Nackte Tatsachen

863 46 6
                                    

POV Jungkook

Morgen sollte das Interview, welches noch Ausstand, aufgenommen werden. Die Interviews auf Koreanisch fand ich noch einigermaßen Angenehm, aber sobald die Interviews auf Englisch stattfanden, war ich raus. Natürlich verstand ich etwas mehr als früher, aber nur das Wichtigste. Zum Glück hatten wir Namjoon, der es eindeutig perfekt sprechen konnte, was er uns jedes Mal aufs Neue präsentierte. Doch bevor ich jetzt noch weiter über den nächsten Tag nachdenken konnte, musste ich erst Mal den heutigen Tag bewältigen. Einige alte Crew Mitglieder würden heute vorbei kommen und mit uns den Einstieg feiern.

Völlig fertig und verschwitzt verließ ich den Fitnessraum. Tae war schon vor einer halben Stunde gegangen und meinte im vorbei gehen, dass ich es nicht übertreiben sollte. Was weiß der schon, was ich alles aushalten kann. Allerdings war ich etwas verwundert, dass er es so lange hier war. Naja, irgendwo müssen die Muskeln ja herkommen, die ich vor gar nicht langer Zeit unter seinem Pullover erfühlen konnte. Wenn ich an diesen einen Moment zurück denke, als er mich so verlangend geküsst und berührt hat, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut und meine Lippen fangen an zu kribbeln. Er konnte sehr gut Küssen, aber das muss an der Übung liegen, die er in den letzten Jahren gehabt hat. Ich mein, mehr als 20 Frauen? Was ist nur aus dem Mann geworden, der Frau, Kind und Haus wollte? Wahrscheinlich das gleiche, wie bei den anderen: Sie sind erwachsen geworden! Nur ich habe das Gefühl, dass ich nicht besonders „gereift" bin.

Ich ging ins Bad und schloss die Tür hinter mir, zog meine Kleider aus und stellte mich vor den Spiegel. Immer wieder ließ ich meine Muskeln spielen und schaute mich genau an. Früher fand ich meinen Körper nicht besonders ansehnlich, aber mittlerweile war ich zufrieden. Ich sah nicht mehr wie ein Junge aus, sondern tatsächlich wie ein Mann. 

Plötzlich riss jemand hinter mir die Tür auf. Vor Schreck drehte ich mich in die Richtung und vergaß kurz, dass ich völlig nackt dastand. „Oh, verdammt!", sagte Hobi und nach einem kurzen Schockmoment ging er schnell wieder raus. Mit einem Knall schloss er die Tür. 

Mit großen Augen schaute ich auf die geschlossene Tür. War klar, dass mir sowas wieder passiert. „Es tut mir so leid!", sagte Hobi durch die Tür und ging dann. Mich hätte ja interessiert, was er wollte! 

Draußen hörte ich ein lautes „Was?" und dann jemanden rennen. Die Tür wurde erneut aufgerissen und Jimin stand da. Völlig ohne Scham schaute er mich von oben bis unten an. Dahinter stand Jin, der den Daumen nach oben machte. 

Ich griff mir schnell ein Handtuch und wickelte es um meine Hüfte. „Geht's noch?" Schnell rannte ich zur Tür und versuchte die zwei weg zu schieben, damit ich endlich abschließen konnte und Duschen. 

„Was denn?", sagte Jimin. „Das kann sich doch sehen lassen oder Jin?" „Absolut!" Er hielt immer noch den Daumen nach oben. Es war mir nun richtig peinlich und unangenehm. „Verschwindet! Ihr seid unmöglich!" Sie waren gnädig und gingen endlich zur Seite. 

Außer Atem lehnte ich mich an die geschlossene Tür. Was war das? Können sie sich nicht selber anglotzen? Ich schaute in den Spiegel und sah, dass ich knallrot im Gesicht war. Ich glaub jetzt sollte ich besser kalt duschen, ist eh besser nach dem Training.

POV Taehyung

Jimin hüpfte um mich rum und sagte immer wieder, dass ich hätte sehen sollen wie gut Jungkook ohne Kleidung aussah. Ich tat so als ob es mich nur halb interessieren würde und versuchte zu verstecken, dass ich etwas neidisch war, dass die drei ihn so sehen durften. Ein kleines Stimmchen in meinem Kopf sagte immer wieder: Das könntest du auch sehen, wenn du wolltest und du könntest noch ganz viele andere Sachen mit ihm anstellen. Nicht hilfreich! 

„Boah, bei ihm sitzt alles an richtiger Stelle! Ich mein, wäre er ein Mädchen, dann...", er stockte kurz, „Natürlich nur, wenn du ihn dann nicht haben wollen würdest. Dann würde ich mich rann machen, aber sowas von!" 

Ich schaute ihn ausdruckslos an. „Und das soll mir jetzt WAS sagen?" Jimin fuchtelte vor mir rum. „Schnapp ihn dir! Bevor es jemand anderes macht!" Ich schnaubte und legte mich auf mein Bett. Mit meinen Armen stützte ich mich ab. „Als ob ich nicht auch ohne dich wüsste, dass er perfekt ist! Aber es geht nicht. Es würde riesige Probleme machen und ich weiß nicht, ob wir das überhaupt überstehen würden. Nicht als Gruppe und nicht zu zweit." 

Völlig entmutigt ließ sich Jimin auf mein Bett fallen. „Jaja, du hast ja recht, aber ein kleiner Teil von mir hofft immer noch, dass es ein Happyend gibt!" Ich beugte mich zu ihm vor und legte meine Hand auf seine Schulter. „Im echten Leben gibt es sowas sehr selten und ich glaube nicht, dass ich einer der Glücklichen sein könnte." 

Zum Glück hatte ich mich dafür entschieden Jimin nichts von dem Kuss zwischen Jungkook und mir zu erzählen, sonst würde ich ihm wahrscheinlich noch Hoffnungen machen. Trotzdem war es schon süß von Jimin, dass er versuchte Jungkook und mich zu unterstützen. Naja und naiv war es auch, aber so war Jimin schon immer. Ein kleiner Sonnenschein. Ich kann mich an eine Zeit erinnern, wo ich so ähnlich war, aber es fühlte sich an, als ob es Erinnerungen aus einem ganz anderen Leben waren.

Nach längerem Schweigen, schlug Jimin vor, runter zu gehen und alles für heute Abend mit den Jungs zu besprechen. Als wir auf den Flur traten hörte ich schon von weitem, wie Namjoon fluchte. „So ein Mist und ich habe das verpasst!" Hobis Stimme mischte sich ein. „Ich schwöre euch, neben Jungkook werde ich mich jetzt nur noch wie eine Nudel fühlen. Das war kein Gramm Fett an ihm!" „Jetzt übertreib mal nicht, Hobi! Es war nicht zu viel. Es saß alles an der richtigen Stelle", sagte Jin. "Beeindruckend fand ich die Tattoos dazu. Ich überlege jetzt, ob ich mir auch ein paar stechen lassen sollte."

Als wir unten waren, sahen wir, wie die drei in der Küche am Tresen standen. Yoongi saß in dem Sessel dahinter und beschäftigte sich mit seinem Handy. „Lass das mal lieber, Jin. Dir würde das überhaupt nicht stehen!" Ungläubig schaute er zu uns. „Was? Warum nicht? Mir steht doch alles!" 

Jimin holte sich was zum Trinken aus dem Kühlschrank und ich setzte mich zu Yoongi. „Aber du bist kein Bad Boy, Jin. Du bist der gut aussehende, nette Onkel von nebenan." Jin schüttelte seinen Kopf. „Ich weiß jetzt nicht, ob ich beleidigt sein sollte oder geehrt." 

Wir hörten wie jemand die Treppe runter polterte. Da sonst alle hier waren konnte es ja nur Jungkook sein. Gleich darauf stapfte er wütend in die Küche. "Geht's eigentlich noch!", sagte er etwas lauter und energischer als sonst. „Was sollte das vorhin oben im Bad? Macht ihr das bei jedem?" 

Jimin zog die Schultern hoch. „Ich finde du solltest dich gelobt fühlen, dass wir sehen wollten, was aus dir geworden ist! Und schämen musst du dich auch für nichts! Sieht doch super aus!", und damit zeigte Jimin auf den Körper von Jungkook. 

Etwas perplex stand Jungkook nun da und schien zu überlegen, was er auf diese freche Aussage von Jimin antworten sollte. „Schön, dann werde ich jetzt immer abschließen, damit sowas nicht nochmal passieren kann!" Jimin grinste. „Mach das nur, sonst könnte es sein, dass es noch andere besondere Leute sehen könnten!", damit schielte er kurz zu mir rüber und dann wieder zu Jungkook. Dieser folgte seinem Blick und lief prompt rot an, als er mich erblickte. „Das ist doch, ... ich...", stotterte er, dann atmete er tief ein. „Ich habe keine Ahnung, was du meinst!" 

Er ging zum Kühlschrank, als ob nichts wäre und holte sich etwas zu Essen raus. „Weiß einer von euch, wie viele Leute heute kommen? Müssen wir noch irgendwas einkaufen oder haben wir alles da?" Ganz unauffälliger Themenwechsel, Jungkook. Das sahen die anderen wohl auch so, denn sie grinsten vor sich hin. Yoongi antwortete auf Jungkooks Frage. 

„Wir waren vorhin schon ein bisschen einkaufen. Wir machen nichts Großes. Haben ein paar Snacks geholt und ein bisschen Alkohol. Wenn es leer ist, ist es leer!" Jungkook hatte die Vorräte entdeckt und schnappte sich eine Packung Käsestangen. Er riss sie auf und fing an, sie zu knabbern. „Ey, die sind für nachher!", sagte Namjoon und versuchte Jungkook die Packung aus der Hand zu nehmen. Der schaute nur finster zu diesem und meinte, dass das Frustessen ist und er das darf. Daraufhin ließ Namjoon ihn in Ruhe.

Es dauert nicht lange, bis die ersten Gäste eintrafen. Schlussendlich waren wir 19 Leute in dem Haus und setzten uns ins Wohnzimmer. Es war ein schöner Abend mit tollen Erinnerungen von früher. Einige von den Jungs hatten ein Best-of von den letzten Jahren zusammengestellt. Es war sehr lustig, vor allem die Kommentare, die immer wieder dazu standen. Für mich sah es aus, wie bessere Zeiten. Vielleicht konnte es wieder so werden, wenn wir uns alle anstrengen würden. Jimin lehnte sich an mich und flüsterte mir ins Ohr: „Ab jetzt wird es noch besser, versprochen!"

Neustart - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt