Neustart - Taekook

Verwirrung

Pov Jungkook 

einige Zeit vorher

Mira hatte mich mal wieder völlig überrascht, aber darin war sie schon immer gut. Irgendwie wusste ich nie, was sie im nächsten Moment tun wird und stand meistens nur perplex neben dran. 

Es hatte mir überhaupt nicht gefallen, dass sie wie eine Abrissbirne in unser Haus gepoltert kam und mich beansprucht hat, obwohl ich was anderes SEHR Wichtiges zu tun hatte. Viel lieber würde ich jetzt gemeinsam mit Tae in der Küche stehen und im besten Fall unsere Zweisamkeit genießen, während wir die Küche putzten. Jetzt stand er bestimmt allein dort und räumte das Chaos auf. 

Ich seufzte kurz auf. Unglaublich, dass ich mich mal so nach Küche putzen sehnen würde... "Was ist los mit dir, Kookie? Du wirkst ziemlich abwesend?" Mira legte sich bäuchlings neben mich aufs Bett und schaute mich von der Seite an. 

Ich drehte mich auf den Rücken und rieb meine Hände übers Gesicht, bevor ich ihr antwortete. "Mira, du kamst gerade zu einer ganz unpassenden Zeit... Ich hatte eigentlich was zu tun..." Sie runzelte die Stirn. "Was ist denn so wichtig, dass du keine Zeit für mich hast?" Als ich ihr ins Gesicht sah, bekam ich gerade noch mit, wie sie kurz eine Schmolllippe zog, bevor sie ihren Kopf wegdrehte.

 Ich lachte kurz und umarmte sie etwas von der Seite. "Sei nicht sauer! Tae und ich hatten vorhin die Küche eingesaut, weil wir oder besser gesagt ich, einen Kuchen für Hobis Geburtstag morgen backen wollten. Es ist leider völlig schief gegangen und der Kuchen klebte schlussendlich in der ganzen Küche nur nicht dort, wo er hin sollte..." Sie lachte auf. "Und ich dachte, die Küche sieht bei euch immer so aus! Weiß ja nicht, was in so einem Männerhaushalt abgeht!" Ich verdrehte die Augen. "Ist auch nichts anderes, als in einem Frauenhaushalt!" Ich streckte ihr die Zunge raus und sie erwiderte es prompt. 

"Hobi also... Mensch den muss ich noch von seiner Schwester grüßen. Hatte vorhin mit ihr Telefoniert, als ich hier her gefahren bin. Ist er gerade da?" Ich nickte. "Irgendwo im Haus spukt er gerade rum. Am wahrscheinlisten in seinem Zimmer." Sie grinste mich an und stand dann vom Bett auf. "Ok, dann lass uns ihn kurz suchen und dann helf ich dir beim Kuchen backen, ok?" 

Auf dem Weg zu seinem Zimmer kam er uns bereits entgegen. "Mira!" Er streckte die Arme in die Luft und grinste von einem Ohr zum nächsten. Sie rannte nun zu ihm und fiel ihm um den Hals. Beide lachten, als ob sie sich ewig nicht gesehen hätten. 

Nach einem kurzen Moment lösten sie sich voneinander. "Was machst du denn hier? Jungkook hat mir gar nichts gesagt... Ist das wieder einer deiner Überraschungsbesuche?" Sie nickte. "Ich soll dich übrigens von deiner Schwester Grüßen!" Genau durch die Genannte hatten sie sich irgendwie auch alle kennengelernt. Wäre Hobis Schwester nicht gewesen, würde Mira jetzt nicht hier stehen. Sie waren gute Freundinnen und die Freundinnen von Hobis Schwester waren auch seine. Die beiden hatten sich von Anfang an gut verstanden und es wunderte mich bis heute, dass sie mit mir zusammen sein wollte und nicht mit ihm. Ich fand die Beiden passten viel besser zusammen. 

Arm in Arm liefen sie an mir vorbei und schienen mich gar nicht mehr wahrzunehmen. Ich stiefelte ihnen still hinterher und hatte überhaupt kein Problem damit, dass sich ihre Aufmerksamkeit nun auf Hobi richtete. Gut so, dann konnte ich weiter grübeln. 

Ihr Weg brachte sie runter in die Küche. Diese war mittlerweile fast vollständig wieder in sauberem Zustand und mittendrin stand Tae und wischte gerade nochmal über die Oberfläche der Kücheninsel. 

Anerkennend pfiff Hobi durch seine Zähne und blickte sich um. "Das sieht ja fast wieder wie neu aus!" Tae nickte ohne eine Miene zu verziehen und schmiss das Tuch in seiner Hand in den Mülleimer. 

Während Hobi und Mira sich weiter unterhielten nutzte ich die Chance und ging zu Tae. "Vielen Dank fürs Aufräumen, aber du hättest es nicht allein machen müssen... Hättest du was gesagt..." Tae winkte ab und lehnte sich an die Kücheninsel. "Du hast doch Besuch! Da werd ich bestimmt nicht stören..." Ich runzelte leicht die Stirn. Das hört sich an, als ob da jemand Beleidigt war. "Ich mach es wieder gut, versprochen!" Mein Gegenüber hob die Augenbrauen und schaute mich musternd an. "Das wirst du!", sagte er und ging dann ohne weiteres an mir vorbei und die Treppe hoch. Verdutzt stand ich da. Was war das? Und warum hatte ich plötzlich Gänsehaut auf den Armen?

"Kookie?" Mira holte mich aus meinen Gedanken indem sie mit ihrer Hand vor meinem Gesicht rum wedelte. "Ja, anwesend...", sagte ich zögerlich und nahm sie nun richtig war. Anscheinend waren sie nur noch zu zweit in der Küche und kein Hobi war mehr zu sehen. Sie grinste mich an und stützte ihren Kopf auf ihren Händen ab. "Was war denn das? Hab ich da gerade sexuelle Schwingungen bemerkt?" Ich schüttelte den Kopf. "Was? Wo? Ich hab nichts bemerkt..." Sie schnipste mir gegen den Kopf. "Du und Taehyung! Da ist doch was!" Ich schüttelte wieder den Kopf. Selbst wenn da gerade was war, wollte ich nicht, dass es gleich jeder wusste. Schon gar nicht, wenn da noch nichts war, was man einen Namen geben konnte. 

"Wir sind nicht schwul, falls du das meinst..." Sie zog die Augenbrauen hoch und schaute mich abschätzig an. "Warum muss man sowas denn gleich Kategorisieren? Ich hab überhaupt kein Problem damit, wenn sich Menschen des gleichen Geschlechts mögen. Das sind Ansicht aus einer Generation, die nichts mehr zu sagen haben sollten!" 

"Wie kamen wir denn dazu jetzt?", fragte ich sie verwirrt. "Ich wollte es nur mal gesagt haben! Du kannst immer zu mir kommen, wenn du jemanden zum Reden brauchst!" Ich nickte langsam und hörte dann hinter uns jemanden in die Küche kommen. 

Jimin schnalzte mit der Zunge und schaute Mira herausfordernd an. "Dafür hat er schon mich! Aber vielen Dank für das Angebot." Verdutzt schaute ich Jimin an und dann wieder Mira. Sie schienen gerade einen Kampf auszutragen, den ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Still blickten sie einander in die Augen und blinzelten nicht einmal. 

Mira war die erste die aufgab und sich zum Kühlschrank umdrehte. Triumphierend blickte Jimin von ihr zu mir. Als er meinen Blick sah, verschwand sein Siegeslächeln und er schaute wieder ernst daher. Er räusperte sich und ging dann in Richtung Treppe. "Also gut, dann geh ich mal was machen... Hab da noch sowas oben..." Er schien nicht ganz zu wissen, was er eigentlich sagen wollte und stolperte kurz darauf die Treppe hoch.