Unschuldige Berührungen

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Pov Jungkook

Schwer atmend lagen Mira und ich im Gras. Ich hatte sie damit aufgezogen, dass sie doch eigentlich eine tolle Hausfrau wäre, da das Kuchen backen ohne irgendwelche Zwischenfälle von statten ging. Ich sagte dies mit einem Grinsen auf den Lippen, weil ich genau wusste, dass es das Letzte war, was sie wollte. Niemals wollte sie werden, wie ihre Mutter und irgendwann abhängig von jemanden sein. 

Wütend und laut fluchend jagte sie mich durch den Garten, wo ich schlussendlich irgendwann aufgab und mich entschuldigend auf die Knie schmiss. Sie riss mich dabei um und kitzelte mich aus Strafe durch. Als ich ergebend meine Hände in die Luft streckte und um Vergebung bettelte, ließ sie mich endlich gehen. 

Ein Talent von ihr war definitiv, dass sie mich gut von Dingen ablenken konnte, die mich beschäftigten. Ich konnte bei ihr abschalten und einfach nur ich selbst sein. Es gab nur eine andere Person, die das genau so gut konnte: Kim Taehyung.

Allerdings war er gerade das Problem, was mich ins Grübeln brachte und somit auch derjenige, der 24/7 meine Gedanken in besitz nahm. Manchmal brachte er meine Gefühle im Guten durcheinander und manchmal trieb er mich in die Verzweiflung. Das Zweite definitiv öfter. 

"Jungkook du grübelst schon wieder!" Mira lag immer noch neben mir und würdigte mich nicht eines Blickes. "Woher willst du das wissen? Du schaust mich gar nicht an!" Sie grinste und drehte sich etwas auf mich. "Ich spüre das!" Ich zog anerkennend meine Augenbrauen hoch. "Nicht schlecht... Wo lernt man sowas?" Sie rutschte etwas zu mir hoch und gab mir einen Kuss auf die Wange. "In der Schule des Lebens..." 

Langsam drehte ich meinen Kopf so hin, dass ich ihr in die Augen schauen konnte. Stille herrschte zwischen uns, während wir uns betrachteten. Monatelange hatte ich dieses Zusammensein mit ihr genossen. Diese Intimität und dieses Aufgefangen werden, wenn der Tag wieder stressig war. Sie hatte zwar definitiv ihre anstrengenden Momente, aber genau so ihre guten. Niemand hatte nur eine Seite in sich.

Da brauchte ich nur mich selber anzuschauen: Je nachdem, mit wem ich sprach, nahm ich unterschiedliche Rollen ein. Mal war ich der Sohn, mal der Kumpel, der Bruder, der Mitarbeiter, der Artist, der Kunde, der Geliebte...

Wieder dachte ich an Tae und unsere Freundschaft, die uns von Anfang an verbannt. Konnte ich mehrere Rollen ihm gegenüber einnehmen? Konnte ich Kumpel und Geliebter sein? Oder würde das nur Schwierigkeiten mit sich bringen? Wüsste ich, wann ich Freund und wann Geliebter sein sollte? Wollte Tae das überhaupt? 

Die Worte im Bad hatten eigentlich schon danach geklungen, als ob er eine Veränderung möchte. Allerdings eher nach einem kurzzeitigen und keinem dauerhaften Umbruch... War es wirklich so leicht die Grenzen unseres Zusammenseins zu verschieben und wenn es nicht klappt, wieder auf den Ausgangspunkt zurück zu verlagern? Klappte sowas?

Ein lautes Geräusch ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Als ich in die Richtung schaute standen da Jimin und Tae. Sie sahen etwas unsicher aus und blickten immer wieder in unsere Richtung. 

Mira setzte sich auf und winkte den Beiden zu. "Hey ihr, kommt her und leistet uns Gesellschaft! Wir schlagen uns gerade nur Zeit um die Ohren, weil der Kuchen noch bäckt." Sie grinste und zwickte mir in die Seite. "Ich möchte Kookie nicht zumuten, dass er sich um den Kuchen allein kümmern muss. Am Ende ist er schwarz..." Ich verdrehte die Augen und setzte mich auch auf. "So schlimm wäre es schon nicht! Kochen kann ich schließlich." 

Die zwei anderen waren zu uns gekommen und standen nun unschlüssig vor uns. Mira klopft auf den Platz vor sich. "Setzt euch und steht da nicht so doof rum!" Etwas ungelenkig kamen die zwei ihrer Aufforderung nach. "Erzählt mir was von euch! Ich kenn euch noch gar nicht!... Ich mein natürlich hab ich schon von euch gehört und Jungkook hat mir auch ein bisschen erzählt, aber wir haben uns noch nie unterhalten!"

"Ah was hat Jungkook über uns erzählt?", fragte Tae prompt. Mira lachte. "Nichts schlimmes, falls ihr das denkt! Ich hab halt nach Freunden und so gefragt und da hat er ein bisschen über euch gequatscht. Hat sich ja leider im letzten Jahr etwas verlaufen..." Wir nickten alle drei und starrten in der Gegend herum. 

Mit gerunzelter Stirn schaute Mira uns an. "Ähm kein gutes Thema?" Jimin zog die Schultern hoch und schien sich etwas zu entspannen. "Ach quatsch, ich hab damit kein Problem. Hab mir nichts zu Schulden kommen lassen. Hab mich immer fein gemeldet bei Beiden, aber der eine war ständig beschäftigt und der andere hat sehr selten geantwortet. Da kann ich dann auch nicht mehr machen..." 

Während Mira und Jimin sich unterhielten waren Tae und ich ganz Still. Immer wieder schaute ich schüchtern zu ihm, nur um dann ertappt weg zu schauen, wenn er auch gerade schaute. Ich fühlte mich gerade sehr in meine Pubertät versetzt, wo jeder Blick schon peinlich war. 

Verdammt, sie hatten sich bereits gegenseitig Nackt gesehen und sogar befriedigt, aber ein einziger Blick in einem anderen Kontext machte uns beide zu unsicheren Teenagern. Wie peinlich war das bitte? 

Tae presste seine Lippen aufeinander und schob langsam seinen nackten Fuß in meine Richtung. War das Absicht? Immer wieder schaute er mich kurz an und blickte dann wieder auf seinen Fuß. Unsicher machte ich es ihm nach und beobachtete unser näher kommen mit angehaltenem Atem. 

Als sich nach gefühlter Ewigkeit unsere Zehen berührten, stieß ich meine zurückbehaltene Luft aus meiner Lunge hinaus und merkte prompt, wie mein Herz gerade Loopings drehte. Meine Wangen und Ohren fühlten sich heiß an und außer unserer sanften Berührung nahm ich gerade nichts wahr. 

Vorsichtig bewegte er seinen Fuß an meinem vorbei und streifte ihn dabei leicht seitlich. Ein kribbeln ging durch meinen Körper und ich musste mich stark zusammenreißen, damit ich durch ein Zucken diese Verbindung nicht löste. 

Meine Lippen waren ganz trocken vor Anspannung. Ich befeuchtete sie kurz mit meiner Zunge und blickte zu Tae auf. Auch er schien völlig gebannt von unserer ganz unschuldigen Berührung. 

Pov Jimin

Unglaublich! Diese zwei waren sowas von vernarrt in einander. Ich konnte absolut nicht verstehen, warum sie es sich so schwer machten! 

Aus den Augenwinkel hatte ich mitbekommen, was neben Mira und mir abging. Die aufgeladene Stimmung war ja auch nicht nicht wahrzunehmen. Auch Mira hatte es bemerkt, allerdings versucht sie mir ihre Aufmerksamkeit weiterhin zu widmen. Was ich ihr hoch anrechnete, denn Tae und Jungkook waren in ihrem Verhalten draußen im Garten gerade sehr dominierend. 

Es war eine Sache vor der Badtür zu hocken und ich würde nie im Leben zugeben, dass ich es tatsächlich gemacht habe, aber eine ganz andere Sache direkt daneben zu sitzen, wenn sowas passierte. 

Die Spannung in der Luft ließ meine Haare am Körper aufrichten und mit aller Willensstärke stand ich vorsichtig auf und deutete Mira an mit mir zu kommen. So vertieft die beiden in ihre Berührung waren, würden sie ganz sicher nicht bemerken, dass wir weg waren und wenn doch, erst viel später. 

Jetzt würde ich drinnen Platz nehmen und wie ein Wachhund an der Tür zum Garten lauern. Niemand sollte diese Zweisamkeit stören. Wirklich Niemand!

Neustart - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt