von einer ständigen, kaum verhohlenen Angst durchzogen, die sich in ihrem leicht zitternden Tonfall widerspiegelte.

Langsam richtete ich meinen Oberkörper auf, bemüht, mich nicht zu schnell zu bewegen. Der tägliche Schwindel brachte eine lähmende Müdigkeit mit sich, als würde mir jemand die Kraft aus dem Körper ziehen. Es fühlte sich an, als hätte ich seit Tagen nicht geschlafen, obwohl ich die Nächte durchschlief. Das unaufhörliche Gefühl der Erschöpfung begann, mir ernsthafte Sorgen zu bereiten.

Mit wackeligen Beinen erhob ich mich und taumelte durch mein Zimmer. Die Wände waren in einem sanften Pastellgelb gestrichen, das sich nun vor meinen Augen in einem unruhigen Fluss von Farben verlor. Die Möbel in meinem Zimmer, einst vertraut und stabil, wirkten jetzt verzerrt und fremd. Der alte Holzschreibtisch neben dem Fenster, der Stuhl mit den abgegriffenen Armlehnen und das Bücherregal, dessen Bücher jetzt wie Schatten auf den Regalböden lagen – alles schien sich in einer trüben Verzerrung zu verlieren. Ich stützte mich an der Wand ab, deren Tapete sich rau und unnachgiebig unter meiner Hand anfühlte.

Plötzlich wurde der Schwindel so stark, dass ich hektisch nach meinem Kleiderschrank griff, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Früher wäre mir nur so schwindelig geworden, wenn ich mindestens dreißig Runden auf einer schlimmen Achterbahn gefahren wäre – jetzt schien es ausgereicht zu haben, nur aus dem Bett zu steigen.

„Ganz ruhig, Tara, dir geht es gut! Das bildest du dir alles nur ein...", versuchte ich mir einzureden, während ich zwei tiefe Atemzüge nahm, um mich wieder zu sammeln. Doch der Schwindel und die unaufhörliche Müdigkeit ließen meine Selbstberuhigung wie eine schwache Illusion erscheinen.

Die Stimme meiner Mutter erklang erneut, und ich hörte, wie sie dieses Mal den Namen meines kleinen Bruders rief. Zwei Sekunden später stürmte Marik, der gerade acht Jahre alt war, an mir vorbei den Flur entlang. Er war ein kleiner, lebhafter Junge mit strubbeligem, braunem Haar und großen, neugierigen Augen, die vor Aufregung funkelten. Wenn ich so rennen würde wie er, würde ich vermutlich tot umfallen. Eine Garantie dafür gab es nicht, aber ich hatte auch keine Lust, es auszuprobieren.

Meine Hand glitt an der weißen Tapete entlang, während ich mich langsam durch den Flur kämpfte. Die Geräusche des Hauses – das Knarren der Dielen, das entfernte Klappern von Geschirr in der Küche – waren mir vertraut und gaben mir einen gewissen Halt. Doch die ständigen Geräusche wurden zu einem unruhigen Hintergrundrauschen, das die beunruhigende Dunkelheit in mir nur verstärkte.

„Tara?", kam die besorgte Stimme meiner Mutter von unten. Ich hatte es bis zur Treppe geschafft und sah sie am Fuß der Stufen stehen. Ihre Augen waren von tiefem Blau, aber sie waren jetzt von Falten durchzogen, die den Ausdruck ihrer ständigen Sorgen betonten. Ihre blonden Haare, die einst immer ordentlich frisiert waren, fielen ihr nun in ungepflegten Strähnen ins Gesicht. „Ist dir wieder schwindelig?"

Ihre Stimme klang sanft, aber ihre Besorgnis war unverkennbar. Seit mein Vater vor einigen Monaten gestorben war, hatte sie sich zu einer übervorsichtigen Mutter entwickelt, die jede noch so kleine Veränderung als potenzielle Gefahr ansah. Ich nickte und stieß ein leises Seufzen aus. In den letzten Wochen hatte sie oft versucht, mich zu überreden, zum Arzt zu gehen, aber ich wollte nicht. Ich hatte mir selbst immer wieder eingeredet, dass mit mir alles in Ordnung war, doch der Schwindel und die Müdigkeit, die mich seit Wochen begleiteten, ließen mich langsam an mir selbst zweifeln.

„Mama, ich bin nur ein bisschen müde", sagte ich leise. „Ich leg mich lieber wieder hin." Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und versuchte, meiner Mutter ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, doch es gelang mir nicht.

Sie nickte, strich mir sanft über die Wange und sagte: „Vielleicht sollten wir doch mal zum Arzt, Tara." Ihre Hand zitterte leicht, als sie eine Strähne meines blonden Haares hinter mein Ohr legte. In ihren blauen Augen sah ich die Trauer und Verzweiflung, die sie seit Wochen in sich trug, obwohl sie versuchte, sie hinter einer Maske aus alltäglicher Routine zu verbergen.

Mein Blick wanderte zu Thea, die mit verschränkten Armen an der Wand lehnte. Mit sechzehn war sie bereits eine imposante Erscheinung. Ihr dunkelbraunes, glattes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, der ihre scharfen, grünen Augen betonte. Ihr Gesichtsausdruck war kühl und fast feindselig, ein ständiger Ausdruck von Unzufriedenheit. „Das ist unfair! Wenn ich mal keine Lust habe, mich an den Tisch zu setzen, darf ich auch nicht auf mein Zimmer", warf sie ein. Ihre Stimme war gereizt, und ich spürte, wie sich die Anspannung im Raum verdichtete.

„Ihr geht es ja auch nicht gut", erwiderte Mama ruhig, aber in ihrer Stimme schwang eine Warnung mit. Thea schnaubte. „Natürlich, Mama. Tara sagt, dass es ihr nicht gut geht, und du tanzt nach ihrer Pfeife." Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag, und der Schmerz in meiner Brust war fast physisch spürbar.

„Schon gut, ich setze mich zu euch", sagte ich leise, um den Streit zu vermeiden. Ich schleppte mich zum Küchentisch, wo Marik bereits saß und seine Augen auf den Schokoladenkuchen gerichtet hatte. Marik hatte seinen ganzen Fokus auf den Kuchen gerichtet, als wäre er das einzige, was in dieser chaotischen Welt für ihn einen Sinn ergab. Normalerweise hätte ich mich über den Kuchen gefreut, aber heute fühlte ich mich zu schwach, um einen Bissen herunterzubekommen.

Alles begann sich zu drehen. Die Welt um mich herum verschwamm, und ich klammerte mich verzweifelt an die Tischplatte, um nicht zu stürzen. Die Müdigkeit war überwältigend, als ob ich in einen endlosen, dunklen Schlaf fallen könnte.

„Tara!", hörte ich die verzerrte Stimme meiner Mutter, gedämpft und wie aus weiter Ferne. Der Boden unter meinen Füßen schien zu schwanken, und ich wusste, dass ich nicht mehr lange stehen konnte. „Es tut mir leid, aber ich muss mich hinlegen", murmelte ich, ohne sicher zu wissen, ob meine Worte überhaupt zu ihr durchdrangen.

Ich taumelte wie betrunken ein paar Schritte in Richtung Treppe, doch dann gaben meine Beine nach. Das letzte, was ich hörte, war der erschrockene Ruf meiner Mutter, bevor sich die Dunkelheit wie ein erdrückender Vorhang über mich senkte und alles um mich herum erstickte.

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Hallo :) Danke das du dich dafür entschiedenen hast meine Geschichte zu lesen. Das ist meine erste Geschichte im Genre Fantasy und ich hoffe sie gefällt euch :)

Für Kritik und Verbesserungvorschläge bin ich immer offen. Auch Votes und Kommis sind gerne gesehen :)
Danke an @MagicalTsunami für das Cover :)

Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.

LG Vivi

Die Legende der Elemente - Das Erbe der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt