Kapitel 20 •Wirbelsturm der Gedanken•

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Man sah es mir an: ich war blass und verwirrter als davor. Ich wollte nichts anderes mehr hören. Das einzige, was ich will ist Adrian zu sehen. Was hat er getan, dass er nicht in Frieden ruhen kann? Wie kann man einem Menschen sowas Böses antun? Wegen dem ganzen Stress, fing ich an meinen Körper zu kratzen - unbewusst. „Lora, nalu. Gjak u bane. (hör auf. Du fängst sonst an zu bluten.)", meinte Lorent und nahm meine Hand in seinen Händen. Ich sah runter zu meinem Arm und musste feststellen, dass es wieder anfing. Man sah die Kratzspuren deutlich. „Und dein Gesicht auch.", fuhr mein Bruder fort. Ich fasste mir automatisch ans Gesicht und schwieg. Ob ich diese Angewohnheit jemals sein lassen kann? Ich schloss meine Augen, um nicht loszuheulen, doch vergebens. Tränen floßen langsam über meine knallroten Wangen. Als ich die Augen öffnete, sah ich einen besorgten Lorent vor mir. In dem Moment dachte ich an alles mögliche: das Leben meines Bruders, mein Leben, Adrian und nicht zu vergessen den anonymen Anrufer. Die perfekte Definition, wie es in meinem Kopf aussehen könnte? Wie ein heftiger Wirbelsturm, der alles mit sich reißt. Was dieser mit sich reißt? Alle meine Gedanken, welche ich nicht zuordnen kann. Ich versuche es, doch es hört nicht auf sich wie ein Tornado zu drehen. Mein Kopf tut höllisch weh. Daher fasse ich mir stöhnend am Kopf und versuche mich zu beruhigen - Fehlgeschlagen. Durch die Kopfschmerzen fangen meine Augen an weh zu tun, sodass das Fließen der Tränen kaum ein Ende findet. „Adrian!", schreie ich noch, bis ich beim Versuch aufzustehen umkippe. Ab da sah ich nur noch schwarz.
»Lorent's Sicht«
Mein Körper übersäht mit einer Gänsehaut. Ich ertrage es nicht, sie leiden zu sehen. Das verdient sie nicht. Keiner tut es. Man könnte meinen, dass sie versucht ihren Kopf zu halten. Was ihr wohl alles durch den Kopf geht? Bestimmt sehr vieles, was verdaut werden muss. Ich wusste nicht was ich tun sollte, also ließ ich sie quasi allein. Das Zimmer verließ ich nicht, sondern setzte mich vor sie hin, da sie auf meinem Stuhl saß. Plötzlich versuchte sie aufzustehen, schrie nach Adrian und kippte um. Ich sah nach hinten zur Tür und rief ihm zu: „Hilf mir! Ruf einen Arzt, oder so! Tu was!"
»Loresa's Sicht«
„Wo bin ich?", fragte ich verwirrt und fuhr mir durch's Gesicht. „Meine Seele.", sagte jemand. Mein Kopf flog direkt rechts von mir. „Adrian?", hackte ich heulend nach. Er nickte eifrig. „Was machst du hier? Wo warst du? Wieso bist du nie wieder zurückgekommen?", fing ich an, doch er unterbrach mich. „Liebes, ich hab nicht genug Zeit, um dir alles zu erklären. Hör mir bloß zu. Du musst zurück. Du sollst aufpassen und wenn es soweit ist, wirst du mich wieder sehen. Versprich mir eins: lass es zu. Lass es zu, jemand neues kennenzulernen. Vergeude deine schöne Zeit nicht damit, an mich zu denken. Ich verspreche dir eins: du wirst mich wieder sehen. Jetzt muss ich aber gehen und das solltest du auch! Geh nach Hause - mit Lorent.", sprach er mit seiner wunderschönen Stimme. Ich hörte nicht auf zu weinen. Ich schluchzte und schluchzte, aber hörte ihm aufmerksam zu und versuchte das zu verstehen, was er rätselhaft von sich gab. Er kam mir näher, gab mir einen Kuss am Haaransatz und ging. Ich weinte und schlug wild umher. Wieso geht er? Was ist passiert? Warum tut er das alles?
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Sekreti jonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt