Düfte und Süchte

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Pov Taehyung

Erschöpft ließ ich mich in mein Bett fallen und starrte an die Decke. Ich war ausgelaugt. Nicht wegen der Arbeit im Studio, sondern wegen diesem ganzen Theater, um Jungkook und mich. Wir waren nicht mal ein Paar und trotzdem war es schon komplizierter, als alle anderen Beziehung vor ihm zusammen. Ich sehnte mich nach Unbeschwertheit, nach weniger Denken und mehr machen. 

Seufzend drehte ich mich auf den Bauch und umarmte mein Kissen. Vielleicht sollten wir es jetzt schon beenden bevor wir zu viel investieren und zum Schluss enttäuscht sind. Allerdings kann ich ehrlich gesagt nicht sagen, dass ich mich groß rein gehangen habe. Es ist einfach passiert. Als ob es natürlich wäre, dass wir zusammen finden. Als ob es so vorherbestimmt wäre und ganz ehrlich: Seit wann ist das Besondere leicht zu erreichen? Vielleicht sollte ich alles was jetzt passiert, als Omen sehen. Als Vorbereitung auf das, was uns noch erwarten wird. Vielleicht sitzt dort oben jemand und sagt: Junge, ich zeig dir, was du noch schaffen musst, wenn du diesen Weg wählst, um dein Glück zu erreichen. Ich geb dir jemanden mit, der diesen Pfad mit dir gemeinsam geht und es dadurch leichter macht. 

Ich konnte mich tatsächlich nicht beklagen. Ich fühlte mich in Jungkooks Nähe wohl. War glücklich. Fühlte mich angekommen. Wie wenn man von einer langen Reise nach Hause zurück kehrt und die erste Nacht wieder in seinem eigenen Bett schläft. Zusätzlich mit Kribbeln auf der Haut, sowie wenn der erste Sommerwind deine Haut streift oder du den Waldduft nach einem Regenschauer tief in deine Lungen ziehst. 

Träge drehte ich mich auf die Seite und schaute auf den leeren Teil meines Bettes. Mein Herz fühlte sich schwer an, als ich Jungkook dort nicht sah. Er hatte mir gesagt, dass er heute in seinem Bett schläft, aber trotzdem machte es mich traurig. Es ist nur eine Nacht und trotzdem fühlst du dich einsam... Willst du das für deine Zukunft? Möchtest du allein Einschlafen und allein Aufwachen? Es könnte vielleicht nicht nur heute Nacht betreffen, sondern ab jetzt immer so sein. Kein Jungkook an den du dich klammern kannst, wenn du Nähe brauchst. Jemanden in deinen Armen spüren möchtest. 

...

Aus einem mir unbekannten Grund schreckte ich auf. Draußen war es dunkel und meine Uhr zeigte 1.23 Uhr an. Ich musst wohl irgendwann eingeschlafen sein. Tief seufzte ich auf und schaute immer noch auf eine leere Bettseite.

Er war nicht gekommen. Hatte es sich nicht anders überlegt. Zum ersten Mal seit langem hatte ich das Gefühl weinen zu müssen. Es schmerzte, dass es ihm anscheinend nicht so ging, wie mir. Eine kleine innere Stimme flüsterte: Aber du bist auch nicht zu ihm gegangen. Vielleicht wartet er ja auch auf dich. Ja das stimmt, aber er war auch derjenige, der gesagt hatte, dass er nicht bei mir schläft, sondern allein in seinem Zimmer. Da kann ich mich ja schlecht aufdrängen und zu ihm rüber wandern, obwohl er ganz klar Abstand will. 

Ein Klopfen an meiner Tür ließ mich zusammen zucken. Leise rief ich ja und die Tür öffnete sich. 

ER. Jungkook. Von dem Licht des Mondes erleuchtete stand er mit Shorts und T-Shirt in der Tür. Als ob er frieren würde hatte er die Arme vor der Brust verschränkt und schaute zu mir. "Kannst du auch nicht schlafen?", fragte er flüsternd, bewegte sich aber nicht von der Tür weg. 

Zaghaft schüttelte ich den Kopf. "Ich hab schon geschlafen, aber aus irgendeinem Grund bin ich wach geworden... Vielleicht warst du der Grund? Damit ich höre, wenn du klopfst..." Er presste die Lippen zusammen. "Darf ich..." Zögernd deutete Jungkook mit den Kopf zu mir. Erleichtert hob ich meine Decke an. "Ich dachte schon, du fragst nie!" Schnellen Schrittes kam er auf mich zu und kuschelte sich fest an mich. Sein Gesicht drückte er an meine Brust und rieb seine Nase darüber. Eins meiner Beine legte ich auf ihn und drückte ihn dadurch noch mehr an mich. 

Wie ein Ertrinkender, der nach Luft japste, steckte ich meine Nase in seine Haare und atmete den Duft tief ein. Wer braucht schon Waldduft oder Sommerwinde, wenn er Jungkook hat? Es ist genau der Richtige Duft für mich, dass was ich überall Suche und nur bei ihm finde. Wie könnte ich ohne das hier noch auskommen?

"Ich dachte Abstand täte gut, aber ich hab es nicht ausgehalten...", säuselte er an meine Brust. "Es hat was gefehlt. Jemand gefehlt. Ich kam nicht zur Ruhe. Hab mich von einer Seite zur nächsten gedreht und jemanden gebraucht, der mich fest umarmt." Schief grinste ich in die Dunkelheit. Genau diese Worte brauchte ich jetzt. Ein Bestätigung dafür, dass es ihm ohne mich auch nicht gut ging. 

Ich konnte nichts dazu sagen, konnte mich nicht überwinden ihm meine Seele, genau wie er mir, zu offenbaren. Mein Schweinehund setzte sich breit in meinem Kopf fest, versperrte mir die Worte, die in meinem Kopf umher schwirrten und raus kommen wollten. Eigentlich wollte ich sagen, dass ich ihn genau so vermisst habe und mich nicht getraut habe auf ihn zu zugehen. Mein Schweinehund hieß Stolz.

Ich habe ein zu großes Ego und wenn mich jemand zurückstößt, dann verzieh ich mich schmollend in mein Zimmer oder schlage um mich. Bisher nur mit Worten. Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich fast geweint hätte, weil er aus eigenem Willen nicht bei mir sein wollte. Ich wollte ihm nicht sagen, dass mein derzeitiges Glück anscheinend von ihm abhing. Es war wahrscheinlich nicht mal Gesund, dass ich mein Ich so auf ihn ausrichtete. Aber welche Sucht ist schon normal? Andere waren süchtig nach Drogen oder Zucker. Ich war süchtig nach Jungkook. Nach seiner Aufmerksamkeit, seinen Berührungen, seinem Geruch und Geschmack. Ich bin wie ein Kind, was nach Süßigkeiten geifert. Wahrscheinlich dachte ich nur, dass ich Erwachsen geworden bin und tatsächlich war ich noch das Kind von damals, als ich diese sechs Jungs kennen gelernt habe. Als ich IHN kennengelernt habe.

Neustart - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt