Jeder Anfang ist schwer part 2

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POV Jungkook

Als wir öffentlich bekannt gaben, dass wir eine Pause vom Bandleben machen, war es anfänglich sehr schwer für mich zu akzeptieren mich nicht ständig mit meinen Freunden austauschen zu können. Über einige Monate haben wir uns noch Nachrichten geschickt oder ich traf mich mit einzelnen, aber schnell entfremdeten wir uns voneinander. Jeder hatte sein eigenes Leben, seine eigene Karriere.

Jetzt wieder hier zu sein, mit ihnen zusammen und einen Neustart zu wagen wirkte befremdlich. Vor allem für mich, der am Anfang große Schwierigkeiten hatte sich in die Gruppe zu integrieren. Dank Taehyung habe ich zeigen können wer ich bin und wurde akzeptiert.

Im Laufe der Jahre hat sich zwischen mir und Tae etwas entwickelt, was wir beide nicht erklären konnten. Wahrscheinlich aber eher nicht erklären wollten. Wie hätten wir es auch für andere begreifbar machen sollen? Wir stehen eigentlich auf Frauen, aber bei uns zweien ist das anders. Völliger Blödsinn! Wir sind zwei Männer, daran wird sich auch nie etwas ändern. Trotzdem fühlte ich mich immer anders bei Tae. Als ob ich meine zweite Hälfte gefunden habe. Meinen Seelenverwandten. Es war schön von ihm berührt zu werden, auch wenn es nur Kleinigkeiten waren. Um so älter wir wurden, um so komischer wurde es jedoch. Es war nicht mehr nur dieses Wohlfühlgefühl, sondern zum Teil auch Erregung. Ich habe nicht verstanden, was sich verändert hat. Tae dafür schon. Er hat sich zurückgezogen und versucht andere Kontakte zu knüpfen. Er würde wahrscheinlich sagen: Freiraum geben für neue Sozialkontakte. Das war auch einer der Gründe, warum wir schlussendlich eine Pause für die ganze Band beschlossen haben und neue Wege gegangen sind.

Wir wussten, dass es irgendwann wieder zu einem gemeinsamen Projekt kommen könnte, doch ich hoffte insgeheim, dass es eine Weile braucht, damit die Gefühle Zeit hatten zu verschwinden und ich irgendwann sagen konnte, dass es sie nie gab. Ziah, zwei Jahre haben wohl nicht gereicht. Da genügt eine einfache Berührung und ich fühl mich wieder wie ein Teenager, deren Gefühle überquellen. Pech gehabt Jungkook. Hier bist du nun, hast einen Vertrag unterschrieben und darfst dich jetzt jeden Abend in den Schlaf weinen bis das ganze wieder ein Ende findet. Hoffentlich ohne, dass ich großen Schaden nehme. Ich weiß es klingt total egoistisch, aber momentan bin ich der einzige, der sich darum kümmert.

„In fünf Minuten geht es los. Macht euch bereit!", wurde gerade in den Raum gerufen indem wir unsere Wartezeit verbracht haben, nachdem alle fertig gestylt waren. Das Rumsitzen haben wir mit belanglosem Gequatsche gefüllt und eigentlich nur darauf gewartet, dass das Interview begann. Ich habe erfahren, wie sie ihre Zeit die letzten zwei Jahre verbracht haben und zwar genau so, wie ich es auch aus der Presse entnehmen konnte. Wie gesagt, seeeeeehhhhhr interessant.

In dieser Zeit merkte ich, wie Tae mich die ganze Zeit über beobachtete, dass fiel allerdings nicht nur mir auf. Auch Jimin sah dem ganzen gespannt zu. Sobald ich wagte zu Tae zu gucken, schaute er grimmig weg. Lenkte ich meinen Blick wieder woanders hin, traf mich sein Blick erneut. Hätte Tae Laseraugen, hätte ich Löcher im Körper. Und sowas nennt man Erwachsen, so ein Blödsinn. Jimin konnte sich nun nicht mehr zurückhalten. „Darf ich fragen, was bei euch zweien gerade schiefläuft?" Die anderen schauten auf und sahen, wie Jimin zwischen Tae und mir hin und her blickte. Tae kniff die Lippen zusammen. „Nichts!" Ein entrüstetes Schnauben war von Jimin zuhören. „Das ist nicht 'nichts'!" mit der Hand fuchtelte er zwischen uns hin und her. „Ihr könnt euch ja noch nicht mal in die Augen schauen." Das waren Jimins letzte Worte für den Moment, denn wir wurden abgeholt und zur Bühne gebracht.

Das klappt doch perfekt. Sollten wir die nächsten Monate immer so ein Glück haben, wenn schwierige Themen besprochen werden, dass wir einfach etwas anderes tun müssen, bin ich gerettet. Herr Gott, das kann doch wohl nicht so schwierig sein mir einen einzigen Wunsch zu erfüllen, wenn der da oben eh schon ordentlich Mist gebaut hat, was meine Gefühlswelt angeht. Ich schaute zu Jimin und merkte, dass er mich auch beobachtet. Mit einem Blick signalisierter er mir: Wir reden später! Mist, ich hatte doch ganz vergessen, wie Jimin war. Wenn ihm was auf der Zunge brannte, musste das raus. Egal, ob man es hören wollte oder nicht. Bei mir kam es häufiger vor, dass ich es nicht hören wollte.

Wir wurden auf die Bühne geholt und von kreischenden Zuschauern empfangen. Winkend setzten wir uns auf die Stühle, die für uns bereitgestellt wurden. Es gab eine Erhöhung auf der Jin, Tae und RM saßen, der Rest saß eine Etage tiefer. Somit hatte ich Tae direkt hinter mir und Jimin neben mir.

Uns wurden die allgemeinen Fragen gestellt. Was wir so gemacht haben, wie es dazu kam, dass wir wieder ein gemeinsames Projekt starten usw. Währenddessen hatte Tae wohl eine Sitzposition gefunden, die mich unglaublich ablenkte. Seine Ellbogen hatte er auf seinen Beinen abgestützt, den Kopf auf den Händen und blies mir seinen Atem das ganze Interview über in den Nacken. Kein Wunder, das ich total abgelenkt war und nicht mitbekam, wie mich der Moderator ansprach. Erschrocken blickte ich auf und nahm den Mann nun endlich richtig war, der mich aus meinen Gedanken gerissen hatte. Die anderen versuchten ihr Lachen zu verbergen, man merkte aber, dass es ihnen sehr schwer viel. „Ich habe sie gefragt, ob schon neue kreative Ideen auf eurer Liste stehen, die ihr gemeinsam umsetzen werden." Ich setzte mein professionelles Gesicht auf, bestätigte das ganze und fügte hinzu, dass ich es natürlich noch nicht genauer erläutern könnte, weil es noch in den Kinderschuhen steckt. Das stimmte den Interviewer zufrieden und ich konnte wieder meinen Gedanken nachgehen. Ab und zu lachte ich, wenn die anderen lachten und dann war das Interview auch schon vorbei.

Ich konnte gar nicht schnell genug von der Bühne und den Kameras weg sein. Ich rannte schon fast von der Bühne und mir war es in dem Moment auch völlig egal, dass ich J-Hope dabei fast umrannte. Der erste Weg war auf die Toilette und meinen Puls wieder runterbringen. Allein Taes Atem in meinem Nacken hatte meinen Puls so schnell in die Höhe getrieben, dass ich froh darüber war vorher geschminkt worden zu sein, sonst wäre ich wahrscheinlich in die Geschichte eingegangen als menschliche Tomate. 

Die Erregung ließ langsam nach und machte Platz für ein anderes Gefühl, nämlich Wut. Das hatte Tae doch mit Absicht gemacht. Er wusste, dass es mich aus der Fassung bringen würde. Wahrscheinlich hatte er sogar damit gerechnet, dass ich früher durchdrehte und das Interview damit noch interessanter machen würde. So ein Mistkerl.

Ohne genau darüber nach zu denken riss ich die Tür vom Badezimmer auf und rannte zu den Jungs. Doch den einzigen den ich wahrnahm war Tae, der total lässig auf der Couch saß und in sein Handy schaute. Als ich reinkam Blickte er auf, um kurz darauf ein Kissen ins Gesicht geschleudert zu bekommen. „Du bist ein riesen Vollidiot, weißt du das?!" Nicht eine einzige Sekunde hatte ich das Gefühl, dass er nicht wüsste, was ich meinte. Trotzdem erwiderte er vollkommen ausdruckslos: „Was ist denn los, Kookie?" Das machte mich noch eine Spur wütender und im nächsten Moment schubste ich ihn wieder auf die Couch zurück, von der er gerade aufgestanden war und schlug mit dem Kissen immer wieder auf ihn ein. „Das weißt du ganz genau!" Plötzlich packten mich zwei Arme und entfernten mich von Tae, der nun grinsend auf dem Sofa saß und versuchte seine Haare wieder in Form zu bringen. „Ich wusste gar nicht, dass sowas in dir steckt, Kookie!" Namjoon hatte mich von Tae weggezogen und fragte nun entsetzt: „Was ist denn in euch gefahren. Spinnt ihr?!"


Neustart - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt