Versöhnung

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Pov Jungkook

Völlig verängstig schaute ich vom Buch auf und in Taes Augen. Mein Fluchtinstinkt meldete sich schon seit einer Weile und sagte mir immer wieder, welche dumme Idee es war hier hoch zu kommen, obwohl ich noch nicht mal wusste, ob er vielleicht getrunken oder irgendwelche Mittel eingeworfen hatte. Vielleicht hatte er ja keine Kontrolle über sich und ich war ihm wieder völlig ausgeliefert, wie heute Nachmittag.

Ich beobachtete ihn und seine Reaktion und merkte dann, wie er verletzt auf den Boden schaute. Er hatte wohl meine Panik ihm gegenüber bemerkt. Jungkook du bist der größte Depp, den es auf der Welt gibt! Schau ihn dir an! Er ist traurig... wegen dir und deinem Verhalten ihm gegenüber. Du bist so egoistisch, dass du wieder nur an dich denkst! 

"Es tut mir Leid!", platzte es aus mir heraus. Stirnrunzelnd blickte er wieder zu mir auf. Scheinbar wusste er nicht, was ich meinte. "Es tut mir Leid was da heute im Trainingsraum passiert ist... Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen oder..." Tae hielt mir den Mund zu. Böse schaute er mich an.

"Geht's noch!? Sowas will ich nicht hören! Du bist an gar nichts Schuld und musst dich hier nicht so erniedrigen. Du bist derjenige, der gelitten hat und das was ich fühle ist Scham. Ich schäm mich so dermaßen dafür, dass ich mich nicht zurückhalten konnte und nicht auf deine Bedürfnisse geachtet habe! Ich hab dir Angst gemacht und dich verletzt, weil ich keine Ahnung davon hatte, was ich da machen wollte..." Er starrte auf das Buch in seinen Händen und seufzte auf. "Ich glaub, ich weiß von wem das ist..."

Abwartend schaute ich ihn an. "Yoongi, ist genau im richtigen Moment gekommen... wer weiß, was ich sonst getan hätte... Er meinte, dass er etwas für mich hätte, was mich darauf vorbereiten würde, mit einem Mann zu schlafen, so dass wir beide Spaß dabei haben..."

Ich schluckte schwer. Meine Gefühle fuhren gerade mal wieder Achterbahn und ich war zwischen Scham, Zuneigung, Dankbarkeit und Angst hin und her gerissen. Beim besten Willen wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, dass Yoongi gesehen hatte, was beinahe passiert war und uns jetzt noch Ratgeber mit auf den Weg gab.

"Und die... die sind nur... nur für dich oder auch... für mich?", stotterte ich vor mich hin. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mal darüber sprach, wie man es sich als schwules Paar richtig besorgte. Und das Wort "Schwul" überhaupt in Bezug auf mich und Tae zu verwenden, hinterließ ein unangenehmes Gefühl. 

Tae zuckte mit den Schultern und ließ sich dann aufs Bett sinken. Mit seinen Händen fuhr er über sein Gesicht und hinauf in seine lockigen schwarzen Haare. "Ich würde sagen für uns beide..." 

Ich presste fest meine Lippen zusammen und setzte mich zögerlich neben ihn. "Wie geht's jetzt weiter?", fragte ich kleinlaut und starrte auf meine Füße. Neben mir bewegte er sich vorsichtig und drehte sich dann in meine Richtung. "Ich weiß nicht... meinst du wir können das von heute überwinden und einfach versuchen weiterzumachen?"

Erleichtert und mit Tränen in den Augen drehte ich mich zu ihm. "Ja,...", flüsterte ich und versuchte mich in einem Lächeln. Tae beobachtete mich dabei und streckte dann seine Arme aus. "Komm her..." Erleichtert ließ ich mich neben ihn sinken und in eine Umarmung ziehen.

Ohne das ich es wollte schluchzte ich auf. Statt sich verschreckt von mir zu entfernen, streichelte er mir über den Rücken und küsste mich auf meine Schläfe. Um so länger wir so dalagen, umso mehr presste ich mich an ihn, legte mein Bein über ihn und krallte mich in seinem Oberteil fest. Tief atmete ich seinen Duft ein und konzentrierte mich ganz auf seine Berührung an meinem Rücken.

"Sorry..." Geistesabwesend wollte ich fragen, was er meinte, bis ich die Beule merkte, die sich in seinem Schritt gebildet hatte. Doch statt Unwohlsein fühlte ich gerade nichts als Zufriedenheit. Es war nur eine Bestätigung für mich, dass er wegen der heutigen Aktion nicht gänzlich das Interesse an mir verloren hatte. 

Ich presste mich noch näher an ihn und rieb meine Nase an seiner Halsbeuge. "Dafür nicht...", sagte ich grinsend und versuchte ihn etwas zu necken, in dem ich meine Hüfte mehr bewegte, als ich müsste, während ich mich an ihn drückte. 

Er keuchte an meinem Ohr auf und krallte sich kurz in meinem Pulli fest. "Gott, was machst du nur mit mir!" Kichernd küsste ich seinen Hals und lehnte mich dann etwas zurück. "Ist das dein neuer Name für mich? Gott... - find ich allerdings etwas übertrieben... Wir wäre es mit Traum meiner schlaflosen Nächte oder Beauty und du bist mein Beast... oder so? Nur eben in Hübsch..." 

Tae lachte bei meinen Vorschlägen und zwickte mich in die Seite. Ich zuckte und fing ebenfalls an zu lachen. "Ganz schön frech... Wie wäre es wenn ich dich Bunny nenne, wie einige unserer Fans? Das passt zu 100% und beschreibt dich eigentlich sehr gut: Total verfressen, zuckersüß und am liebsten nur am Rammeln..." 

Gespielt empört hieb ich auf seinen Arm ein. "Von wegen! Verwechsle das mit dem Rammeln, mal nicht mit dir! Wer hat denn durch die Weltgeschichte gevögelt!?" Entsetz blickte Tae mich mit weit aufgerissenen Augen an. Peinlich berührt senkte ich meinen Blick und spürte, wie meine Wangen immer heißer wurden vor Scham. Das hätte ich jetzt lieber nicht sagen sollen. Es hörte sich fast wie ein Vorwurf an. 

Ich spürte einen Finger unter meinem Kinn und wie er es vorsichtig nach oben drückte. "Schau mich an, Guk!" Zögernd machte ich was er sagte und schaute in diese wunderschönen dunklen Augen, die gerade nur mich sahen. "Ja Guk, ich hatte viel Sex mit Frauen in den letzten Jahren und wenn ich Pech hab, läuft irgendwo gerade ein kleiner Taehyung rum, von dem ich nichts weiß. Wenn das für dich ein Problem ist, dann sag es mir lieber gleich, denn daran kann ich nichts mehr ändern... Es war eine Phase in meinem Leben, die ich selbst nicht mehr richtig kontrollieren konnte und ich verfalle leider gerne mal darin zurück, wie wir es heute beide erlebt haben. Es soll keine Entschuldigung sein, sondern ein Versprechen, dass ich es nicht nochmal soweit kommen lasse!"

Ich streichelte ihm über seine Wange hoch zu seinem Haaransatz und vergrub schlussendlich meine Finger in seinen Locken. "Ich will nicht, dass du dich für immer in meiner Nähe zurückhältst und nicht sein kannst wer du wirklich bist. Das heute war einfach nur zu schnell und zu... unvorbereitet. Vielleicht sollten wir tatsächlich etwas Hintergrund Wissen ansammeln, damit es auch so schön wird, wie in unserer Vorstellung..." Ich zögerte und schlug wieder betreten meine Augenlider nieder. "Ich weiß natürlich nicht, wie sehr du das eigentlich willst und ob es nicht vielleicht zu viel Arbeit für dich ist, für etwas was eventuell gar nicht passt und..." Tae drückte seine Lippen auf meine und ließ mich damit verstummen.

Er fing an Schmetterlingsküsse auf meinem Gesicht zu hinterlassen. "Ja, ja und nochmals ja! Du bist es wert und das wurde für mich heute nur noch deutlicher!" Ich grinste und schaute ihn mit Tränen in den Augen an. Damit hatte ich jetzt überhaupt nicht gerechnet...

Neustart - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt